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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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sich nach den Leuten auf der Museumstreppe um: eine Schülergruppe, einige Kindermädchen mit ihren Schutzbefohlenen und zwei ältere Männer. »Etwas aus dem Grimm-Sammelsurium«, sagte er mit gesenkter Stimme.
    »Etwas, das du ausgeliehen hast?«
    Er nickte.
    »Was?«
    »Nicht hier«, sagte er.
    Er führte mich am Arm und bewahrte mich mindestens dreimal davor, falsch abzubiegen. Selbst durch den Mantelärmel hindurch war mir der Punkt, an dem er meinen Arm berührte, sehr bewusst.
    Er lebte in einem alten Apartmenthaus, das aus derselben Epoche wie Anjalis stammte, aber weniger aufwendig war.
    »Hallo, Aaron«, sagte der Portier.
    »Hallo, Jim. Ist meine Mutter zu Hause?«
    »Nein, noch nicht da. Du hast die ganze Wohnung für dich.« Zu meiner Verlegenheit zwinkerte er mir zu.
    Wir nahmen den Fahrstuhl in den siebten Stock. Aaron schloss eine Tür auf, und ich folgte ihm durch einen langen, dunklen Flur, dann durch ein unaufgeräumtes Wohnzimmer in einen kleinen, dunklen Raum hinter der Küche.
    Er hielt die Tür auf und räusperte sich. »Also dann. Komm doch rein.«
    Sein Zimmer war aufgeräumter als meins, aber nicht viel. Ich fragte mich, ob es hier wohl immer so aussah. Oder hatte er für mich aufgeräumt? Er nahm seinen Mantel ab, und ich gab ihm meinen. Er legte sie beide auf das Bett, das schlampig gemacht war.
    Ich sah mich nach einer Sitzgelegenheit um. Es blieb die Wahl zwischen dem Bett, einem Sitzsack und seinem Schreibtischstuhl. Ich nahm den Schreibtischstuhl; Aaron lehnte mit gebeugten Knien an der Wand.
    »Hast du den unsichtbaren Stuhl aus dem GS ausgeliehen? War es das, was du mir zeigen wolltest?«
    Er lachte nervös und richtete sich auf.
    Ich war auch nervös. Irgendetwas stimmte nicht so recht im Raum. Langsam fiel mir auf, was es war: Das Zimmer stank nach Magie und zwar nach angsteinflößender. Voller ekelhafter Untertöne, ungefähr so wie eine Klimaanlage, die vorgibt, nach Erdbeeren zu duften, aber etwas ganz anderes darunter verbirgt. Es roch nach Mr.Stones Loft oder wie die schlimmsten Gegenstände im Grimm-Sammelsurium: das schlammige Bild oder der Schneewittchenspiegel.
    Kein Wunder. Da, an der Wand über der Garderobe hing er, der Schneewittchenspiegel.
    »Ist es das, was ich glaube, das es ist?«
    Er nickte. »Das ist es, was ich dir zeigen wollte.«
    »Du hast ihn ausgeliehen?«
    Er nickte wieder.
    »Hast du ein Pfand im
Kuduo
hinterlegt?«
    »Selbstverständlich! Für wen hältst du mich?«
    »Was hast du hinterlegt? Wenn ich fragen darf.«
    »Mein erstgeborenes Kind.«
    »Aber du hast kein …«
    »Mein
zukünftiges
erstgeborenes Kind, Dummkopf.«
    »Wow.« Aus irgendeinem Grund jagte mir das kalte Schauer über den Rücken. Ich drehte mich zum Spiegel. »Wieso hast du diesen fiesen Spiegel mit nach Hause genommen? Wieso hast du nicht einfach im Repositorium mit ihm gesprochen?«
    »Es war mir zu unsicher, dort mit ihm zu reden. Ich weiß nicht mal, ob es sicher ist, sich dort miteinander zu unterhalten. Es verschwinden immer noch Gegenstände, und ich weiß nicht, wem ich trauen kann.«
    Aber er war der Meinung,
mir
trauen zu können.
    Ich fühlte mich geschmeichelt und ein bisschen schuldig. Ich hatte ihn vielleicht nicht direkt angelogen, aber ich war auch nicht ganz ehrlich zu ihm gewesen. Deshalb entschloss ich mich, ihm von Anjalis Verschwinden und unserem Ausflug zu Mr.Stone zu erzählen. Ich ließ allerdings den Teil aus, in dem Mr.Stone Marc gesagt hatte, er solle das
Kuduo
stehlen. Sicherlich würde Aaron nicht begeistert darauf reagieren.
    »Anjali ist
verschwunden?
« Die Anteilnahme in seiner Stimme tat mir weh. »Wieso hast du mir das nicht erzählt?«
    »Was meinst du? Ich habe es gerade erzählt.«
    »Aber wieso hast du mir das nicht gleich erzählt? Wieso hast du mich nicht angerufen?«
    »Ich weiß es nicht, Aaron. Es ist nicht so, dass ich dir das verschweigen wollte. Es ist nur …« Was konnte ich sagen? Wohl kaum, dass es keine Gelegenheit gegeben hätte. Und selbst wenn es tatsächlich an meiner eigenen Angst gelegen hätte – Aaron würde in jedem Fall Marc die Schuld daran geben.
    »Ich glaube es einfach nicht, Elizabeth! Was soll ich machen?«
    »Hilf uns, Anjali zu finden.«
    »Ich meinte, was ich mit
dir
machen soll? Kann ich dir trauen? Ich dachte, ich könnte es. Der Spiegel sagt zumindest, ich könnte.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Schau her.« Er drehte sich von mir fort, zum Spiegel hin. Sein hübsches Gesicht sah schon im wirklichen Leben

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