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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Rohr, das der Sturm geknickt hat. Ob sie sich jemals wieder von diesem Verlust erholen wird?«
    »Frauen sind noch zu ganz anderen Dingen in der Lage.« Woher war auf einmal Pistor gekommen, von dem diese seltsame Bemerkung stammte? Jetzt stand er plötzlich wie selbstverständlich mitten in der Reihe seiner Kollegen, doch vorhin in der Kirche hatte keiner ihn unter den Betenden gesehen. »So und nicht anders hat die Natur sie nun einmal gemacht.«
    »Und ich dachte, Ihr wärt bereits fleißig beim Packen«, ent gegnete Hunzinger schmallippig, der dem ehemaligen Konkur renten um den Rektorenposten noch immer gründlich misstraute. »Jetzt kann es doch nicht mehr lange dauern, bis Ihr uns verlasst.«
    »Bin ich, bin ich«, versicherte Pistor und ließ dabei seine Bli cke nach allen Seiten fliegen. Er wirkte fahrig und angespannt, schien sich aber nach und nach zu beruhigen. »Alles strebt dem Ende zu. Nur die allerletzten Aufgaben müssen noch erledigt werden.«
    »Dann brecht Ihr also bald nach Trier auf?«, fragte Schöneberg. »Nehmt Ihr Eure treue Dienerin mit?«
    »Moira geht, wohin ich gehe«, lautete die Antwort.
    »Und was geschieht mit Eurem schönen Haus?«, wollte Block wissen. »Werdet Ihr es verkaufen? Oder habt Ihr bereits Mieter gefunden?«
    Pistor ließ eine vage Geste folgen.
    »Man wird sehen«, sagte er. »Wenn die Zeit dafür reif ist …«
    »›Jesus spricht: Wer mir vertraut, wird leben, selbst wenn er stirbt …‹« Bugenhagens tröstende Schlussworte verhallten im auffrischenden Wind.
    Langsam begannen die Leute sich zu zerstreuen. Melanchthon jedoch trat Luther und seinen Angehörigen energisch in den Weg.
    »Ich lasse euch doch nicht einfach so zurück in die traurige Stille eures Hauses«, sagte er. »Kathi konnte wegen ihrer dicken Beine nicht zum Friedhof kommen, und schwindelig war ihr auch schon wieder. Aber sie hat die Magd angewiesen, einen stärkenden Imbiss für alle zu richten. Ihr begleitet mich jetzt, und zwar ohne Widerrede!« Sein Blick glitt zu Cranach. »Das gilt auch für Euch, Meister Cranach, und natürlich ebenso für Eure Frau wie für Eure Söhne.«
    »Die Familie mag Euch gerne folgen, mich aber müsst Ihr lei der entschuldigen«, sagte Cranach. »Der Kurprinz wartet – und das duldet keinerlei Aufschub.« Er klopfte auf das schweins lederne Buch unter seinem Arm. »Auf ein Wort, Martin! Ich weiß, es ist der ungünstigste aller Augenblicke, aber ich muss dich trotzdem dringend sprechen.«
    Während die anderen vorangingen, blieb er mit Luther zurück. Fast schien es, als wollte Pistor sich ihnen anschließen, doch dann schien er zu merken, dass er unerwünscht war, und ging rasch davon.
    »Ich bin im Stadtbuch die ganzen Eintragungen der letzten Jahre Posten für Posten durchgegangen«, sagte Cranach. »Und das hat, wie du dir denken kannst, seine Zeit gebraucht. Das Haus am Elstertor gehört danach einem gewissen Jakob Müllerer. Er könnte jedoch auch anders heißen, denn die Handschrift ist verwischt und daher kaum zu entziffern. Wer auch immer das zu Papier gebracht hat, der sollte noch einmal in der Schreibschule tüchtig nachsitzen. Doch mir ist niemand dieses Namens hier in Wittenberg bekannt. Kennst du jemanden, der so oder so ähnlich heißt?«
    »Und damit behelligst du mich ausgerechnet an diesem traurigen Tag?« Auf Luthers Stirn erschien eine tiefe Falte.
    »Ich muss, so leid es mir tut. Denn somit hätte der Besitzer des Hurenhauses zumindest einen Namen – auch wenn es möglicherweise ein falscher ist«, sagte Cranach. »Wundert mich allerdings, wie er es angestellt hat. Denn in der Regel geht es um Bares, wenn eine Liegenschaft den Besitzer wechselt, und du weißt, darin habe ich einige Erfahrung. Aber in be stimmten Fällen kann es auch ein Schuldschein sein. So dürfte es hier wohl gewesen sein.«
    »Womit wir keinen Schritt weiter sind«, sagte Luther ungeduldig. »Ist es das, was du mir so dringend sagen wolltest?«
    »Da gäbe es noch so manches«, sagte Cranach. »Doch für den Moment nur so viel: Ich verfolge einen bestimmten Plan, in dem eure Magd Susanna eine wichtige Rolle spielt …«
    »Nimm diesen Namen derzeit in Katharinas Gegenwart bes ser nicht in den Mund! Sie verübelt ihr, dass sie fort war, als unser Kind gestorben ist – ausgerechnet beim Herumhuren unter deinem Dach.«
    »Sie liebt Jan Seman, und sie ist sehr mutig, wusstest du das? Susanna könnte helfen, den Mörder zu stellen. Und dafür wäre sie sogar bereit, ihr Leben

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