Die geheime Mission des Nostradamus
Euren Wunsch vortragen.«
»Wenn es denn sein muß. Laßt sehen, ah, dort stehen sie geschrieben. Bei Agaba, Orthnet, Baal, Agares, Marbas beschwöre ich dich. Almoazin, Membrots, Sulphae, Salamandrae öffnet das dunkle Tor und hört mich an.«
»Sagt Euer Begehr«, sprach der häßliche Kopf.
»Ich, Diana von Poitiers, Herzogin von Valentinois, befehle und wünsche, daß Ihr, Sieur de Menander, verhindert, daß die Königin jemals Einfluß über König Heinrich II. von Frankreich bekommt, welchen Zauber auch immer sie verwendet.«
»Es ist geschehen«, sagte der Kopf Menanders des Unsterblichen. »Die Zeit wird die Wahrheit erweisen.« Sein lebendiges Auge glitzerte böse, und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schickte er eine dunkle Wolke und einen kleineren Blitz mit Donner durchs Zimmer. Simeoni fiel auf den teuren Teppich und winselte vor Angst.
Doch die Herzogin von Valentinois pochte mit dem schmalen moschus-duftenden Fuß und sagte: »Also wirklich, wie gewöhnlich. Mein Rosenöl, Menander, und laßt ab von dieser billigen Effekthascherei. Damit bringt Ihr Euch um Kundschaft aus besseren Kreisen.«
»Wer glaubt Ihr eigentlich, wer Ihr seid, daß Ihr so mit mir redet? Ich bin doch nicht Eure Zofe!« brüllte Menander, ließ den Deckel seines Kastens zuknallen und verflüchtigte sich, hinterließ aus Bosheit jedoch eine versengte Stelle auf dem Lacktisch.
Ich sollte das Land lieber für ein Weilchen verlassen, dachte Simeoni, als er das Honorar der Herzogin in den alten Lederbeutel an seiner Taille steckte. Informanten hatten ihm von den Wünschen der Königin berichtet, und in diesem schrecklichen Augenblick ging ihm jählings auf, wie Menander der Unvergängliche sowohl den Wunsch der Herzogin als auch den der Königin gleichzeitig erfüllen konnte – durch ein einziges furchtbares Ereignis. Wenn ich nicht mehr im Lande bin, beschuldigen sie einen anderen. Warum sollte er enden wie Gauricus? Seeluft und vielleicht eine Stellung beim Herzog von Urbino, das würde dem alten Simeoni in den kommenden ein, zwei Jahren guttun. Diese Franzosen wußten einen erstklassigen Astrologen ohnedies nicht zu schätzen.
»Laß sehen«, sagte Tantchen und prüfte das Tarotspiel, das sie ausgelegt hatte. »Die Liebenden, die Sonne, alles hervorragend – außer dieser Karte hier, die, auf der die Königin der Schwerter querliegt. So gelegt gefällt sie mir ganz und gar nicht. Aber eins steht fest. Nicolas ist der Richtige für dich, Sibille. Ein vollkommenes Paar.«
»Die Karten sind dafür und ich auch«, sagte der Abbé. »Er spielt hervorragend Schach. Leidenschaft ist nie von Dauer, aber Schach kann man sein Leben lang spielen. Listig, dieser Jüngling! Habt Ihr mitbekommen, was mein Freund Wily vergangenen Donnerstag mit meinem König gemacht hat?
Und jetzt beeilt Euch, beendet das Spiel, Sibille, ich dürste nach Revanche.«
»Geht nicht«, sagte ich. »Nicolas hat mich in die Enge getrieben, da, und ich muß mir den Weg freikämpfen. Außerdem ist es nicht nett, über andere Menschen hinter ihrem Rücken zu sprechen.« Wir blickten uns über dem Schachbrett an, es waren nur noch ein paar Züge bis zum Schachmatt, aber keiner wich einen Zollbreit. Die Zeit war wie in einem Zaubernebel vergangen, seit Tantchen ihm erlaubt hatte, mich jeden Tag zu besuchen. Wir lasen Gedichte, er spielte auf seiner Mandora, und wir sangen Duette und bekriegten uns beim Schach, bei dem wir keine Gnade kannten. Wenn wir uns so nahe waren, schlugen unsere Herzen im gleichen Takt, und wenn wir nicht beieinander waren, war uns, als ob uns eine Hälfte unseres Selbst genommen wäre. »Aha! Ein Zug. Pech gehabt, Nicolas!«
»Ihr seid mir in die Falle getappt! Zieht, zieht! Ade, ihr zwei Könige!«
»Aber jetzt… Sieh doch mal…« Der Abbé kam herübergeschlendert.
»Ach, ach, beide sitzen fest. Ich würde es Remis nennen. Ja, Remis, eindeutig. Das ist das Problem mit Euch beiden. Zu ebenbürtig.«
»Ah, wie gut sie zusammenpassen! Nicolas, ich habe einen Plan, ich schicke einen Vermittler, der mit Eurem Vater spricht. Meine Bedingungen sind attraktiv und werden ihm bestimmt gefallen. Dieser ganze Unfug mit einer fremdländischen Braut – so geht das einfach nicht. Ihr müßt ihm klarmachen, daß mein Schatz eine tugendhafte Frau ist, daß sie geziemend begleitet wird, daß sie eine schöne Mitgift bekommt. Gewiß gibt er nach, wenn er merkt, daß Euer Glück auf dem Spiel steht.«
Doch Nicolas blickte
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