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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Kinderkrankheiten, ein paar Erkältungen, mehr hatte er nicht. Gehörte zu seinem Alter. Größer werden, ein besserer Schneider, ein wenig mehr Unterweisung in Latein, und schon wäre er das Abbild eines Königs. Übrigens war ein Grüppchen italienischer Schauspieler mit einem Klaumaukstück, wie sie es liebte, an den Hof gekommen…
    Und jetzt gemahnte sie ihr verschlagener Zauberer an all das, was ihr fehlgeschlagen war. »Zehntausend, hunderttausend Entschuldigungen, meine erhabene, meine gnädige Königin«, winselte der Wurm zu ihren Füßen.
    »Cosmo, du befleckst meinen Schuh. Fort mit dir. Du weißt, daß sie ihren Ring noch hat. Man sollte dich hängen.« Zwerge und Hunde zogen sich in sicherem Abstand zurück.
    »Oh, meine geliebte Königin, wie furchtbar wird es mich schmerzen, wenn ich den Kranz für die Beerdigung bestelle.« Der Regen draußen ließ nach. Ein dünner Sonnenstrahl fiel auf das Parkett, auf dem sich die lederbekleidete Gestalt suhlte.
    »Deine Familie laß ich vor deinen Augen foltern. Du weißt noch gar nicht, was Leiden ist.«
    »Dann sterbe ich vor Gram.«
    »Verfluchter Erpresser«, sagte die Königin, doch an ihrem Tonfall meinte Ruggieri eine Andeutung von Respekt für jemanden zu erkennen, der ihr an Gerissenheit nicht nachstand.
    »Erhabene und edle Gönnerin, wir sind nun schon so lange zusammen. Wie könnte ich ohne den wohltätigen Sonnenschein Eurer Gegenwart weiterleben? Für welch gewaltige Tat wünscht Ihr meine bescheidenen Dienste?« Jetzt versuchte er, den Saum ihres Gewandes zu küssen, doch die Königin trat zur Seite.
    »Ich habe den Herzog von Nemours gebeten, ihr Vitriol ins Gesicht zu schütten. Ein augenloses, gesichtsloses Ungeheuer wird dem König nicht gefallen, wie viele Ringe sie auch immer trägt. Ihr sollt in den Sternen lesen, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist.«
    »Keine gute Idee, Majestät. Für diese Deutung brauche ich keine Sterne. Auch wenn der Herzog von Nemours auf der Stelle flieht, wird man Eure Verbindung zu ihm herausfinden.«
    »Aber seine Familie ist bekanntermaßen mit den Guises, ihren Verwandten, verfeindet.«
    »Und er ist bekanntermaßen mit Euch befreundet. Glaubt mir, Madame, die Mauern dieses Palastes haben Ohren. Und sie haben sogar kleine Augenlöcher.«
    »Cosmo…«, das klang jetzt drohend.
    »Oh, Vergebung Majestät, ich würde nie im Leben vorschlagen… aber denkt daran, falls Euch der König entdeckt, wird er aus übergroßer Liebe auf Rache sinnen. Er wäre nicht der erste König von Frankreich, der seine Gemahlin für immer einkerkern ließe. Oder er könnte Euch sterben lassen. Und das würde mir ganz und gar nicht gefallen, Majestät, denn es würde auch meinen eigenen Untergang besiegeln. Ihr seht also, ich spreche zu Eurem eigenen Besten, denn letzten Endes sind unsere Leben durch das Schicksal eng verbunden.«
    »Die Schmach, auf diese abscheuliche Weise an eine Kröte wie dich gebunden zu sein, ist unbeschreiblich.«
    »Oh, es ist in der Tat ein Jammer, aber unumgänglich. Die Sterne haben es so bestimmt. Weh mir, verflucht sei der Tag, als ich jenen Ring gefertigt habe!«
    »Verflucht, weiß Gott. Hör auf, mich mit einem Meer von Krokodilstränen zu behelligen. Du hast das doch nur getan, um mich zu einer Erhöhung meiner Zuwendungen zu bewegen.«
    »Ich? Das sollte ich getan haben? Für wie habgierig müßt Ihr mich halten. Es geht um den ältesten Sohn meines Vetters, sein kleines Mädchen braucht eine Aussteuer, meiner Schwester geht es nicht gut, sie muß ins Bad, mein armer kleiner Patensohn – Ihr seht, ich bin vielen ein Vater. Die Verantwortung ist erdrückend…«
    »Cosmo, ich sage dir hier und jetzt, daß ich meinen Gemahl aus den Banden dieser Frau befreit wissen möchte. Ich will seine Liebe, seine Achtung. Ich will die Ehre, die mir als Königin von Frankreich gebührt. Nie wieder möchte ich den Ausdruck ›italienische Kaufmannstochter‹ aus dem Mund dieser Frau hören. Tu etwas, Cosmo, oder ich lasse dich einkerkern, bis du wünschst, du wärst tot, doch dazu fehlen dir dann die Mittel.«
    »Meine Königin, meine Königin, wie könnt Ihr nur so wenig Vertrauen zu mir haben? Ich habe gezögert, Euch davon zu erzählen. Aber jetzt, ja, jetzt muß ich Euch ein Geheimnis enthüllen, das unendliche Macht, aber auch Verderben mit sich bringt.« Bei diesen Worten merkte die Königin auf. Sie legte den Kopf schräg, als ob sie nachdächte, und Cosmo hätte schwören können, daß er ihre

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