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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Juristen … Theresa war eine hervorragende Zuhörerin.«
    »Sie muss dir
zugehört
haben. Alle
deine
Geheimnisse gekannt haben …«
    John schüttelte den Kopf. »Ich konnte sie ihr nicht anvertrauen. Sie war zwar meine Frau, aber das Wissen, dass sie die Beichtgeheimnisse aller anderen kannte, hatte zur Folge, dass ich mich mehr und mehr verschloss.«
    »Das muss wehgetan haben«, erwiderte Kate ruhig.
    John nickte, mit harter Miene. Er schrubbte Bonnie den Rücken, und Kate fiel auf, wie sanft seine Hände im Gegensatz zu seinem Gesichtsausdruck waren. Er fasste den Scotchterrier so behutsam an, als hätte er Angst, ihn zu erschrecken oder zu verletzen.
    »John«, sagte sie leise und tauchte ihre Hände ins Wasser, seine Hände bedeckend, die auf dem Rücken des Hundes lagen.
    »Jetzt weißt du Bescheid«, flüsterte er. »Seit du mir von deinem Mann erzählt hast, weiß ich, dass ich dir Theresas Affäre anvertrauen kann. Mein Geheimnis.«
    »Ich habe gespürt, dass zwischen euch etwas nicht stimmte. Anhand deiner Fragen.«
    »So viel, was Geheimnisse angeht«, sagte er und versuchte zu lachen.
    »Die Sache zwischen Andrew und Willa herauszufinden war das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe. Man glaubt, man steht das nicht durch. Man möchte am liebsten vom Erdboden verschwinden, ohne dass jemand es merkt.«
    »Ich würde es merken, Kate.« John zog sie an sich, mit nassen Händen, aber das war egal. »Du würdest mir fehlen.«
    »Du mir auch.«
    Sie küssten sich, voller Leidenschaft, tropfnass von der Wanne. Kate spürte, wie sie innerlich dahinschmolz, klammerte sich an ihn. Sie hielt ihn umschlungen, glaubte zu träumen. Sein Kuss war glutvoll, sagte ihr, dass er sie genauso begehrte wie sie ihn. Ihre Finger streiften sich, dann verschränkten sie sich ineinander.
    Bonnie winselte, holte Kate auf die Erde zurück.
    Atemlos löste sie sich von ihm, sah ihm in die Augen. Braun, mit Gold gesprenkelt, hielten sie ihrem forschenden Blick stand. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Langsam, widerstrebend, entzog sie ihm ihre Hand, blickte zu Bonnie hinunter, die ihre Aufmerksamkeit forderte.
    »Kann ich helfen?«, fragte er.
    Sie nickte errötend, dann hoben sie den Scotchterrier gemeinsam aus der Badewanne. John reichte ihr frische Handtücher, und sie trockneten ihn ab.
    »Ich habe mir gewünscht, dass du zurückkommst«, gestand er, als sie Bonnie herunterließ. Kaum hatten ihre kurzen Beine die Bodenfliesen berührt, sauste sie auch schon davon, machte sich auf die Suche nach Brainer.
    »Wirklich?« Sie räusperte sich, noch immer überwältigt.
    Er nickte. »Und nicht nur, um dich zu küssen. Ich habe meinem Vater von dir erzählt, dass ich deinetwegen die Schweigepflicht gegenüber Merrill verletzt habe, und er wollte wissen, ob ich in ständigem Kontakt mir dir stehe, dir oft etwas anvertraue. So in der Art … das hat mich nachdenklich gestimmt. Ich wünschte, ich könnte dir mehr erzählen.«
    »Mir geht es genauso.« Während Kate in seine Augen blickte, empfand sie nicht nur Begehren, sondern mehr: ein Gefühl der Verbundenheit, tief in ihrem Herzen. »Ich habe nach meiner Rückkehr oft an dich gedacht und hätte dich gerne gefragt, was es Neues bei euch gibt, wie es Maggie und Teddy geht.«
    John küsste sie abermals, dieses Mal drängender. Der erste Kuss war überraschend gewesen, der zweite von Leidenschaft erfüllt und der Dritte dazu angetan, das Blut in Wallung zu bringen, ein Gefühl, das beide seit Jahren nicht mehr erlebt hatten, und sie wussten beide, noch zehn Sekunden und dann würde es kein Halten mehr geben.
    »John«, flüsterte Kate, umklammerte seine Arme.
    »Kate …« Er lächelte, wiegte sich im Einklang mit ihr, presste sie an sich.
    Lachend nahm er ihre Hand und führte sie aus dem Marmorbad in sein Schlafzimmer. Draußen dunkelte es; die Wellen brandeten ans Ufer, lockten Kate zum Fenster. Zweige scharrten über die Fensterscheibe, vom Wind aufgepeitscht, der immer stärker wurde. Sie blickte zur Küstenlinie hinunter, sah, wie die Wellen an der Sandbank brachen; ihr Gespür für heraufziehende Stürme, geschult in Chincoteague, machte sich bemerkbar.
    »Ich glaube, da ist ein Unwetter im Anmarsch«, sagte sie.
    »Was?« John stand hinter ihr und küsste ihren Nacken, als wäre das Wetter das Letzte, was ihn im Moment interessierte.
    In diesem Augenblick läutete das Telefon; er streckte die Hand aus, sah sie fragend an. »Ich war den ganzen Tag nicht im Büro, und für den

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