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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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angenommen hat. Andererseits, sein Vater ist Bankier, wie man so hört…«
    »Pfui, Geld. Über Geld redet man nicht…«
    »Aber ihr wißt ja, wie es heutzutage so geht. Den Anleihen zuliebe nur nicht die Bankiers verärgern, den deutschen Söldnern zuliebe nur nicht die Lutheraner verärgern. Wer bleibt da noch? Dieser Tage wird man vom Abschaum doch geradezu überrannt.«
    »Nehmt es nicht persönlich, liebe Sibille. D'Estouville verleiht der Sache Stil, also kann das Duell Eurer Position nicht schaden. Und denkt daran, nach solch einem eleganten Duell könnt Ihr jeden Liebhaber haben, den Ihr haben wollt.«
    »Erliegt nie der Liebe, Sibille, meine Gute. Die Männer sind es nicht wert«, verkündete Erminette von ihrem Thron am anderen Ende des Tisches kurzatmig, denn sie mußte ihre Karten auslegen und zugleich reden. »Erst letzte Woche habe ich gesehen, wie man Madame de Bonnevilles Kammerzofe gehängt hat, die ihren Säugling ertränkt hat, damit sie ihre Stellung behalten konnte. Dahin führt die Liebe! Ins Grab! Meiner Meinung nach können wir von Glück sagen, daß wir die Rosenzeit überlebt haben. Aha! Ich habe die Dame.«
    »Man munkelt, daß der Vater Priester war…«
    »Aber natürlich doch. Wer denn sonst? Ich steche mit einem König, liebe Erminette.« Geld klapperte auf den Tisch. Die rohe Herzlosigkeit dieser fröhlichen Harpyien, denen mein Gram völlig einerlei war, war fast zuviel für mich.
    »Liebste Sibille, spielt Ihr heute nicht mit?«
    »Ich fühle mich nicht ganz wohl… Ich muß mich hinlegen.«
    »Trinkt ein Gläschen Likör, und schon geht es Euch besser.«
    »Ja, wir halten Euch einen Platz bei Tisch frei«, hörte ich sie hinter mir herrufen, als ich auf mein Zimmer entfloh.

    Fern der rohen Machenschaften der Kartenspielerinnen stiegen mir die überwältigende Bitternis und der Kummer stechend in die Augen. Aufgelöst wollte ich mich aufs Bett werfen, als sich mir ein entsetzlicher Anblick bot.
    Dort auf dem Teppich lag mein treuester und ergebenster Gefährte, mein letzter Freund auf Erden – Gargantua –, mit einem Bauch, der schrecklich aufgedunsen war. Und oben auf dem Kleiderschrank untersuchte Señor Alonzo seinen haarigen Körper zufrieden nach Flöhen, und da wurde mir jählings klar, daß er diese schreckliche Tat begangen hatte. Neben Gargantuas Kopf lagen ein paar zerbissene Reste eines menschlichen Schädels, das Bruchstück eines Unterkiefers, braune uralte Zähne – und der geöffnete Kasten Menanders des Unvergänglichen. Haß packte meine Seele, ich ergriff die nächstbeste Waffe, einen großen Briefbeschwerer aus Messing in Form eines Löwenkopfes, und warf damit nach der widerlichen, pelzigen kleinen Kreatur. »Du abscheulicher, abscheulicher Affe – du hast mir meinen allerliebsten Gargantua umgebracht!« Behende wich der Affe meinem Geschoß aus und sprang auf den Betthimmel. »Ich bringe dich um, bei Gott, ich bringe dich um!« schrie ich und griff nach dem großen Stickreifen, der mir in die Hände kam, kletterte auf das untere Bettende, hielt mich am Bettpfosten fest und versuchte, den Affen mit der anderen Hand zu verjagen. Bei dem Krach kam Baptiste angerannt, und in dem Augenblick rutschte ich aus, stürzte und tat mir am Rücken so weh, daß ich ein Weilchen nicht aufstehen konnte.
    »Ach, da hat doch der kleine Teufel den Kasten vom Schrank geworfen, und jetzt hat Euer großer Hund Euren Zauberkopf gefressen. Was für eine Katastrophe!« Er versuchte, mir aufzuhelfen, aber ich konnte nur stöhnen.
    »Nicht anfassen. Töte das kleine Ungeheuer mir zuliebe. Sieh doch nur, was er meinem Hund angetan hat.«
    »Komm, na, komm schon. Mademoiselle, er muß seinen Käfig aufgemacht haben.«
    »O Gargantua, du bist das einzige Wesen auf der ganzen Welt gewesen, das mich wahrhaft geliebt hat«, jammerte ich unter Tränen, während ich noch immer lang hingestreckt auf dem Boden lag und mich nicht rühren konnte.
    »Jetzt wird Euch die Königin nie mehr holen lassen. Unser ganzes Glück… oh, was für ein schreckliches Pech aber auch. Wie soll ich das bloß Madame beibringen?« Wie war das? Die Königin würde nicht mehr nach mir schicken? Der Kopf war fort, also war ich doch wohl frei? Du armer, treuer Hund, du hast mich um den Preis deines eigenen Lebens befreit. Vielleicht war Nicolas noch gar nicht in Verbannung. Ich würde schreiben… Ja, sowie ich aufstehen konnte, würde ich einen Brief in sein Haus schicken und ihm mitteilen, daß ich ihn heimlich

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