Die geheime Mission des Nostradamus
Zungenspitze sah, die sich den Mundwinkel leckte. Gut, gerettet, dachte er. Wie schlau von mir, daß ich Simeoni auf die Sprünge gekommen bin, der mich entmachten will. Der Narr kann nicht einmal das Kommen des nächsten Samstags vorhersagen, und falls er es geschafft hätte, den Herrn aller Wünsche zu behalten… Oh, Asmodeus! Nicht auszudenken. Was für ein Glück, daß ihn mein Diener an sich genommen hat, ehe er in seine Hände gelangen konnte. »Ja. Ich habe letztens einen diabolischen Gegenstand voll abgründiger Magie erworben, der alle menschlichen Wünsche erfüllen kann, abgesehen von einem.«
»Von einem? Aber warum nicht alle?«
»Der eine ist Erlösung, und sie zu gewähren liegt nicht in der Macht des Satans.«
»Ach ja? Jetzt verstehe ich. Ich würde meine Seele verkaufen, wenn ich diese Hure loswerden könnte. Aber was genau habt Ihr in Euren Besitz gebracht?«
»Ja, hmm, es gelangt in Kürze in meinen Besitz. Seid Ihr bei Eurer okkulten Lektüre jemals auf den Herrn aller Wünsche gestoßen?«
»Der Herr aller Wünsche? Ja, mag sein. Sprich weiter, du Kröte.« Sie weiß nichts, dachte er. Jetzt kann ich sie blenden.
»Gewiß erinnert Ihr Euch an die Geschichte von Menander, dem Magus?«
»Von dem behauptet wird, daß er das Geheimnis des ewigen Lebens entdeckt habe?«
»So sagt man. Heute wäre er fast zweitausend Jahre alt.«
»Ewiges Leben… ewiges Leben«, murmelte die Königin. »Dann gibt es also keine Hölle, oder? Man ist vom Jüngsten Gericht befreit, kann tun und lassen, was man will…«
»Aber der Legende zufolge hat er höllische Macht erhalten, weil er seine Seele dem Teufel verschrieben hat…«
»Der sie nicht eintreiben konnte, weil er unsterblich war. Ja, an die Geschichte erinnere ich mich. Aber was hat das mit Eurer neuesten Entdeckung zu tun?«
»Erhabene und hochherzige Herrin, erlauchteste und mächtige Königin, die Legende endet hier nicht. Der König von Persien hatte mit Menander eine Rechnung zu begleichen und ließ ihn deswegen enthaupten. Mein Vater kannte einen Astrologen, der ihm wahrhaftig Menanders Fingerknochen verkaufen wollte…«
»Dann sind das also alles Narrenpossen, die du dir erlaubst? Cosmo, treibe kein Spiel mit mir, mit Leuten, die sich über meine Sorgen lustig machen, verfahre ich ohne jede Schonung.«
»Meine Königin, meine Königin, vertraut Eurem armen, alten Diener, Eurem demütigen, weinenden Diener.«
»Kommt zur Sache, Cosmo. Was und wieviel?«
»Meine Königin, Menanders Kopf wurde zwar vom Körper getrennt, aber er lebt weiter. Das war Satans Rache für den Streich, den Menander ihm gespielt hat. Und diesen lebenden, abgeschlagenen Kopf, dessen magische Kräfte und geheime Weisheit noch unversehrt sind, habe ich für Euch erworben.«
»Daß er mein Sklave sei?«
»Daß er Euch jeglichen Wunsch erfülle, erhabene Königin. Seine Macht, die diabolisch ist, kennt keine Grenzen, und sein lebender Kopf ist dazu verurteilt, jedem zu dienen, der ihn besitzt.«
»Cosmo, wenn Ihr immer schon davon gewußt habt, warum habt Ihr ihn mir nicht längst besorgt?«
»Erhabenste und glorreichste Majestät, der unsterbliche Kopf von Menander dem Magus mag Euch jeden Wunsch erfüllen, doch vertraut man allen Berichten, macht sein Besitz nicht glücklich.«
»Ich bin keine glückliche Frau, Cosmo. Fluch, Verdammnis oder Satan, ich will, daß Ihr mir diesen Kopf bringt.«
Als sich die Tür hinter dem katzbuckelnden Zauberer geschlossen hatte, kam der Königin ein Gedanke. Falls dieser abscheuliche Mann das Ding jemals herbeischafft, wird er sich als erstes seine eigenen Wünsche erfüllen lassen. Sodann wird er mir meine Wünsche zuteilen und mir für jeden einzelnen Geld abknöpfen. Dieser unsterbliche Kopf ist ganz eindeutig noch nicht hier, sonst hätte er sich schon damit gebrüstet. Gewiß läßt er ihn sich von irgendwo zuschicken. Ich sollte ihn beschatten lassen und den Kopf abfangen, ehe Cosmo ihn in Händen hat. Wenn der Herr aller Wünsche so mächtig ist, wie er behauptet, dann wünsche ich mir einfach, daß er mich von Cosmos Niedertracht befreit, nachdem ich mir die Herzogin vorgenommen habe.
Kapitel 7
E s ist Zeit, meine Herren, gesellen wir uns zu den Damen.« Heinrich II, König von Frankreich, ein hochgewachsener und ernster Mann, führte seinen Hofstaat zu den Gemächern der Königin. Der König war eine überaus ritterliche Erscheinung, doch sein Gemüt war getrübt. Eine Kindheit als Geisel in einem spanischen
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