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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gehasst haben, um ihnen so etwas antun zu können.« Sie begann an ihrem perlenbestickten Haarnetz zu nesteln, als seien die rötlichen Locken auf einmal zu schwer geworden.
    »Ein durchaus interessanter Gedanke, Euer Hoheit«, sagte Cranach. »Doch trifft das in gewisser Weise nicht für jeden zu, der einem anderen mutwillig das Leben raubt?«
    Der Kurprinz nickte knapp, sichtlich ungehalten über den Verlauf des Gesprächs.
    »Der Edle von Altenstein hat den Gefangenen im Elbetor eingehend befragen lassen«, sagte er. »Doch leider gibt es noch immer kein Geständnis, wiewohl wir erfahren mussten, dass der Zustand des Delinquenten nicht der allerbeste sein soll.«
    Sie hatten Jan also bereits gefoltert!
    Cranach begann fieberhaft zu überlegen. Jetzt kam es auf jedes Wort an, denn die Zeit arbeitete gegen ihn.
    »Ich fürchte, von Altenstein war in diesem Fall ein wenig voreilig«, sagte er schließlich. »Seine Eifersucht könnte ihn ver blendet haben.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« Sibylles Augen bettelten um die richtige Antwort. »Dass er den Falschen ins Loch gesteckt hat?« Sie wandte sich ihrem Gemahl zu. »Ich hab Euch doch gleich gesagt, dass Jan Seman unschuldig sein muss! Jemand, der Frauen so malt wie er, kann sie nicht töten.«
    »Seman kannte die beiden Frauen, und er hat sie auch gemalt«, sagte Cranach. »Doch nicht er ist der Mörder, sondern, wie es aussieht, der Auftraggeber jenes Bildes – ein Motiv aus der Antike, das er ausdrücklich gewünscht hat. Vielleicht hat er sogar auch den Apotheker auf dem Gewissen. Das allerdings werden wir erst erfahren, wenn er gefasst ist und ge ständig.«
    Der Kurprinz war aufgesprungen.
    »Was Altenstein mir vorgetragen hat, hatte durchaus Hand und Fuß«, rief er. »Schließlich hat Euer eigener Sohn …«
    » … aus Geltungssucht seinen Mund zu weit aufgerissen«, sagte Cranach. »Ein Junge von knapp fünfzehn Jahren, der die Folgen solchen Tuns noch gar nicht absehen kann. Der Verdacht konzentriert sich inzwischen vielmehr auf den Betrei ber des Frauenhauses am Elstertor, ein gewisser Müllerer. Doch sein Name kann ebenso gut auch ganz anders lauten. Im Dach geschoss hat er mit Blut verschiedene große Buchstaben an die Wand geschrieben und ebenfalls mit Blut wieder durchgestrichen: ein M, ein D, zweimal ein K.«
    »Margaretha und Dilgin«, flüsterte die Kurprinzessin mit blassen Lippen. »Das sind die Anfangsbuchstaben ihrer Namen – und sie sind beide tot. Wofür steht das K?«
    »Katharina von Bora. Doch die Lutherin lebt, und sie ist nicht auf diesem Bild. Die dritte Grazie trägt ein anderes Gesicht.«
    »Der Mann muss wahnsinnig sein oder der Teufel in Person, um so etwas zu tun …« Sibylles Stimme erstarb.
    »Und er scheint zu ahnen, dass sich etwas gegen ihn zusam menbraut«, sagte Cranach finster. »Denn vom Frauenhaus ist er verschwunden. Doch vielleicht gibt es eine Spur.«
    »Und wo vermutet Ihr ihn jetzt?«, fragte der Kurprinz.
    Cranach atmete tief aus.
    »So ungern ich diese Worte in den Mund nehme«, sagte er. »Unter Umständen ganz in Eurer Nähe, hier in diesem Schloss.«
    »Ein Hurenwirt und Mörder?«, rief der Kurprinz. »Jemand, der sich unter einem falschen Namen versteckt? Habt Ihr den Verstand verloren, Cranach? Und wie sollte er überhaupt her eingelangt sein? Habt Ihr denn mein verstärktes Wachaufkom men nicht bemerkt?«
    »Das habe ich durchaus, Euer Hoheit. Und doch bin ich ihm in diesen Mauern schon mehrmals begegnet«, sagte Cranach. »Seinen Auftrag hat er im Lauf der Zeit präzisiert. Erst nach und nach hat er preisgegeben, welche Frauen auf dem Bild zu sehen sein sollen.«
    »Dann nennt uns seinen Namen. So redet doch endlich!«, rief Sibylle aufgeregt.
    »Das kann ich nicht. Ich kenne ja nicht einmal sein Gesicht. Von Anfang an bin ich ihm nur im Dunkel begegnet. Offenbar scheut er aus gutem Grund das Licht. Denn er hat jedes Mal eine Maske aus Metall getragen.«
    Kurprinz und Kurprinzessin starrten sich schweigend an.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte sie schließlich. »Doch nicht er – niemals unser Falk …«
    »Man kann sich in Menschen täuschen«, sagte der Kurprinz bitter. »Das musste ich leider schon mehrmals erfahren. Doch er soll Gelegenheit erhalten, uns Rede und Antwort zu stehen.«
    Er ging zur Tür.
    Sibylle sprang auf und lief ihm nach.
    »Ihr wollt ihn doch nicht etwa selbst stellen?«, rief sie. »Bleibt hier, ich flehe Euch an! Denkt an mich und Euer ungeborenes Kind! Schickt stattdessen

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