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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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amüsierten Lächeln.
    »Ich bin sicher, du wirst da sein«, sagte er leise. »Und mit mir kannst du ebenfalls rechnen.«
    *
    Noch nie zuvor hatten sie sich ernsthaft gestritten, doch an diesem Abend kam es dazu. Bini hatte die Laute unter dem Wäschebündel versteckt, um sie ungesehen ins Haus zu schleu sen, und sie später Susanna zusammen mit dem getrockneten Kleid auf den Strohsack gelegt.
    »Alles ist leider nicht rausgegangen«, sagte sie bedauernd. »Über kurz oder lang brauchen wir beide neue Gewänder.«
    »Danke für deine Mühe …« Susanna, die sich in ein altes Kleid von Katharina gezwängt hatte, stutzte plötzlich. »Was ist das denn?«
    »Siehst du es nicht?«, erwiderte Bini. »Müsste dir eigentlich bekannt vorkommen.«
    Susanna starrte auf die Laute.
    »Woher hast du sie?«, sagte sie drohend. »Doch nicht etwa gestohlen? Du weißt, was uns dann droht. Dieser Jan Seman meint, was er sagt.«
    »Ich stehle nicht«, sagte Bini. »Schon gar keine Laute.«
    »Woher hast du sie dann?«, wiederholte Susanna.
    Beinahe hätte Bini ihr alles erzählt. Von dem Fluss, dem Storch, dem Reiter mit der eisernen Maske, seinem Schimmel. Und der unerwarteten Leihgabe. Doch während sie sich noch die Worte zurechtlegte, merkte sie auf einmal, wie unglaubwürdig es klingen würde.
    Sie zuckte die Achseln, suchte nach einer Ausrede.
    »Gefunden«, sagte sie schließlich.
    »Dass ich nicht lache! Ein so kostbares Instrument – gefunden? Heraus mit der Wahrheit, Bini!«, verlangte Susanna.
    »Doch«, beharrte die Freundin. »Sie lag einfach da. Ganz nah am Fluss. Im hohen Gras. Da hab ich sie mitgenommen. Damit ihr nichts zustößt. Sollten die Vögel sie ruinieren?« Sie hielt sie ihr hin. »Willst du sie nicht einmal ausprobieren? Ich hab sie nur für dich mitgebracht.«
    »Dieses Teufelsding rühre ich nicht an.« Susanna zog die Hände zurück, als habe sie Angst, sich an der Laute zu verbrennen. »Wie kommst du nur auf solch eine hirnverbrannte Idee? Ich bin enttäuscht von dir, Binea. Ich dachte, wir beide würden einander vorbehaltlos vertrauen. Aber scheinbar habe ich mich gründlich in dir getäuscht.«
    Sie drehte ihr den Rücken zu, streckte sich auf dem schmalen Lager aus.
    Bini starrte auf die Laute, dann strichen ihre Finger vorsichtig über den Körper des Instruments.
    So glatt wie seine Wange aus Fleisch, dachte sie.
    Ihre Finger berührten die Saiten.
    Nicht ganz so hart wie Metall.
    Zwei Seiten der gleichen Medaille. Lediglich auf den Blickpunkt kommt es an.
    Sie legte die Laute an das Kopfende ihres Betts und breitete ein Tuch darüber. Eine Leihgabe, ging ihr durch den Kopf. Für die kleine Eule.
    Nicht mehr und nicht weniger.
    Gleich beim nächsten Treffen werde ich sie Rabe wieder zurückgeben.

DREI
    D REI
    A m zweiten Abend begann Margaretha sich zu entspan nen. Jan fiel es auf, nachdem er den harten Silberstift weggelegt hatte und von da an mit dem weicheren Rötel weiterskizzierte, so wie er es auch bei den Zeichnungen der Luther-Kinder zu tun pflegte. Auf einmal flog der Stift geradezu über das Papier, als habe er nur auf seinen Einsatz gewartet, und Jans Handgelenk, das sich gestern vor dem Schlafengehen noch so starr angefühlt hatte, dass er schon Angst bekam, es könne sich womöglich wieder entzünden und wochenlang bei jeder Bewegung schmerzen, spürte er auf einmal nicht mehr.
    Es machte Margaretha Spaß, vor ihm im Licht der Kerzen zu posieren. Sie hatte sie reichlich in dem Raum aufgestellt, damit genügend Licht vorhanden war, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Warum sonst hätte sie den Kopf in immer wieder neue Positionen gebracht, die Augen mal halb geschlossen, dann wieder geöffnet, die Brust herausgestreckt, als sei ihr auf einmal in den Sinn gekommen, dass sie ein junges Weib in der Blüte ihrer Jahre war?
    Gestern waren seine Skizzen blass geblieben und hatten ihn unzufrieden nach Hause gehen lassen. Heute aber entstanden die Zeichnungen wie von selbst, und der warme Ton des Rötels verlieh Margarethas zarten Rundungen überraschende Tiefe. Mit dem Gesicht und der Haltung des Halses war er schon ganz zufrieden. Die Haare konnten später ganz nach Wunsch gestaltet werden, wenngleich ihm die aufgesteckten Schnecken, die sie so gern trug, gefielen, weil sie ihre kokette Unschuld unterstrichen. Nun aber war der Körper an der Reihe.
    Und die junge Frau des Apothekers war noch immer züchtig von oben bis unten in ein helles Leinenkleid gehüllt.
    »Die drei Grazien waren

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