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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Sibille es wünscht…« Ich nickte stumm.
    »Also, dann nehmt den Arm meines Schätzchens und geleitet sie bitte ins Eßzimmer. Es ist, glaube ich, Zeit.« Ich erinnere mich nur noch, daß ich bei seiner Berührung fast ohnmächtig wurde, und kann mich beim allerbesten Willen an kein einziges Wort unserer Unterhaltung bei Tisch erinnern.

    »Seid Ihr sicher, daß er von edler Abkunft ist?« fragte die Herzogin von Valentinois. Sie stand am Kamin eines schönen Vorzimmers in ihrem bezaubernden Schloß Chenonceaux. Das Schloß mit den weißen Türmchen war ein Geschenk ihres vernarrten Liebhabers, des Königs, um das sie alle beneideten, vor allem die Königin. Der marmorne Kaminsims war mit gemeißelten und bemalten ›HD‹, für Heinrich und Diana, verziert, an den Wänden hingen erlesene Gobelins, und auf einem reichgeschmückten niedrigen Tisch stand ein silberner Kasten mit eingravierten Symbolen und einem Gott mit Hahnenkopf in einem fliegenden Streitwagen. Draußen, unter den Pfeilern der großen Galerie, kräuselten sich die kühlen grünen Fluten des Cher, der Himmel zeigte jenes göttliche Blau, wie man es nur an Bilderbuchtagen im Herbst sieht, und die Blätter in den Wäldern schickten sich an, ihr sommerliches Grün zu verfärben. In der Ferne erscholl der Ruf der Jagdhörner durch den Forst, während sich berittene Gäste im Galopp vom Schloß entfernten.
    »Ich versichere Euch«, sagte Simeoni, ein großer hagerer Zauberer in schäbiger schwarzer Robe, »daß dieser Menander von edler Abkunft ist, wenn auch in seinem eigenen Volk. Von königlichem Geblüt.«
    »Ach, dann bin ich überzeugt, daß es richtig ist. Es gibt so viele Reliquien von jämmerlichen Niemanden. Ich möchte meine Herzenswünsche schließlich nicht irgendeinem – pfui – Bauern, anvertrauen, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    »Oh, edle Dame, ich würde nicht im Traum daran denken, jemandem Eurer edlen Herkunft und Eures kultivierten Geschmacks dergleichen vorzuschlagen.«
    »Na schön, Maistre Simeoni, fahren wir fort. Öffne ich nun die Schatulle, oder geht sie von allein auf, wenn ich die Zauberworte aufsage?«
    »Ich werde sie öffnen, aber Ihr müßt mir versprechen, nicht zu erschrecken.«
    Die Herzogin von Valentinois nickte zustimmend, fuhr jedoch zurück, als sie den runzligen, mumifizierten Kopf im Kasten erblickte. »Oh, der ist ja ganz vertrocknet! Wie gräßlich!« rutschte es ihr heraus.
    »Nicht weniger mumifiziert als Ihr.« Menander hob ein ledriges Lid und verdrehte ein abstoßendes Auge in Richtung der Herzogin.
    »Also wirklich, Sieur de Menander, Ihr solltet Euch anstandshalber etwas Gurkensalbe auf diese schrecklichen Wangenfalten tun«, sagte die Herzogin und schürzte dabei geziert die schmalen Lippen. »Ich bin entsetzt. Wie kann sich ein Mensch Eures Ranges so gehenlassen.« Und dabei glättete sie mit einem gepflegten weißen Finger eine verirrte Falte auf ihrem reichbestickten Überärmel.
    »Mach weiter, du dummes Frauenzimmer«, sagte Menander. »Vermutlich willst du ewige Jugend haben.«
    »Von Euch gewißlich nicht«, entgegnete Diana von Poitiers, »da die Erhaltung Eures eigenen Teints sehr zu wünschen übrigläßt. Gegen Eure Krähenfüße solltet Ihr es wirklich einmal mit meinem Rosenöl versuchen. Ihr habt Euch völlig vernachlässigt.«
    »Simeoni, dafür werde ich mich an dir rächen«, knurrte Menander leise.
    »Ich flehe Euch an, Madame, habt etwas Nachsicht mit Sieur de Menander – schließlich ist er fast zweitausend Jahre alt.«
    »Das ist überhaupt keine Ausrede für solch – pfui – klägliche Körperpflege«, sagte die Mätresse des Königs. »Aber gut… vermutlich… er ist schließlich kein Franzose, wer will da schon Verständnis für Kultur erwarten. Ja, ich sehe ein…«
    »Und Ihr müßt bedenken, in welcher Gesellschaft er sich letztens befunden hat«, beeilte Simeoni sich zu sagen, der sich verzweifelt den Kopf zerbrach, wie er sein Honorar retten könnte.
    »Na schön, das ist durchaus verständlich. Diese gräßliche kleine Königin aus der fremdländischen Pfandleiherfamilie. Neureiche wie diese abscheulichen Gondis, diese gräßliche Dichterin… es sei Euch verziehen, Sieur de Menander, da Ihr so gelitten habt.«
    »Na hoffentlich«, antwortete der mumifizierte Kopf mit einem entrüsteten Schniefen.
    »Also schön. Simeoni, Ihr sagt ihm, was ich haben will.«
    »Madame, das kann ich nicht. Ihr müßt die Zauberworte selbst nachsprechen und dann Sieur Menander

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