Die geheime Sammlung
ein Käfer beißt, dann sitzt er unter deiner Kleidung.‹ Glaub mir, ich könnte euch ein oder zwei Geschichten über einige eurer Bibliothekare erzählen … Aber das werde ich nicht. Ich bin ein Ehrenmann. Bringt mir das
Kuduo
, und ich werde euch sagen, wo Anjali zu finden ist.«
Er stand auf und öffnete die Tür. »Nun, es war mir ein Vergnügen. Ich freue mich auf zukünftige einträgliche Begegnungen.«
»Was nun?«, sagte ich, als wir die Treppen nach unten gingen. Wir zitterten vor Zorn, fühlten uns machtlos und klein, selbst meine Stimme bebte.
Für Jaya war alles klar. »Nun geht Marc los und holt das Kuhduu-Oh, oder wie das Ding auch heißen mag, und wir retten meine Schwester.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, sagte ich. »Ich vertraue dem Typen nicht. Was wird er damit machen? Es verkaufen, wie er Anjali verkauft hat? Oder es irgendwie benutzen wie den Knüppel? Das
Kuduo
ist mächtig. Ich denke, wir sollten Dr.Rust um Hilfe bitten.«
»Nein! Das ist der denkbar schlechteste Plan«, widersprach Marc. »Unsere einzige Hoffnung, Anjali zu finden, ist das
Kuduo
, und der Doc würde es mich niemals mitnehmen lassen.«
»Aber du kannst das
Kuduo
nicht nehmen! Das ist zu gefährlich – und es ist voller wichtiger Dinge! Wir brauchen Hilfe. Jaya, was ist mit deinen Eltern? Können wir es ihnen erzählen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Wir müssen Anjali allein zurückholen. Sie würden sie umbringen, wenn sie herausfinden würden …« Sie sah Marc an. »All diesen Kram halt. Sie würden ihr die nächsten Jahrzehnte Hausarrest geben.«
»Ich hätte lieber Hausarrest und wäre in Sicherheit«, sagte ich.
»Anjali nicht. Nicht, wenn sie stattdessen in Sicherheit sein kann und keinen Hausarrest hat. Lasst uns das Ding, das Stone haben will, gleich jetzt holen und sie retten.«
Marc sah auf seine Uhr. »Dafür ist es zu spät«, sagte er. »Das Repositorium hat geschlossen, und wir haben keinen Schlüssel. Wir müssen es morgen holen.«
»Okay. Ich erzähle meinen Eltern, dass Anjali heute Nacht bei dir bleibt.«
»Ich denke immer noch«, sagte ich, »dass es eine idiotische Idee ist, das
Kuduo
zu stehlen.«
»Fällt dir was Besseres ein?«
»Nicht, wenn ihr es mich nicht den Bibliothekaren erzählen lasst«, gab ich zu. Ich war immer noch der Meinung, dass das die bessere Idee wäre, aber ich konnte Marcs Standpunkt verstehen. Es war durchaus möglich, dass einer von ihnen in die Diebstähle verwickelt war – und selbst wenn nicht: Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie damit einverstanden wären, das
Kuduo
fortzugeben. Wenn das die einzige Möglichkeit war, Anjali zurückzuholen, dann mussten wir es versuchen. »Ich sehe euch morgen im Repositorium«, sagte ich zu Marc.
Vielleicht konnten wir einen Weg finden, den Inhalt auszuleeren, bevor wir es an Mr.Stone gaben, und konnten die Dinge, die dort verborgen lagen, ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgeben. Etwa meinen Orientierungssinn.
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Kapitel 19
Peinliche Spiegelungen
N ach dem Abendessen klingelte mein Telefon.
»Elizabeth? Hier ist Aaron, Aaron Rosendorn.«
Mein Herz machte einen kleinen freudigen Hüpfer, wie Dr.Rusts Mini-Akrobaten. Hör auf, Herz!, befahl ich ihm. Es gibt im Augenblick Wichtigeres auf der Welt als Aaron Rosendorn. »Hallo, Aaron«, sagte ich und versuchte, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. »Was gibt es?«
»Könntest du zu mir kommen? Ich möchte dir hier etwas zeigen.«
»Wirklich? Was?«
»Es ist nur … eine Idee, die ich hatte.«
»Okay«, sagte ich. »Wo wohnst du?«
»In der West Einundachtzigsten Straße, den Block runter vom Museum of Natural History.«
»Ich hab zurzeit ziemliche Probleme mit meiner Orientierung. Ich bin mir nicht sicher, dass ich das finden kann.«
»Natürlich kannst du das. Das ist nicht schwer.«
»Nein, wirklich. Ich verirre mich in meinem eigenen Schlafzimmer.«
»Du findest aber zumindest zum Museum of Natural History, oder? Die U-Bahn hält direkt vor der Tür. Ich sag dir was, ich hole dich dort ab.«
Ich fand meinen Weg zur U-Bahn einigermaßen und stieg an der richtigen Haltestelle aus. Dann musste ich einmal komplett ums Museum gehen, bevor ich den Eingang fand, an dem Aaron auf mich wartete.
Er lehnte am Sockel der Statue Teddy Roosevelts, die Wangen rot vor Kälte. Ich sah ihn das erste Mal nach dem peinlichen Traum.
»Also, was hast du zu Hause? Das Ding, das du mir zeigen willst?«, fragte ich.
Er schaute
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