Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
jemand hat uns verfolgt?«
    Padrig warf einen demonstrativen Blick in den Rückspiegel, während er sich in den fließenden Verkehr einordnete.
    »Nein«, sagte er bestimmt. »Ich habe nichts Auffälliges entdecken können.«
    In der Halle der Villa übergab er Sarah die Taschen, die er für sie ins Haus getragen hatte. Sie wartete nicht auf ihn, sondern
     stürmte mit ihren Einkäufen gleich in den ersten Stock, um Regine ihre Ausbeute vorzuführen.
    Padrig wurde derweil von der Empfangsdame in Beschlag genommen, eine etwa zwanzigjährige Frau, die ihm eine Tasse Kaffee anbot.
    »Mein Name ist Padrig«, stellte er sich vor und nahm das Angebot dankend an. »Und wie heißt du?«
    »Ich heiße Marla.« Sie schlug verlegen die Augen nieder, als er ihr seine Hand hinstreckte.
    Unsicher zupfte sie an ihrem pinkfarbenen Pullover herum, der trotz der kühlen Witterung so kurz ausfiel, daß er Padrig eine
     unverstellte Sicht auf ihren Bauchnabel gewährte. Er spürte, wie sie jede seiner Bewegungen mit ihren großen Augen verfolgte,
     als er die heiße Tasse entgegennahm und vorsichtig an die Lippen setzte.
    »Setz dich doch«, forderte sie ihn zaghaft auf.
    »Arbeitest du schon lange hier?« Padrig stellte seine Kaffeetasse für einen Moment auf ihrem Schreibtisch ab.
    »Ich arbeite schon mehr als ein Jahr für die Beginen«, entgegnete sie mit einem schüchternen Augenaufschlag. »Bist du wirklich
     ein Bodyguard?« Ihre letzten Worte drückten unverhohlene Bewunderung aus.
    »Was ist daran so Besonderes?« Padrig gab sich unbeeindruckt.
    »Ich find’s romantisch«, säuselte Marla. »Ist schon irre. Hat man dir gesagt, daß Frau Doktor Rosenthal die leibhaftige Nachfahrin |217| der heiligen Maria Magdalena ist? Und jetzt hat sie sogar einen eigenen Bodyguard. Wenn das draußen einer wüßte!« Sie lachte
     ihn unbekümmert an.
    Padrig hatte Mühe, ebenso unbekümmert zurückzulächeln. Offenbar glaubte Marla, daß man ihn in alle Geheimnisse des Ordens
     eingeweiht hatte. »Woher weiß man denn, ob sie die Nachfahrin ist?«
    »Sie haben einen Gentest gemacht. Irgendwas mit mütterlicher Mitochondrien-DNA. Ziemlich komplizierte Angelegenheit. Du findest
     ein zweitausend Jahre altes Skelett, dann ziehst du ihm einen Zahn, und darin befinden sich die Gene, und dann vergleichst
     du das ganze mit der Speichelprobe eines Menschen von heute, und schon kannst du feststellen, ob dieser Mensch aus derselben
     Familie stammt. Oh, ich hab’s anscheinend doch kapiert.« Sie lächelte abermals. »Schade ist nur, daß das Skelett der Maria
     Magdalena verschwunden ist. Wenigstens ist Frau Doktor Rosenthal der Zahn geblieben.«
    Plötzlich ging die Tür auf, und Marla wurde sofort wieder ernst.
    Regine von Brest trat ein. Ihr Blick fiel auf Padrig. Sie lächelte ihn wohlwollend an und wandte sich schließlich an ihre
     Sekretärin. »Die Einladungen für die Kundgebung auf der Domplatte müssen heute noch weggeschickt werden. Haben Sie daran gedacht,
     Marla?«
    Das Mädchen nickte eifrig. »Wir müssen uns für ein neues Layout entscheiden«, sagte sie und sprang von ihrem Schreibtischstuhl
     auf. »Wenn Sie uns bitte entschuldigen wollen?«
    Mit einer gewissen Abbitte im Blick wandte sie sich zur Tür und zog Regine von Brest mit sich in die Empfangshalle.
    Padrig blieb sitzen, nachdem die Tür sich hinter den beiden Frauen geschlossen hatte, und trank in Ruhe seinen Kaffee. Offenbar
     gab es da etwas, daß seinen Einsatz tatsächlich notwendig machte.
    |218| Doch bevor er nähere Einzelheiten herausfinden konnte, beschloß er, sich um seinen zweiten Zögling zu kümmern. Regine hatte
     nichts dagegen gehabt, daß er für eine Stunde das Haus verließ, und verzichtete auch darauf, zu fragen, was er vorhatte.
    Padrig nahm seinen eigenen Wagen, um zu dem Jungen zu gelangen. Das GPS-System führte ihn in eine abgelegene, ehemalige Schrebergartensiedlung.
     Zuvor hatte er in einer Apotheke Erkältungsbalsam, Schmerz- und Fiebertabletten und Vitaminpillen besorgt. In einem Lebensmittelmarkt
     hatte er zudem Obst, Brot, Wurst und Getränke gekauft.
    Es dämmerte bereits, als Padrig eine kleine verfallene Hütte in einem abgelegenen Parkgürtel erreichte.
    Nachdem er dreimal mit längerem Abstand an die windschiefe Tür geklopft hatte, wurde ihm aufgemacht. Obwohl es sich um Kinder
     handelte, war er auf der Hut. Oft wurden obdachlose Jugendliche von skrupellosen Erwachsenen gelenkt, denen es nichts ausmachte,
     einen Menschen zu

Weitere Kostenlose Bücher