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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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er über den Überfall nach. Was waren das für Typen, die unschuldige
     Frauen überfielen, und dann noch bewaffnet? Vielleicht waren es tatsächlich Räuber gewesen. Regine von Brest erschien ihm
     recht vermögend, und sie zeigte das auch. Sie trug mehrere Brillantringe und fuhr einen beeindruckenden Wagen, für dessen
     Gegenwert man sich in Belfast ohne weiteres eine Eigentumswohnung hätte kaufen können.
    Nachdem Padrig in sein vorübergehendes Domizil zurückgekehrt war, dachte er daran, eine E-Mail nach Rom zu senden, doch dann
     griff er lieber zum Telefon. Wahrscheinlich war es besser, Erzbischof Mendez mündlich von seinem schnellen Erfolg zu unterrichten.
     Ein wenig ungeübt, wählte er die Nummer des Vatikans. Es kam zu selten vor, daß er ein Mobiltelefon in Händen hielt.
    »Bruder Pablo«, sagte er leise, als sein Vorgesetzter sich meldete.
    »O Bruder Padrig!« Die helle Stimme am anderen Ende der Leitung klang überaus erfreut.
    |199| »Ich hab’ s geschafft«, erklärte Padrig nicht ohne Stolz. »Regine von Brest hat mich als Bodyguard engagiert.«
    Auf der anderen Seite herrschte für einen Moment Stille.
    »Sie wollen mir einen Bären aufbinden, nicht wahr?« Mendez klang ungläubig.
    »Nein«, versicherte Padrig und berichtete rasch von den Geschehnissen des Abends.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer die Täter gewesen sein könnten?«
    »Möglichweise waren es gewöhnliche Straßenräuber«, sagte Padrig, »obwohl ich mir da nicht sicher bin.«
    »Manchmal erscheint es merkwürdig, welche Zufälle einem zu Hilfe kommen«, bemerkte Mendez in seiner grüblerischen Art. »Es
     liegt offenbar doch ein Segen auf Ihrer Mission.«
    »Der Beginenorden hat anscheinend eine neue, ziemlich wichtige Mitarbeiterin«, bemerkte Padrig nachdenklich. »Es sah beinahe
     danach aus, als ob der Überfall ihr gegolten hätte. Ihr Name ist Doktor Sarah Rosenthal. Sie ist Archäologin und stammt aus
     Israel. Offenbar hat sie etwas von größerer Bedeutung entdeckt, was sie wohl in Israel in Schwierigkeiten gebracht hat. Viel
     mehr weiß ich noch nicht.«
    »Bleiben Sie an der Sache dran, Bruder Padrig. Ich werde Lucera von ihren unverhofft schnellen Erfolgen berichten, und sobald
     Sie mehr wissen, melden Sie sich.«

|200| 24.
62 n. Chr. –Aufbruch nach Jerusalem
    Der Tag war kalt und grau, aber nicht nur deshalb wirkte Paulus noch mürrischer als sonst. Mirjam bemühte sich daher auch
     nicht um Freundlichkeit, als sie vor der Hütte für Jaakov ein paar Brote und Schläuche mit Wasser auf den Esel lud.
    »Hüte dich«, mahnte sie den buckeligen Apostel aus Ephesus, »daß sie dich nicht ein weiteres Mal ins Gefängnis stecken. Das
     letzte Mal hat Jaakov dich aus der Höhle der Löwen befreien können, aber es ist fraglich, ob ihm das ein weiteres Mal gelingt.
     Wo du auch hingehst, entsteht Chaos und Unruhe. Du bist gefährlich, weil du trotz all deiner schlechten Erfahrungen noch immer
     kein Gefühl dafür hast, wie weit du mit deinen unbedachten Reden gehen kannst, ohne dein Leben und das von anderen aufs Spiel
     zu setzen.«
    »Was geht dich das an, Weib?« schnaubte Paulus verärgert.
    »Friede sei mit euch.« Jaakov, der unbemerkt hinzugetreten war, hob beschwichtigend die Hände. »Müßt ihr euch immerzu streiten?«
    »Das ist kein Streit«, erhob Mirjam ihre Stimme. »Du hättest ihn in Ephesus erleben sollen. Er sperrt den Rachen auf wie ein
     Krokodil im Delta von Alexandrien. Er hat nicht das geringste Gefühl für Gefahr, und dabei biegt er sich die Lehre gerade
     so zurecht, wie es ihm gefällt. Dann kläfft er seine Weisheiten heraus, wie ein Hund, der seinen Garten verteidigt, und ignoriert
     vollkommen, daß seine Gegner weit stärker und zahlreicher sind.«
    »Er tut nur das, was Jeschua uns immer gelehrt hat. Er spricht aus seiner Überzeugung heraus. Unter den Heiden ist er damit
     äußerst beliebt. Außerdem hat er an seine Brüder und Schwestern in der alten Heimat gedacht, indem er uns schon zum zweiten
     Mal eine solch beachtliche Summe zukommen läßt.« Jaakov bedachte |201| Paulus mit einem wohlwollenden Blick, den der Alte eher mürrisch als dankbar registrierte.
    »Er gefährdet nicht nur sich selbst«, widersprach Mirjam aufs neue. »Was ist, wenn er dich diesmal mit ins Unheil reißt?«
    Jaakov sah die Angst in Mirjams Augen. »Wir werden vorsichtig sein«, versicherte er ihr und klopfte Paulus auf die gebeugte
     Schulter. »Nicht wahr, mein alter Freund?«
    Paulus entzog sich mit

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