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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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womöglich alles zusammen?
    Wie ein Feuer kam sie ihm vor, das lange unter einer Asche decke geglüht hatte, nun durch einen kräftigen Windstoß frisch aufflackerte und höher denn je zu lodern begann. Sonst war er stets vorsichtig beim Liebesakt, damit nicht das ganze Haus Zeuge ihrer Vereinigung wurde. Heute jedoch gab es nur noch ihn und diese Frau, die er von Herzen liebte und mit jeder Faser seines Fleisches begehrte.
    Er schrie laut auf, als die Woge ihn davontrug, und sank befriedigt auf ihr zusammen. Sie schlang ihre Beine um ihn, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
    Später lag Katharina müde und wohlig warm in seinen Armen.
    »Jetzt spüre ich wieder, dass ich am Leben bin«, sagte sie. »Du bist ein kluger Mann, mein Mann!«
    Er lächelte, fuhr mit der Hand über ihren Bauch.
    »Und du riechst wie warmes Brot, das soeben aus der Back stube kommt«, sagte er. »Ich mag es, wenn ich Fleisch unter meinen Fingern spüre. Zum Glück bist du nicht mehr so dürr wie im letzten Winter. Als der Schnee uns tagelang einschloss, hatte ich schon Angst, du könntest mir noch an Auszehrung sterben.«
    »So schnell sterbe ich nicht. Du musst mich schon noch ein Weilchen behalten. Obwohl mir dauernd übel ist …« Sie verstummte und schlug die Hand vor den Mund.
    »Was hast du?«, fragte er. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Wie dumm man doch sein kann! Das mit dem Nach-warmem-Brot-Riechen hast du schon einmal gesagt. Erinnerst du dich?«
    »Als du damals mit Hansi schwanger warst?«, fragte er nach längerem Nachdenken.
    »Ganz genau.« Sie lächelte verschmitzt. »Und dazu dieses flaue Gefühl im Magen, das mich ständig überfällt. Darunter habe ich auch in den ersten Monaten gelitten, als Elisabeth unterwegs war.«
    »Aber das hieße ja …«
    »Wir können die Wiege ruhig lassen, wo sie ist, Martin. Gott hat unseren Bund fruchtbar gemacht, was immer die ganze Welt auch behaupten mag. Wir müssen uns nicht vor Seiner Strafe fürchten, denn Er hat uns erneut gesegnet: Wir bekommen wieder ein Kind!«
    Ungestüm zog er sie abermals in die Arme und bedeckte ihren Mund mit Küssen. Katharina küsste ihn nicht minder leidenschaftlich, und schon bald waren sie so ineinander versunken, dass sie nichts mehr sahen und hörten, nicht einmal den seltsam heiseren Eulenschrei, der durch die mondlose Nacht drang.
    *
    Der Eulenschrei weckte Susanna, die so erschöpft in den Schlaf gefallen war, dass sie nicht einmal ihr Kleid ausgezogen, geschweige denn das kleine Öllämpchen gelöscht hatte, das noch immer neben ihr auf der Kiste flackerte.
    Sie setzte sich auf, fuhr sich über das Gesicht.
    Warum lag Bini nicht wie gewohnt auf dem Strohsack neben ihr? Erst danach fiel ihr ein, dass sie ja im Stall schlief.
    Wieder setzte das dumpfe Hu-hu-hu ein. Und gleich noch einmal.
    Es klang wie ein Warnschrei. Oder war es eher ein Lockruf, der jemand ganz Bestimmtem galt?
    Susanna nahm die Ölfunzel und verließ die Kammer.
    Im Haus war alles ruhig, von oben drang kein Laut zu ihr. Selbst Tölpel schien fest zu schlummern.
    Sobald es hell geworden war, würde sie Katharina nach Mar lein fragen und ihr endlich sagen, was sie bislang über den Patron herausgefunden hatte. Inzwischen war sie an der Tür nach draußen, die sie vorsichtig öffnete.
    Die Nacht war angenehm frisch. Ein kurzer Regen hatte die lastende Schwüle des Tages vertrieben. Irgendwo ganz in der Nähe mussten die Wachposten stehen, die Cranach ihr versprochen hatte. In der hereinbrechenden Dämmerung hatte sie vom Fenster aus zwei Schatten gesehen, was sie ruhiger gemacht hatte.
    Sie wollte schon in Richtung Stall, als plötzlich Bini an ihr vorbeilief, ohne nach links oder rechts zu schauen.
    Susanna folgte ihr.
    Bini war so schnell, dass die Freundin sich anstrengen musste, um nicht zu weit hinter ihr zurückzufallen.
    Seltsamerweise überraschte es Susanna nicht, dass sie auf die Elbe zuhielt, ihren Lieblingsort der vergangenen Wochen.
    Sie waren schon fast am Fluss angelangt, als noch einmal der Eulenschrei ertönte, dieses Mal ganz aus der Nähe.
    Und dann sah Susanna ihn, den Mann mit der Maske, der auf Bini zukam.
    Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken, und ihre Füße waren plötzlich wie angenagelt. Sie riss den Mund auf, um die innere Blockade zu lösen, doch alles, was sie von sich geben konnte, war ein leises, heiseres Krächzen.
    Was sollte sie tun?
    Zu Bini rennen und sie von ihm wegreißen?
    Oder die Wachposten holen, damit sie Jagd auf ihn

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