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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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wunderbare Lage, in der ich mich befand: Ich war fünfzehn Zentimeter groß und lenkte eine geflügelte Sandale durch ein Lager mit magischen Gegenständen. Wenn mir das vor einem Jahr jemand vorausgesagt hätte, hätte ich zuerst gelacht und mich danach rasch von ihm entfernt.
    Endlich kam Marc zurück. Er hatte einen Stock, der etwas größer als er selbst war, an seiner Sandale befestigt.
    »Was ist das denn?«, fragte ich.
    »Der Stock aus
Die Rabe.
Er öffnet jede Tür, gegen die man ihn schlägt.« Marc flog hoch und berührte die Tür damit. Sie schlug mit lautem Knallen nach innen auf; unsere Sandalen wichen ihr rasch aus.
    Draußen wartete Aaron schon auf uns. »Na endlich!«, sagte er. »Habt ihr den Goldenen Schlüssel?«
    Ich war so erleichtert, ihn zu sehen, dass ich ihm um den Hals gefallen wäre, wenn ich nur normal groß gewesen wäre.

[home]
    Kapitel 22
    Verraten
    W ir flogen auf den Sandalen bis zum Wells-Erbe und dem Schrumpfstrahler. Aaron wollte uns in seiner Tasche tragen, damit uns niemand sehen konnte, aber Marc lehnte ab. »Dein Gang macht mich seekrank«, sagte er. »So weit ist es auch wieder nicht, und außer uns ist niemand hier unten.«
    Aaron widersprach ihm nicht. Vielleicht wollte er diplomatisch sein, vielleicht wollte er auch einfach nicht, dass Marc sich in seiner Hosentasche übergab. Jedenfalls folgten Marc und ich ihm auf Schulterhöhe. Wir landeten auf einem Regal.
    »Gib mir gleich den Goldenen Schlüssel«, sagte Aaron.
    »Warum?«, fragte Marc.
    »Nun, wir wollen ja nicht, dass er vom Schrumpfstrahler getroffen wird. Wenn er nicht die richtige Größe hat, passt er nicht in das richtige Schlüsselloch.«
    »Klingt logisch«, meinte ich.
    »Nein!«, brauste Marc auf. »Ich traue ihm nicht. Er kann mich zuerst entschrumpfen, und ich nehme den Schlüssel, während er dich entschrumpft.«
    »Jetzt werd bitte nicht albern«, sagte Aaron mit ausgestreckter Hand. Sie erinnerte mich an eine Luftmatratze. »Gib mir den Schlüssel.«
    »Ich weiß nicht recht, Aaron. Warum machen wir es nicht so, wie Marc es gesagt hat?«
    Aaron seufzte verärgert. »Mensch, Elizabeth, dafür haben wir wirklich keine Zeit«, entgegnete er. »Gib mir den Schlüssel, sonst nehme ich ihn mir einfach.« Er griff nach meiner Sandale.
    »Was machst du da, Aaron?« Ich flatterte aus dem Weg.
    »Oh, du hältst dich wohl für ganz groß, bloß weil wir klein sind!«, sagte Marc. »Lass uns verschwinden, Elizabeth. Wir brauchen ihn gar nicht. Wir können Anjali auch allein befreien.« Er schoss mit seiner Sandale nach oben. Wir rasten davon, während Aaron unter uns hochsprang und schrie: »Warte, Elizabeth! Halt!«
    Aber ich hatte nicht an meinen Richtungssinn gedacht. »Links, Elizabeth. Nach links. Nein, nicht dahin – nach LINKS !«, schrie Marc. Ich versuchte, ihm zu gehorchen, wendete, wendete wieder – und flog geradewegs in Aarons Arme.
    Marcs Sandale schwirrte auf uns zu. Er lenkte sie mit festem Griff, aber der Zug des zweiten Schuhs war stärker. Er krachte neben mir in Aarons hemdbedeckte Brust, eine rauhe Fasermasse. Aaron packte die Enden der Riemen, während die Sandalen sich aufbäumten und vergeblich mit den Flügeln schlugen.
    »Aaron! Lass uns los. Was machst du denn?«, rief ich.
    »Hört auf zu treten. Ich tu euch nicht weh«, sagte Aaron. Er ergriff unsere Sandalen jetzt an der Sohle, so dass wir seine andere Hand, die immer noch die Riemen festhielt, nicht erreichen konnten. Meine Sandale flatterte und kämpfte, aber wir konnten weder entkommen, noch konnten wir Aaron auch nur berühren. Ob sich Hummer so fühlen, wenn man sie hinter den Scheren festhält, so dass sie sich nicht wehren können?
    Aaron hielt uns vor seine Augen. Er hatte lange Wimpern. »Okay, versuchen wir es so«, sagte er. »Verlasst die Sandalen und gebt mir den Schlüssel. Ich will nicht riskieren, dass ihr euch verletzt.«
    »Spinnst du?«, sagte Marc. »Du bekommst ein bisschen Macht und drehst gleich völlig durch?«
    »Aaron! Was soll das werden?«, fragte ich.
    »Du hast doch gehört, dass Marc mir nicht traut. Gut, ich vertraue ihm auch nicht, und dafür habe ich viel bessere Gründe. Ich nehme mir jetzt den Goldenen Schlüssel und befreie Anjali. Sobald ich weiß, welchen Bibliothekaren ich vertrauen kann, liefere ich Marc an sie aus. Es tut mir leid, dass ich so handeln muss, aber es ist zu unser aller Wohl.«
    »Du Idiot! Merkst du nicht, dass wir alle auf derselben Seite stehen? Mr.Stone ist der

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