Die Gegenpäpstin
Vergnügen, auf sie aufzupassen zu dürfen. Nicht nur, damit niemand sie angrapschte, wenn ihr Gönner nicht in ihrer Nähe weilte,
sondern auch, damit sie selbst nicht auf dumme Gedanken kam. Daß Cathrine ein durchtriebenes Luder war, hätte McDun eigentlich
wissen müssen. Padrig wäre beinahe erstickt, als die halbnackte Dreißigjährige ihn einmal unvermittelt in die Umkleidekabine
zog, nachdem er ihr durch den geschlossenen Vorhang einen BH zur Anprobe reichen mußte. Ohne Warnung preßte sie sein überraschtes
Gesicht zwischen ihre prallen, weißen Brüste. Sie roch nach Parfüm und Schweiß. Ihre speckigen Arme legten sich wie Schlingpflanzen
um seinen sehnigen jungen Körper, und mit einer Hand machte sie sich an dem Reißverschluß seiner Hose zu schaffen. Mit aller
Kraft hatte Padrig sich schließlich befreien können und war aus dem Laden geflohen. Cathrine war in schallendes Gelächter |214| ausgebrochen und verbreitete fortan das Gerücht, er treibe es offenbar lieber mit Kerlen als mit Frauen.
»Padrig? Könntest du mir meinen Rucksack abnehmen?«
Er erwachte wie aus einer Trance und kehrte augenblicklich in die Gegenwart zurück.
»Ja, sicher.«
Der Rucksack war ziemlich schwer. Trug sie die ganze Zeit ihren Laptop mit sich herum? Als sie in Begleitung der Verkäuferin
in einer der Kabinen verschwand, riskierte er einen vorsichtigen Blick in den hellen Lederbeutel. Tatsächlich der Laptop.
Warum tat sie das?
Wenig später trat die Verkäuferin heraus und lächelte süffisant. »Schade, daß Ihre Freundin nur an Sport-BHs interessiert
ist«, flüsterte sie verhalten. »Sie hat eine fantastische Figur und könnte so gut wie alles tragen.«
Padrig erwiderte nichts und versuchte freundlich zu bleiben, indem er entschuldigend lächelte.
»Wie wär’s denn hiermit?« Unaufgefordert hielt sie Padrig eine schwarz-rote Kombination aus BH und String-Tanga hin. »Das
würde Ihnen doch sicher mehr Spaß bereiten. Manche meiner Kunden überraschen ihre Frauen einfach damit. Ich könnte es Ihnen
zurücklegen, wenn Sie möchten.«
Er mußte unwillkürlich schlucken. »Nein, danke«, sagte er heiser.
»Padrig?« Sarah rief ihn aus der Kabine zu sich.
»Ja?« Seine sonst so kräftige Stimme klang zaghaft, als er sich zögernd näherte. Sarah steckte munter den Kopf heraus und
packte ihn am Kragen seiner Daunenjacke, dann zog sie ihn in die Kabine hinein. Für einen Moment schien sein Herz auszusetzen.
»Kannst du mir mal helfen?« Ihr machte es offenkundig nichts aus, in Unterwäsche vor ihm zu stehen. »Diese Verkäuferin geht
mir auf den Geist«, flüsterte sie verschwörerisch. »Sei so nett und hol mir noch drei weitere Garnituren von dieser Firma.«
Sie zeigte |215| ihm ein Wäscheschildchen und schob ihn sanft in den Verkaufsraum zurück, wo er gehorsam, wenn auch ein wenig verdattert die
Rolle eines Einkaufsassistenten übernahm.
Während Sarah noch weiter anprobierte, begann sein Mobiltelefon zu summen.
»Ja?« sagte er leise, wobei er die aufdringliche Verkäuferin und auch den Vorhang vor Sarahs Kabine im Auge behielt.
»Bist du’ s, heiliger Mann?«
Für einen Moment war Padrig überrascht über die Anrede, doch dann besann er sich und erkannte den Anrufer an der noch kindlichen
Stimme.
»Milan?«
»Ich hab ein echtes Problem. Glaub mir, wenn’s nicht so schlimm wäre, würde ich nicht anrufen. Einer von unseren Leuten ist
ziemlich krank. Wenn wir ihn ins Krankenhaus bringen, schnappt ihn die Fürsorge. Wir brauchen Tabletten. Ich habe keine Kohle
mehr und außerdem keine Idee, was ich ihm geben könnte.«
»Welche Beschwerden hat dein Freund?«
»Alles. Fieber, Halsschmerzen, Husten. Schüttelfrost.«
»In Ordnung«, erwiderte Padrig. »Ich kann im Moment nicht weg. Sag mir, wo du bist, und ich komme später vorbei.«
Der Junge beschrieb ihm einen Ort, der anscheinend ziemlich versteckt lag. Padrig machte sich ein paar hastige Notizen, in
der Hoffnung, den Unterschlupf des Jungen auch in der Dunkelheit zu finden.
Kaum hatte er aufgelegt, erschien Sarah komplett angezogen und mit einem ganzen Stapel Unterwäsche.
Der nächste Stop war ein Laden für Trekkingbekleidung. Hier wiederholte sich die ganze Prozedur. Sarah mochte sich besonders
eigenwillig kleiden, aber Geschäfte schien sie genau wie jede andere Frau zu lieben.
»Und?« Sie sah ihn fragend an, nachdem sie den Laden verlassen |216| hatten und wieder im Auto saßen. »Glaubst du,
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