Die geheime Mission des Nostradamus
schrie Nicolas und wich dem Griff des Rittmeisters aus. »Ihr konntet sie mit Euren fürchterlichen Ständchen nicht gewinnen, und nun wollt Ihr ihr Herz mit einem Liebestrank vergiften! Was für ein Liebhaber! Vielleicht gefällt ihr Euer Schnurrbart nicht.«
»Nicolas! O Nicolas, Ihr seid wieder da! Wo wart Ihr nur die ganze Zeit über?« rief Sibille, die aus ihrer Kabine herausstürzte.
»Wie könnt Ihr es wagen, einen d'Estouville zu beleidigen! Ich fordere Euch zum Duell auf dem Feld der Ehre!«
»Ihr fordert mich! Nein, Windbeutel, ich fordere Euch!«
»Keine Duellforderungen im Bad! Werft die beiden hinaus. Dafür werdet ihr euch vor dem Direktor verantworten. Euch ist lebenslang der Zutritt verboten.«
»Der Zutritt zu dieser abscheulichen Einrichtung? Ihr werdet von meinem Onkel, dem Seigneur de Vieilleville hören…«
»Nicolas, geht nicht.«
»Ich muß, Sibille, ehe man mich verhaftet!« rief Nicolas und griff seine Stiefel, während zwei vierschrötige Badewärter ihn beim Hals packten. »Sibille, mein Vater will mich verbannen… Ich werde Euch schreiben«, rief er über die Schulter zurück, während man ihn hinter seinem Rivalen aus dem Bad schleifte.
»Verbannung für Euch«, sagte einer der Männer, die ihn zum Ausgang bugsierten. »Das überrascht mich nicht, Unruhestifter.«
»Und ich sage euch, ich stamme aus der edelsten Familie Frankreichs. Mein Onkel ist der getreueste Gefährte des Königs… Ihr werdet euer Verhalten noch bereuen.« D'Estouvilles Geschrei wehte vom Vordereingang zurück.
»Wunderbar«, sagte eine der verkrüppelten alten Damen, die mit Krücke ins Bad gegangen war, jedoch ohne deren Hilfe wieder herauskam. »Besser als ein Stück im Theater. Meine Schmerzen sind wie weggeblasen.« Dann wandte sie sich an Sibille, die den beiden nachblickte und die Hände rang. »Junge Dame«, sagte sie, »nehmt den im Hemd, der seine Stiefel trägt. Er ist bei weitem der Hübschere.«
»Was sagt der päpstliche Abgesandte dazu?« fragte König Heinrich und blickte in Richtung des Kardinals von Lothringen. Um den Ratstisch sah man grimmige Mienen. Ein Zweifrontenkrieg drohte, und so hatte man Guise' Heer aus Italien abgezogen, doch in den vergangenen drei Monaten waren riesige Schulden aufgelaufen. Vierhundertvierunddreißigtausend Taler, und die Schatzkammer war leer.
»Seine Heiligkeit hat der neuen Besteuerung der Geistlichkeit mit acht décimes zugestimmt.«
»Ich wünsche, daß Ihr eine Inventarliste aller kirchlichen Gegenstände aus kostbarem Metall anfertigt«, sagte der König. Die Männer am Tisch blickten verbittert. Die letzten Wertgegenstände im Königreich, die man einsammeln und einschmelzen konnte, falls der Krieg noch länger dauerte.
»Ihr müßt Euch an die Bankiers in Lyon wenden, an die italienischen, die deutschen Bankiers. Wir brauchen eine Anleihe von mindestens fünfhunderttausend Talern.«
»Sagt ihnen«, forderte König Heinrich, »sagt ihnen, daß ich ein Fürst von Ehre bin und ihnen, anders als König Philipp von Spanien, die Zahlung ihrer Zinsen zusichere.«
Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden Pläne gemacht und entsprechende Befehle erlassen: Der Alte Konnetabel würde gegen Monatsende aufbrechen und den Befehl an der Nordfront übernehmen, und jeder Mann bei Hofe, der noch eine Waffe tragen konnte, war angewiesen, mit ihm zu ziehen. König Heinrich persönlich würde sich nach Compiègne und damit in die Nähe der Front begeben, und dort wollte er sich zu Beginn des nächsten Monats dem Nordheer anschließen. August, der heiße Monat, würde der Monat des Sieges werden.
Kapitel 17
W as für Silber! Was für herrliches Leinen! Oh, meine teure Pauline, Ihr habt uns alle übertroffen.« Als Tantchens Gäste unseren Salon betraten, verliehen sie ihrer Freude über die reichverzierten Schüsseln mit Leckereien, die hübschen kleinen Geschenke an jedem Platz und die beiden gutaussehenden jungen Männer, die in der Ecke Flöte und Spinett spielten, mit Ausrufen des Erstaunens Ausdruck. Konnte es eine noch grausam-ironischere Umgebung für jemanden geben, der sich vor Gram verzehrte? Im Abstand von nur wenigen Tagen die wahre Liebe zu gewinnen und wieder zu verlieren; mein Held – ein Gefangener im Haus seines Vaters oder bereits unterwegs auf der steinigen Straße der Verbannung, und ich, ich inmitten falscher Lustbarkeit in einer schalen Farce.
»Das ist doch nicht der Rede wert und viel zu wenig zu Ehren meiner lieben Gäste, und oh,
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