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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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nach nebenan schauen. Und alles mitanhören, was gesprochen wird.«
    »Aber wozu …« Jan erhielt einen kräftigen Stoß, der ihn taumeln ließ.
    »Tu einfach, was ich dir sage! Wenn du mich dreimal klopfen hörst, kannst du wieder herauskommen.« Cranach nahm ihm die Laterne aus der Hand und schob ihn durch die Tür.
    Drinnen mussten sich Jans Augen erst einmal an die Dun kelheit gewöhnen. Ein Tisch mit vier hohen Stühlen, zwei schwere geschnitzte Truhen. An der Längsseite hing eine große Leinwand.
    Er näherte sich, schob sie vorsichtig zur Seite.
    Nicht einen Augenblick zu früh.
    »Ihr seid spät, Meister Cranach.« Die Stimme des Mannes, die zu ihm drang, war tief und melodisch. »Dann scheint es also zu stimmen, was von Euch behauptet wird – dass Ihr satt und träge geworden seid?«
    »Keineswegs, Herr …«
    »Keine Namen!« Die tiefe Stimme war schärfer geworden. »Das hatten wir doch vereinbart.«
    »Ganz, wie Ihr wünscht.« Cranach verbeugte sich leicht.
    Das Gemach nebenan war spärlichst erleuchtet. Ein Kandelaber mit zwei brennenden Kerzen, das war alles, was es an Licht gab.
    »Dann lasst uns rasch zum Eigentlichen kommen. Ich hasse es, unnötig Zeit zu verlieren. Ich wünsche mir ein Gemälde von Euch, Meister Cranach – ein spezielles Gemälde. Das Motiv dürfte Euch nicht unbekannt sein, vermutlich aber die besondere Ausführung, die ich mir vorgestellt habe.«
    Der Mann hatte seine Position verändert. Er war schlank und mittelgroß, mit den ausgewogenen Proportionen eines Reiters.
    Ein Soldat, dachte Jan unwillkürlich. Jede seiner Bewegungen verrät Geschmeidigkeit und Kraft.
    »Die drei Grazien sollen es sein«, fuhr der Mann fort. »Aglaia, Thalia, Euphrosyne.« War das ein unterdrücktes Lachen? »Wenn Ihr unbedingt wollt, könnt Ihr sie mit durchsichtigen Schleiern ausstatten. Mehr allerdings sollten sie nicht am Leibe tragen.«
    »Ein Nacktbild also«, sagte Lucas Cranach. »Dafür hät tet Ihr Euch den ganzen Aufwand allerdings sparen können! Wie Ihr wisst, habe ich schon viele mythologische Motive gemalt …«
    »Ich war noch nicht ganz zu Ende«, sagte der Mann. »Und schreibt mir nicht vor, was ich zu tun oder zu lassen habe, sonst werden unsere Wege sich rasch wieder tren nen. Dieses Mal werdet Ihr keine der Vorlagen aus Eurer Werk statt nehmen, wie Ihr sie so gern verwendet, verstanden? Ich ver lange, dass Ihr mit lebenden Modellen arbeitet. An ande rem bin ich nicht interessiert.« Er hatte hastig gesprochen, als läge ihm daran, die Angelegenheit rasch hinter sich zu bringen.
    »Ich könnte im Frauenhaus anfragen.« Cranach klang wenig begeistert. »Ab und an ist schon mal eine bereit, sich für Geld nackt malen zu lassen.«
    »Keine Huren!«, rief der Mann. »Von denen will ich keine auf diesem Gemälde haben. Nein, es sollen anständige Frauen sein, die den drei Grazien Gesicht und Körper leihen – frei von jeglicher Täuschung, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    In der Erregung hatte er beim Reden seinen Kopf seitlich gedreht, und Jan konnte sehen, was die ungewissen Lichtverhältnisse bislang verborgen hatten. Die linke Gesichts hälfte des Mannes schimmerte schwärzlich. Er trug eine Halbmaske aus Metall, die ihn abstoßend, ja, fast diabolisch wirken ließ.
    Unwillkürlich trat Jan einen Schritt zurück, um gleich danach die Stirn noch fester gegen die Wand zu pressen.
    »Ihr wisst, dass das unmöglich ist.« Cranach sprach beschwichtigend wie zu einem aufsässigen Kind. »Keine anständige Frau würde sich unbekleidet einem Maler zeigen.«
    »Dann macht es möglich! Es soll Euer Schaden nicht sein. Ganz im Gegenteil.« Der Mann hatte eine Börse hervorgezogen und wedelte damit vor Cranach hin und her, bevor er die Geldstücke auf den Tisch schüttete. »Und das für ein kleines Ölbild auf Holz – na, ist das vielleicht kein verlockendes Angebot?«
    »Aber das sind ja hundertfünfzig Gulden«, murmelte Cranach erschrocken.
    Jan stockte der Atem.
    Die Summe war horrend. Maßlos. Und doch überaus verfüh rerisch.
    »Fünfzig als Anzahlung. Die könnt Ihr gleich mitnehmen, falls wir uns einig werden. Fünfzig, wenn zwei der Frauen fertig gemalt sind, und der Rest nach Fertigstellung. Allerdings muss ich noch weitere Bedingungen stellen. Ihr werdet mit der Figur der Aglaia beginnen.«
    »Wenn Ihr denn unbedingt wollt …«
    »Modell dafür wird Euch Margaretha Relin stehen, die junge Frau des Apothekers.«
    »Wir stellt Ihr Euch das vor?«, fuhr Cranach auf. »Die

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