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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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allerliebste Erminette, es wird mir nie gelingen, Eure prachtvolle salle zu übertrumpfen.« Da waren sie alle, tanzten geradezu auf dem Grab meiner Sorgen, die gesamte Sippschaft. Tantchen sprudelte über, war großzügig wie immer. Niemand hatte mehr für nachmittägliche Kartenspiele übrig als sie, und sie hatte es geschafft, einen Kreis krächzender alter Damen um sich zu scharen, die ihr glichen: Witwen und Gattinnen des Verdienstadels mit neuerworbenen und etwas dubiosen Titeln, allesamt entzückt, daß sie Verbindungen zum Hof unterhielt, und alle ausgemachte Klatschbasen. Paris, wo man einkaufte und ein Gesellschaftsleben führte, wo niemand über ihr altes, einsames, rankenüberwuchertes Haus voller Geister Bescheid wußte, vor dem Passanten den Schritt beschleunigten und sich im Vorbeigehen bekreuzigten! Nach allem, was sie für mich getan hatte, wollte ich keine Spielverderberin sein, und zudem bot ich ein leuchtendes Beispiel der Selbstaufopferung.
    »Meine Kirschen jedenfalls wirst du nie übertrumpfen, meine Liebe. Sie sind mein Geheimnis, und das gebe ich nicht einmal meiner Tochter auf dem Totenbett weiter«, sagte die alte Dame mit einem rauhen Kichern. Die beiden kräftigen Lakaien, die sie mitgebracht hatte, halfen ihr auf einen gepolsterten Stuhl, deckten ihre geschwollenen Beine hastig mit einer Reisedecke zu und begaben sich nach unten, wo sie den Küchenmägden schöne Augen machten.
    »Man sagt, daß das Fieber viele Leute von der Teilnahme an Madame Cardins Beerdigung abgehalten hat. Nur ihr Enkel ist gekommen, und der noch nicht einmal in voller Trauer.«
    »Ich wiederum habe gehört, daß alle enttäuscht waren von ihrem Erbe…«
    »Liebste Katharina«, sagte Tantchen und wechselte das Thema, das eventuell in eine gefährliche Richtung abgleiten könnte, »wo ist denn Eure Tochter? Ich habe gedacht, sie wäre heute bei uns?«
    »Sie ließ sich nicht davon abbringen, daß es ihre Pflicht ist, heute Almosen an die Armen zu verteilen, anstatt so sinnlichverderbten Vergnügungen wie dem Kartenspiel oder der Lektüre weltlicher Bücher zu frönen. Ich weiß auch nicht, wer ihr diese Launen eingibt. Je eher alle diese gräßlichen sogenannten ›Tempel‹ der Calvinisten abgerissen werden, desto eher endet ihr schlechter Einfluß. Danke deinem guten Stern, Pauline, für eine so vernünftige, pflichtbewußte Tochter wie deine allerliebste Sibille.«
    »Und obendrein noch so begabt«, ergänzte eine andere Frau, eine massige Gestalt in schwerem schwarzem Satin und Spitze.
    Der Flötenspieler hatte sein Instrument abgesetzt und sang nun schallend. »O schönste Schäferin, hab stets im Sinn, wie bald die Rosenzeit dahin…« Einer meiner empfindsamsten Verse, recht feinsinnig und originell. Ach, wie bittersüß war es doch, meine Verse gesungen zu hören, während ich aller Hoffnung auf Liebe entsagt hatte.
    »Ich habe ein halbes Dutzend ihrer schönsten Gedichte in Noten setzen lassen«, sagte Tantchen sehr zufrieden mit sich. Ihr zuliebe, und nur ihr zuliebe, war ich Gramgebeugte die Treppe hinuntergeschwebt, um ihr beim Kartenspiel Gesellschaft zu leisten. Schließlich war mein abgrundtiefer Kummer dieser Tage in aller Munde, und allein schon meine Anwesenheit bei ihrer Kartengesellschaft machte ihre Freundinnen neidisch.
    »Und alle handeln von der Rosenzeit, der Zeit der Liebe. Ach, wie kurz, wie kurz. Und ihre reizenden kleinen Verse sind noch mehr in Mode als früher, jetzt, da das liebe Mädchen Gegenstand des berühmtesten Duells der Saison ist. Man denke nur: d'Estouville, der schon zwölf Männer auf dem Feld der Ehre getötet hat. Fürwahr, welch ein Held!«
    »Und ich sage, das Duell findet nicht statt. Ihr wißt doch, das Edikt des Königs, das Duelle verbietet…«
    »Ich wette ein hübsches Sümmchen, daß es doch stattfindet. Man weiß ja, wie junge Männer so sind…«
    »Nicht, wenn jeder gesunde Mann an die Front muß. Der König wird sie gewißlich verhaften lassen, falls sie überhaupt auf dem Feld der Ehre auftauchen, um ein Exempel zu…«
    »D'Estouville verhaften? Nie im Leben! Dazu steht sein Onkel Vieilleville bei Hofe zu hoch in Gunst.«
    »Dann eben den anderen jungen Mann. Seine Familie, nun ja, hat kein… kein blaues Blut. Außerdem habe ich gehört, daß sein Vater ihn selbst einsperren oder in die Verbannung schicken will, damit er nicht auf d'Estouville trifft.«
    »Welch ein Mangel an Ehrbegriff. Lieber einen toten Sohn als einen, der eine Forderung nicht

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