Die Gegenpäpstin
Heldentat.
»Was ist denn das für ein Kerl?« Rolf schien der Sache nicht zu trauen. »Wo gibt es so was? Da kommt jemand aus dem Nichts, |204| kämpft mit zwei Verrückten, schlägt sie in die Flucht und läßt sich am selben Abend noch als Bodyguard einstellen?«
»Er hat sich nicht angeboten«, sagte Sarah, die bisher zumeist geschwiegen hatte. »Regine hat ihm diese Stelle angetragen.
Alles war mehr oder weniger ein Zufall. Er kommt ursprünglich aus Irland. Im wirklichen Leben ist er Personaltrainer, jemand,
der wohlhabenden Kunden hilft, sich fit zu halten. Außerdem hat er eine Ausbildung in asiatischen Kampfsportarten.«
Rolf schüttelte den Kopf, während er, offenbar immer noch nicht überzeugt, in ein Marmeladenbrötchen biß. »Was macht euch
so sicher, daß dieser Kerl seriös ist? Vielleicht ist er ein Zuhälter, Drogendealer, was weiß ich. Was für ein Auto fährt
er denn?«
»Du kannst ihn nachher kennenlernen«, schlug Regine versöhnlich vor. »Er fährt einen neuen 5er BMW, ist ein attraktiver Mann
und hat überaus gute Manieren. Und wie ein Zuhälter kam er mir nicht vor. Aber wenn du meinst, kann ich ja ein polizeiliches
Führungszeugnis verlangen.«
»Darauf stehen die Frauen«, witzelte Volker. »Und nicht nur sie.« Er versetzte Rolf, der immer noch mürrisch drein schaute,
einen Stoß zwischen die Rippen und grinste.
»Auf ein Führungszeugnis?« Rolf sah Volker entgeistert an.
»Unsinn.« Volker schnaubte belustigt. »Auf 5er BMW’s und gute Manieren.«
»Was ist mit eurem Haus?« fragte Sarah, um von diesem Thema abzulenken. »Werdet ihr es wieder aufbauen können?«
»Die Versicherung hat sich sehr großzügig gezeigt«, sagte Volker. »Allerdings werden wir alles abreißen und ganz von vorn
anfangen müssen.«
»Das beantwortet noch lange nicht die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte«, wandte Rolf ein. »Vielleicht findet
euer Bodyguard ja heraus«, bemerkte er mit einem Anflug von Ironie, »wer hinter all dem steckt.«
|205| Bevor Padrig auf den Haupteingang der weißen Villa zuhielt, machte er ein paar Fotos mit einer hoch auflösenden Digitalkamera.
Die Mauer rund um das Anwesen war mindestens zwei Meter hoch, und für einen Moment befürchtete er, die frommen Damen könnten
sich vielleicht scharfe Hunde halten. Seit er bei seiner Verhaftung durch ein britisches Spezialeinsatzkommando von einem
Polizeihund angefallen worden war, stand er mit dieser Sorte von Vierbeinern auf Kriegsfuß.
Der graugesichtige Pförtner beäugte ihn mißtrauisch, als er sich in seiner Daunenjacke und mit einer Aktentasche unter dem
Arm dem Eingang zur Villa näherte. Padrig wartete geduldig, bis ihm der Mann den Zutritt zum Allerheiligsten der Beginen von
Sankt Magdalena erlaubte. Der Pförtner führte ihn durch eine hohe Vorhalle und lieferte ihn in einer Art Wartezimmer ab. Eine
junge, rot gelockte Sekretärin kam herein und fragte Padrig, ob er einen Kaffee wünsche. Frau von Brest würde sich leider
verspäten. Nachdem er lächelnd abgelehnt hatte, erschienen noch sechs andere Frauen unter fadenscheinigen Bemerkungen. Padrig
wurde das Gefühl nicht los, daß man ihn wie einen preisgekrönten Border Collie begutachtete.
Regine von Brest kam eine halbe Stunde später in einem eleganten roten Kostüm und begrüßte ihn freundlich. Ihr Auge war immer
noch geschwollen. Für einen Moment verspürte er eine leise Enttäuschung, weil Sarah Rosenthal anscheinend nicht an ihrer Unterredung
teilnehmen würde.
Padrig hatte sich noch am frühen Morgen vom vatikanischen Geheimdienst Unterlagen per E-Mail zusenden lassen, die seine Ausbildung
als Sicherheitsbegleiter und Kampfsportexperte untermauerten.
Seine neue Chefin überflog die Papiere und gab sie ihm mit einem zufriedenen Nicken zurück. Dann schaute sie prüfend zu ihm
auf.
»Ihre Angelegenheiten mit der Steuer und der Krankenversicherung regeln Sie bitte selbst.«
|206| »Ja, klar.« Das Finanzamt war nun wirklich nicht sein Problem.
In der professionellen Vorgehensweise einer Frau, die Menschenführung gewohnt war, legte Regine ihm den Vertrag als Sicherheitsexperte
für den Orden der Beginen von Sankt Magdalena vor. Er machte sich nicht die Mühe, alle Paragraphen durchzulesen, und setzte
zur Unterschrift an. Im letzten Moment fiel ihm ein, daß er mit Lacroix zu unterschreiben hatte und nicht mit McFadden.
»Dienstbeginn ist um sieben Uhr morgens«, erklärte Regine von
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