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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Konkubinen in die Angelegenheiten von Königen eingemischt haben.« Stumm und blaß zog sich die Herzogin zurück und betrachtete die Schneeflocken, die in immer größerer Zahl gegen das Fenster flogen. Ihre dünnen, mit Ringen bedeckten Finger bogen sich wie Krallen. Wie dumm von mir, dachte sie. Da habe ich den König den Guise zuliebe zu diesem Krieg gedrängt. Und wie stehe ich jetzt da? Durch mich sind sie aufgestiegen, und schon erweisen sie sich undankbar. Warum sich um die Mätresse kümmern, wenn ihnen die rechtmäßige Erbin – Maria – gehört? Was wird geschehen, wenn sie am Ende die Staatsgeschäfte kontrollieren? Wie rasch sind gute Dienste vergessen, dachte sie, als sie sah, wie die Königin von ihrem Buch aufblickte und sich kurz mit der Herzogin von Guise unterhielt. Ein reizender Augenblick, alle lächelten. »Konkubine« hatte die Königin gesagt. Sieh einer an, wie sie jetzt umschwärmt wird. Aber wenn der König zurückkehrt, werden wir ja sehen, wer hier noch immer herrscht.

    Der Zustand der winterlichen Straßen war so erbärmlich, daß man die Vermählung des Dauphins mit der Königin der Schotten bis zum Frühling aufschieben mußte, bis der König und die Königin von Navarra ihr kleines Königreich in den Bergen verlassen könnten, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Und erst wenn sich das winterliche Meer beruhigt hätte, würden sich die Abgesandten, die das schottische Parlament bestimmt hatte, auf die gefährliche Seefahrt begeben. Ohne Begleitung würde die Krone Schottlands die Reise nicht unternehmen, denn trotz der Bitte des Königs von Frankreich hatte sich das schottische Parlament geweigert, den kostbaren Gegenstand einer Gefahr auszusetzen.
    Gegen Mitte April, als die Abgesandten eingetroffen waren, begann man mit den langwierigen und schwierigen Vorbereitungen zur Verbindung der beiden Königreiche. Zunächst ging es um die Verträge, die von den Abgesandten des schottischen Parlaments mitgebracht worden waren: Die sechzehnjährige Königin der Schotten unterzeichnete Dokumente, die Schottland seine altehrwürdigen Freiheiten garantierten und zusagten, daß die Krone trotz ihrer Heirat mit einem französischen König, sollte Maria ohne Nachkommen bleiben, an die schottischen Erben zurückfallen würde. Dann wurden Maria Stuart Geheimverträge von ihrem zukünftigen Schwiegervater und ihren Onkeln Guise vorgelegt, und ihre Feder kratzte ebenso munter weiter und versprach genau das Gegenteil, daß nämlich der Thron von Schottland für immer an König Heinrich und seine Erben fallen würde, auch wenn sie ohne Nachkommen sterben sollte, versprach alle Einkünfte Schottlands an Frankreich, versprach, daß alle Punkte nichtig würden, die sie dem schottischen Staat gewährte, wenn diese den Interessen des Königs von Frankreich zuwiderliefen.
    Nachdem Schottland insgeheim mittels Unterschrift verschenkt worden war, fuhr man fort mit den Zeremonien zur formellen Verlobung des häßlichen kleinen Dauphins, der den Boden anbetete, auf dem das eitle rothaarige Mädchen schritt. Wer ihnen zusah, wie sie den Verlobungsvertrag im großen Saal des Louvre in Anwesenheit des Königs und der Königin, des päpstlichen Legaten und zahlloser Würdenträger der Kirche unterzeichneten, der erkannte in den beiden Heranwachsenden ein herrlich unbeschriebenes Blatt, das nur darauf wartete, vom Ehrgeiz anderer beschrieben zu werden. Sie wirkten so entzückend überheblich, diese beiden Jugendlichen, waren so leicht durch Schmeicheleien, geheuchelte Freundschaft und feingesponnene Intrigen zu ködern. Und die Wölfe bei Hofe leckten sich voller Vorfreude die Lippen.

    In der Frühe des einundzwanzigsten April strömten die ersten Neugierigen auf den gepflasterten Platz vor der Kathedrale Notre-Dame. Am Rande des Platzes beugte sich ein wohlhabend aussehender Mann mit graumeliertem Bart von einem schwarzen kleinen Pferd und unterhielt sich mit zwei Damen in einer offenen Pferdesänfte.
    »Also meine Lieben, genießt den Augenschmaus; Ihr werdet gewiß Euer Lebtag kein so teures Hochzeitsfest mehr zu sehen bekommen.« Eine der Damen war von riesigem Leibesumfang und trug einen Kopfputz nach eigenwilligem Entwurf mit einem Schleier darüber, der offensichtlich dazu gedacht war, auch den verirrtesten Strahl des leuchtenden Gestirns am Himmel von ihrem Teint fernzuhalten. Die andere war hochgewachsen und mager, hatte eine Adlernase im klugen Gesicht, das jedoch von einem geheimen Kummer gezeichnet

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