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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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zu widerstandsfähig. Wir konnten es nicht zerreißen.
    »Hast du den magischen Stock noch?«, fragte ich. »Vielleicht bringt der uns hier raus.«
    Es gab ein raschelndes Geräusch, als Marc mit dem Stock gegen die Papiertüte schlug. »Ich glaube, das funktioniert nur mit Türen«, sagte er. »Vielleicht zählt ja die Öffnung oben als Eingang. Lass uns die Tüte auf die Seite stürzen, so dass wir da rankommen.«
    »Okay«, sagte ich. »Auf drei: eins, zwei, drei!« Wir warfen uns gegen eine Seite der Tüte, und sie fiel um. Ich setzte mich hin und hielt mir den Ellbogen. Marc kroch bis zur Tütenöffnung, die Aaron zugetackert hatte, und schlug mit dem Stock dagegen.
    Mit einem lauten Knall flog die Tüte auf.
    Wir traten heraus und fanden uns auf dem unteren Brett eines Rückgabewagens wieder. Er stand in einem riesigen, leeren Gang, den Leuchtröhren in weiter Höhe erhellten.
    »Lass uns hier verschwinden, bevor der Trottel wiederkommt«, sagte Marc, schwang sich seitlich am Karren herunter und eilte mir voraus auf das Gangende zu.
    Mit unseren kurzen Beinen brauchten wir ewig bis zur Eingangshalle. Wir schlichen an der Fußbodenleiste entlang auf die schwere, doppelflüglige Eingangstür zu. Wenn sich irgendwo jemand bewegte, verharrten wir mitten in der Bewegung und hofften, dass der Page am Empfang, Josh, uns zwei coladosengroße Kollegen nicht bemerken würde. Wir waren fast an der Tür, als Marc meinen Arm packte und einen Finger an die Lippen legte.
    So ein Pech. Da stand Aaron in seinem Mantel. Wahrscheinlich wollte er gerade aufbrechen, um Anjali zu befreien. Er hatte uns noch nicht bemerkt, aber wenn er näher kam, konnte er uns kaum übersehen. Die Tür öffnete sich von draußen, und eiskalte Luft strömte herein. Marc und ich schauten einander unglücklich an, während wir abschätzten, ob es besser wäre, loszurennen oder stehen zu bleiben und zu hoffen, dass Aaron uns übersehen würde. Marc hob die Augenbrauen. Ich nickte. Wir rannten los.
    Leider hatten wir die falsche Wahl getroffen. »He!« Aaron stapfte hinter uns her. Wir hörten einen Zusammenstoß, als er sich an den neu eingetroffenen Besuchern vorbeikämpfte, aber das hielt ihn nicht lange auf. »Verzeihung, ’tschuldigung«, sagte er, während er sich vorwärtsschob.
    Wir hatten gar nicht an die Treppenstufen gedacht. Wie sollten wir da herunterkommen? Marc ließ sich die erste Stufe herunter, stützte sich mit seinem magischen Türöffner ab und winkte mir hektisch mit dem Arm. Ich warf mich über die Kante und verstauchte mir bei der Landung den Knöchel. Marc fing mich auf. Wir drückten uns flach gegen die Stufe, wagten kaum zu atmen und hofften, dass Aaron einfach über uns hinweggehen würde.
    Wir hatten kein Glück. Die vertraute Hand mit dem vertrauten Stück abgestorbener Haut am Zeigefinger schwebte herab und ergriff mich.
    Ich ärgerte mich schwarz. Ich packte die abgestorbene Haut mit beiden Händen und riss daran. Aarons Finger begann zu bluten.
    »Aua!«, schrie er und ließ los. Ich fiel durch dünne, kalte Luft. »O nein! Elizabeth! Ist alles in Ordnung?« Er schien völlig die Fassung verloren zu haben.
    War mit mir denn alles in Ordnung? Ich landete auf einem Häufchen angetautem Schnee, schlug durch die harte Kruste und klatschte in die feuchte Kühle darunter. Nach einem Moment des Erschreckens wühlte ich mich aus dem Schnee heraus und schoss durch eine Lücke hinter die Treppe. Hier war es dunkel, und etwas tröpfelte von oben herab. In den Ecken lauerten Gestalten.
    »Elizabeth. Wo bist du? Sag mir wenigstens, dass es dir gutgeht!«, rief Aaron.
    Etwas berührte meine Schulter. Ich sprang auf und unterdrückte einen Schrei. »Alles in Ordnung, ich bin’s nur.« Marc.
    »Elizabeth! Elizabeth!«
    »Nicht antworten«, flüsterte Marc. Aarons Auge mit der wässrigen Pupille versperrte die Lücke zwischen dem Gebäude und den Treppenstufen. »Bist du da drin? Bitte komm raus. Bitte. Ich verspreche, dass ich euch sofort zum Schrumpfstrahler bringe und euch wieder groß mache.«
    »Glaub ihm kein Wort«, flüsterte Marc. Ich war so leise, wie ich nur sein konnte.
    »Tut mir das nicht an. Elizabeth. Marc. Kommt raus!« Seine Stimme wurde lauter, leiser und wieder lauter. Ich konnte mir vorstellen, wie er hinter Mülleimern und im Gully nach uns suchte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Marc.
    »Eigentlich nicht.« Ich klapperte mit den Zähnen.
    »Komm, wir müssen hier weg.« Er schaute sich über die Schulter hinweg

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