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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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gesagt hat. Deine Eingeweide bedürfen einer besseren Regulierung…«
    »Aber, Tantchen, du weißt doch, daß es nicht darum geht. Mein Nicolas hat nur um die Heiratserlaubnis bitten wollen, und seitdem ist er verschwunden. Ich bin mir sicher, man hat ihn eingesperrt wie einen Dieb. Sein gräßlicher alter Vater ist zu allem fähig, nur um ihn auf ewig von mir fernzuhalten. Mein Herz ist gebrochen. Ich habe keinen Appetit, und das können sämtliche Schwefelbäder auf der ganzen Welt nicht heilen.« Und jede Nacht, aber das erzählte ich ihr nicht, thronte Menander auf meiner Kommode und flüsterte: »Weißt du denn nicht, daß er vor seinem Vater in die Knie gegangen ist. Warum auch nicht? Aus den Augen, aus dem Sinn. Er liebt dich nicht mehr. Man hat eine wunderschöne Braut für ihn gefunden, gerade mal sechzehn Lenze und taufrisch wie eine Rose, mit zierlichen Füßen und Händen, und nun ist ihm aufgegangen, daß du wiederum eine große, häßliche, entstellte Mißgeburt bist. Es war nur Verliebtheit, und jetzt ist er fort. Warum wünschst du ihn dir nicht zurück? Es wäre ganz einfach, wenn du nicht ebenso dickköpfig wie dumm wärst. Ohne meine Hilfe wird dich nie ein Mann lieben. Wünsche! Wünsche! Warum tust du es nicht? Es ist so einfach.« Nun bemühte ich mich zwar, meine Sorgen für mich zu behalten, ließ jedoch immer mehr den Kopf hängen und bekam dunkle Ringe unter den Augen. Tantchen hatte es bemerkt und beschlossen, mir ihr Allheilmittel angedeihen zu lassen, nämlich die Schwefelwasser des nächstgelegenen Badeortes.
    »Sibille, du mußt wieder guten Mutes werden, und das wirst du auch, wenn ich dir erzähle, daß sein Vater mir geschrieben hat…«
    »Hat er nachgegeben?« Mein Herz machte einen Satz.
    »Also, nicht so ganz… aber wenn du zwischen den Zeilen liest, so mußt du dich, glaube ich, nicht sorgen, daß Nicolas schwach geworden sei: Sein Vater hat dir Geld angeboten, wenn du auf deine Ansprüche verzichtest und Nicolas einen Brief schreibst, in dem steht, daß du ihn nicht mehr liebst.«
    »Tantchen, wie abscheulich! Wie demütigend. Was für ein böser alter Mann! Hoffentlich hast du ihn deine Meinung wissen lassen!«
    »Nicht direkt, liebe Sibille. Wo doch er mit dem Zwiegespräch angefangen hat. Mit der Hilfe meines lieben Cousins hier habe ich einen listigen Brief aufgesetzt, der ihn noch tiefer verwickelt… Vertrau mir, liebe Sibille. Du wirst deinen Nicolas wiedersehen.«
    »Ei, ei, das sind ja eine Menge neue Baderegeln, die der Direktor hier angeschlagen hat«, meinte der Abbé und versuchte, das Thema zu wechseln. Er kniff die Augen ein wenig zusammen und studierte die Tafel, die am Eingang angebracht war. »Verbot! Kein Mensch, gleich welcher Herkunft, Verfassung, Gegend oder Provinz, darf provozierende, beleidigende Worte im Munde führen, die Händel auslösen könnten, desgleichen keine Waffen tragen, während er sich in obenerwähntem Bad befindet, er darf niemanden der Lüge zeihen oder die Hand an die Waffe legen. Störenfriede, Aufwiegler und alle, die Seiner Hoheit nicht gehorchen, werden aufs strengste bestraft. Desgleichen ist es allen Prostituierten und unkeuschen Frauen bei Strafe des Auspeitschens verboten, das Bad zu betreten oder sich ihm bis auf fünfhundert Schritt zu nähern… Dieselbe Strafe erleiden alle diejenigen, die vor Damen oder Jungfern oder anderen Frauen und Mägdelein, die das Bad aufsuchen, eine unzüchtige oder sittenlose Sprache führen, sie in unziemlicher Art und Weise berühren oder das Bad in lästerlichem Aufzug, welcher das öffentliche Anstandsgefühl verletzt, betreten und verlassen…«
    »Oh«, entfuhr es mir, »baden Männer und Frauen etwa zusammen?« Wer hätte das gedacht. Das brächte ich nicht über mich, ich könnte das einfach nicht… Vielleicht sollte ich krank spielen und im Zimmer bleiben…
    Die Badewärter am Eingang öffneten einem ältlichen Herrn, den das Gliederreißen völlig verkrümmt hatte und der in einer Sänfte getragen wurde. Ich sah, wie sie sich zur Begrüßung verbeugten.
    »Es geht wirklich ungemein gesittet zu, liebe Base«, beschwichtigte der Abbé. »Jeder Mann trägt eine Leinenjacke, jede Frau ein Hemd. Ihr werdet hier die vornehmsten Leute antreffen.«
    »Im Hemd? Tantchen, du hast mir nicht gesagt…«
    »Komm nicht auf den Gedanken, dich krank zu stellen und im Zimmer zu bleiben, Sibille, denn dann lassen wir dich in einer Sänfte hinbringen, so wie den da. Du mußt dich erholen, und das

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