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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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sich lohnte, sie anzustarren. Sie sprangen schnell auseinander und richteten ihre Kleidung. Als die echte Frau sich zu uns Originalen drehte, um uns anzusehen, saßen unsere Spiegelbilder sehr aufrecht, einen Fußbreit voneinander entfernt und furchtbar errötend – genau wie wir, so als wären sie nur Spiegelungen in einem normalen Spiegel.
    »Mama! Kannst du nicht anklopfen?«
    »Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.« Sie sah mich erwartungsvoll an.
    »Das ist … das ist eine Freundin von mir aus dem Repositorium. Wir haben gerade …« Aaron verstummte.
    Aarons Mutter streckte mir ihre Hand entgegen. »Lass mich raten … Angeline?«
    »Nein, Mama! Und Angeline schon mal sowieso nicht, es heißt Anjali«, sagte Aaron. » AHHHN -jah-lie. Das ist indisch.«
    »Es tut mir leid, Anjali. Ich bin Rebecca Rosendorn.« Ich konnte sehen, wie sie darum rang, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie nicht verstand, wie eine Weißhäutige wie ich zu einem indischen Namen kam. Wenn ich nicht so sehr um meine eigene Fassung hätte ringen müssen, hätte sie mir sogar leidgetan.
    »Aber ich bin nicht Anjali«, sagte ich. »Ich heiße Elizabeth. Elizabeth Rew.«
    »Oh! Es tut mir leid, Elizabeth! Nun, schön dich kennenzulernen. Ich lasse … die Tür einfach offen, oder?« Sie ging aus dem Raum, die Tür weit geöffnet.
    Ich nahm meinen Mantel. »Es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe. Ich glaube nicht, dass wir heute Abend noch irgendetwas für Anjali erreichen können, und deine Mutter …«
    »Ja, du hast höchstwahrscheinlich recht.« Er brachte mich zur Wohnungstür. »Soll ich dich nach Hause bringen? Oder zumindest bis zur U-Bahn-Station?«
    »Danke, ich glaube, das bekomme ich allein hin.«
    »Okay, dann bis morgen.«
    »Tschüss.« Ich konzentrierte mich darauf, zur U-Bahn zu finden. Es war schwierig, aber es half mir dabei, das aus meinem Kopf zu verdrängen, was unsere Spiegelbilder da eben gemacht hatten. Ich schaffte es mit nur einem falschen Abzweig nach Hause.

[home]
    Kapitel 20
    Der Schrumpfstrahler
    A m nächsten Morgen ging ich schon früh zum Repositorium und fragte nach Marc. Er hatte in Magazin 6 Dienst. Ich schaute mich um, ob auch niemand zuhörte, und flüsterte: »Was machen wir wegen des
Kuduo?
«
    »Schon erledigt«, antwortete er. »Ich komme gerade aus Dr.Rusts Büro.«
    »Was hast du erledigt? Hast du das
Kuduo
gestohlen? Du wolltest auf mich warten.«
    »Das ist kein Diebstahl.«
    In dem Punkt wollte ich mich nicht streiten. »Hast du wenigstens die Pfänder entfernt, bevor du es an dich genommen hast?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wusste nicht, wie man sie herausbekommt oder was ich dann mit ihnen hätte machen sollen.«
    Ich stöhnte innerlich. Von meinem Richtungssinn konnte ich mich verabschieden. Ich fragte mich, ob Mr.Stone den wohl aus dem
Kuduo
entfernen und benutzen konnte. Falls ja, wünschte ich ihm viel Glück, denn er war nie besonders gut gewesen. Ich verabschiedete mich stumm von Aarons Erstgeborenem und allem anderen, was das
Kuduo
barg, und fand Marc ziemlich egoistisch, und das nicht zum ersten Mal. »Hast du wenigstens herausgefunden, wo Anjali steckt?«, fragte ich. »Der Spiegel von Schneewittchens Stiefmutter sagt, sie sei ein Püppchen.«
    »Was? Wovon sprichst du überhaupt?«
    Ich erzählte ihm von der Unterhaltung mit Aaron und dem Spiegel.
    Marc nickte bedächtig. »Also hat der Zauber Anjali getroffen. Ein Püppchen. Immerhin wissen wir, wonach wir suchen müssen, wenn wir sie befreien.«
    »Du hast also herausgefunden, wo sie steckt?«
    »Ja. Stone hat mir einen Namen und eine Adresse gegeben. Die Frau heißt Gloria Badwin und wohnt im West Village. Sobald ich meine Schicht geschafft habe, gehe ich hin. Ich muss nur auf Miss Walker warten. Sie bringt André hier vorbei.«
    »Wer ist Miss Walker?«
    »Eine Freundin unserer Mutter. Er ist noch bei einem Spielkameraden, aber sie holt ihn von dort ab und bringt ihn gegen Ende meiner Schicht hier vorbei. Allerdings muss ich noch jemanden dazu bringen, auf André aufzupassen, während ich Anjali suche.«
    »Das ist nicht dein einziges Problem. Bevor wir Anjali befreien, müssen wir den Goldenen Schlüssel finden, was immer das auch sein mag.«
    »Den Goldenen Schlüssel? Warum das denn?«
    Ich erzählte ihm, was der Spiegel gesagt hatte.
    »Das ist kein Problem. Ich hole den Schlüssel sofort.«
    »Du weißt, wo er ist? Und du weißt auch, was das ist?«
    »Klar, das ist einer der Gegenstände aus

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