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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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die Wachen. Er könnte Euch etwas antun.«
    »Das ist meine Sache, aber ich werde nicht ohne mein Schwert gehen«, sagte der Kurprinz. »Und darauf können wir uns beide verlassen.«
    Cranach und die Kurprinzessin starrten ihm hinterher.
    Bedrücktes Schweigen breitete sich aus. Der Rosenduft wurde unerträglich. Am liebsten hätte Cranach die Blumen aus der Vase gerissen und aus dem Fenster geworfen. Er sammelte die Zeichnungen zusammen und legte sie zurück in das Stadtbuch.
    »Was Ihr gesagt habt, deutet auf Falk von Thorau hin«, sagte Sibylle schließlich. »Spalatin, einst Erzieher meines Ge mahls, dem er bis zum heutigen Tag große Hochachtung zollt, hat ihn empfohlen und im Schloss eingeführt, als er selbst nach Altenburg gegangen ist. Thorau ist ein gebildeter Mann, aus bestem, wenngleich verarmtem Haus und als Archivar, Bibliothekar und Historiograf tätig. Alle Bücher und Druckwerke gehen durch seine Hände. Sein besonderes Schicksal hat ihn allerdings menschenscheu werden lassen, das muss man eingestehen. Er gilt als Sonderling, geht gern einsame Wege – und ja, er trägt eine Maske. Ich habe ihn allerdings bislang stets …«
    Johann Friedrich war zurück.
    »Falk von Thorau ist verschwunden«, sagte er. »Seit den Mor genstunden hat niemand ihn mehr gesehen.«
    *
    Erst hatte sie ihn noch wegstoßen wollen, doch als Luther sich nicht abbringen ließ, sondern im Gegenteil seine Arme nur noch fester um sie schloss, ließ Katharina ihn gewähren.
    In der Stille ihrer Schlafkammer kam sie langsam zur Ruhe.
    Hansi, der sonst gern ins Bett der Eltern gekrochen kam, schlief heute bei der Muhme, erschöpft von all den Aufregun gen und Tränen, und obwohl sie gerade noch seine Gegenwart vermisst hatte, war sie plötzlich erleichtert darüber.
    »Was für ein Tag«, sagte er leise, während sein Mund zärtlich ihre Wange streifte. »Ich bin unendlich froh, dass er nun hinter uns liegt.«
    »Aber die Wiege ist leer, und ich werde nie mehr ihr süßes Juchzen hören, wenn ich ihr das Bäuchlein gekitzelt habe …«
    »Sie ist jetzt beim Herrn, meine Käthe. Und Er wird gut für unser Kind sorgen. Schau nicht hin zur Wiege! Schon morgen können wir sie rausbringen, wenn du willst. Sieh lieber mich an!«
    Abermals machte sie Anstalten, sich ihm zu entziehen. Aber mals gab er sie nicht frei.
    »Du solltest aufhören, den Mägden zu zürnen«, sagte er nach einer Weile. »Was hätten sie schon ändern können? Un ser Schicksal liegt in Gottes Händen. Er allein bestimmt, wann Er uns zu sich ruft.«
    »Das kann ich nicht«, flüsterte sie. »Noch nicht.«
    »Weil es leichter ist, Schuldige zu benennen, anstatt den eigenen Schmerz zu ertragen?«
    Sie war nachdenklich geworden, das erkannte er an dem leisen Schnauben, das sie von sich gab, wie immer, wenn sie kurz davor war, etwas einzusehen, es aber noch nicht zugeben wollte.
    »Ich will es ja versuchen«, sagte sie leise. »Aber sei nicht zu streng mit mir!«
    Plötzlich überkam ihn die Liebe zu seiner Frau wie eine große, warme Woge. Und noch etwas mischte sich darein: Ver langen, so stark, dass es ihn selbst erstaunte.
    Seine Hände begannen zu wandern, als seien sie eigenstän dige Wesen, streichelten über ihre Hüften, ihren Bauch, bis sie schließlich bei ihren Brüsten angelangt waren. Sie schien noch immer unschlüssig, wie sie reagieren sollte, aber er spürte, wie ihre Abwehr mehr und mehr schwand.
    Wie unendlich vertraut sie miteinander waren!
    Während er nach einem einsamen Mönchsleben zunächst reichlich unbeholfen gewesen war, was Frauenkörper betraf, hatte Katharina sich als geschickter und vor allem als ausgesprochen neugierig erwiesen. In gewisser Weise war sie sogar seine Lehrmeisterin geworden – und er ihr eifriger Schüler.
    Inzwischen wusste er, was sie mochte. Und so dauerte es nicht lange, bis auch ihr Atem schneller ging.
    »Aber wir können doch nicht heute …«, versuchte sie einen letzten Einwand.
    »Wir leben, Katharina! Und unser kleiner Johannes soll doch Eltern haben, die sich gegenseitig froh machen.«
    Er schob ihr Hemd hoch, bis endlich Haut an Haut lag.
    Wie weich sie war, wie zart – und wie gut sie roch!
    Seine Erregung wuchs. Jetzt konnte er nicht mehr länger warten, und Katharina nahm ihn in sich auf, wie sie es schon unzählige Male zuvor getan hatte. Heute jedoch war in ihren Bewegungen etwas Wildes, Forderndes, das neu erschien und seine Lust weiter anfachte. War es Trauer, Zorn, Anspannung, Erleichterung oder

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