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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Halskette oder an einem Armband mit Glücksbringern gehangen. Es besaß Flügel und einen richtigen Propeller, der sich drehte, als Maggie ihn berührte.
    Ihr stockte der Atem. Wie war der Talisman hierher gekommen?
    Vielleicht war Kate hier gewesen, bevor oder nachdem sie den Brief für Maggie abgegeben hatte. Kate war zurückgekommen, um Teddy und sie zu betreuen, und sie hatte den Talisman verloren, als sie mit Bonnie auf den Klippen spazieren gegangen war.
    Plötzlich vernahm Maggie ein lautes Geräusch und schrak hoch. Als sie sich umsah, entdeckte sie einen Ligusterstrauch, der vom Sturm hin- und hergepeitscht wurde; die kahlen Zweige scharrten über die Tür des Leuchtturms. Der Wind heulte schauerlich, wie ein Mensch, wie eines der armen Mädchen in den Wellenbrechern. Und er sagte ihr, dass sich hier etwas Schreckliches zugetragen hatte.
    Maggie sprang auf ihr Rad, steckte das kleine goldene Flugzeug in ihre Tasche und trat in die Pedalen, was das Zeug hielt. Staub wirbelte hoch, geriet in ihre Augen, als sie über den Feldweg brauste und ihr mit einem Mal einfiel, dass Teddy ja auf sie wartete und sich mittlerweile bestimmt die größten Sorgen machte.

[home]
    23
    J ohn fuhr den gleichen Weg zurück, auf dem Kate und er vorhin gekommen waren. Als er die Shore Road erreichte, bog er jedoch nach rechts in Richtung East Wind und Leuchtturm ab, statt nach links, zu seinem Haus. Teddys Unruhe hatte ihn angesteckt, und seine Angst um Maggie wuchs. Wo mochte sie stecken?
    Der Himmel verfinsterte sich. Obwohl erst Spätnachmittag, wurden die Tage kürzer, und der Sturm, der vom Meer herüberwehte, peitschte die Wellen, schob tief hängende purpurfarbene Wolken von Osten vor sich her. John gab Gas.
    Der Leuchtturm blinkte auf der Landspitze, kaum mehr als vierhundert Meter hinter dem Gasthof. Der Strahl leuchtete grell unter den dunklen Nimbuswolken auf, wie ein Blitz von Menschenhand. John schlug das Herz bis zum Hals. Teddy hatte nicht viel gesagt, aber er wusste auch so: Der Junge war krank vor Sorge um seine Schwester.
    Und John war inzwischen selbst einer Panik nahe.
    Er trat aufs Gaspedal, fuhr noch schneller. Er hatte allen Grund, Barkley Jenkins zu verabscheuen – zu hassen –, weil er jeden Funken Hoffnung zerstört hatte, seine Ehe mit Theresa doch noch zu retten. War es möglich, dass sich der alte Groll in ihm regte und er deshalb so geladen war, als er nun zum East Wind Inn fuhr, auf der Suche nach seiner Tochter?
    Es gab keinen Grund, ein Mitglied der Familie Jenkins zu verdächtigen, gewalttätig zu sein oder auch nur entfernt mit dem jüngsten Mordfall zu tun zu haben, aber er merkte, dass seine Schultern und Kiefermuskeln völlig verkrampft waren. Er dachte an Caleb, seinen jungen Mandanten. Dass er gegen das Gesetz verstoßen hatte, stand außer Frage.
    Er dachte an Hunter Jenkins, Calebs Onkel, Barkleys Bruder, einen Mann, den er als Trainer der Jugendmannschaft immer geschätzt hatte. Die Sache mit dem Sportclub letzte Woche – Teddy schmackhaft zu machen, in einem Privatclub Gewichte zu stemmen statt im schuleigenen Fitnessraum – hatte ihn gewurmt, obwohl er bis heute nicht sagen konnte, warum, und den Vorschlag unbesehen abgelehnt hatte.
    Während er zum Gasthof fuhr, spürte John, wie eine unbestimmte, aber nachhaltige Angst in ihm aufstieg. Er hatte nicht den geringsten Grund zu der Annahme, dass einer der Jenkins’ seiner Tochter oder irgendjemandem sonst etwas zuleide tun würde, aber er gab Gas, als wären alle drei Männer bereits rechtskräftig verurteilt.
    Was du hier veranstaltest, ist die reinste Hexenjagd,
schalt er sich. So weit hat dich der Hass auf Barkley wegen seiner Affäre mit Theresa getrieben, die zwei Jahre her ist. Es gab keinen Grund zu vermuten, dass Maggie sich in Gefahr befand; er hatte sich lediglich von Teddys Panik anstecken lassen.
    In dem Klima von Angst und Schrecken, das Greg Merrill mit seinen Serienmorden erzeugt hatte, neigten viele Menschen zu vorschnellen Reaktionen. Ein anzüglicher Blick, ein unglücklich gewähltes Wort, eine versehentliche Berührung … John hatte einige Mandanten verteidigt, die in Verdacht geraten und einer Straftat bezichtigt worden waren, aus Gründen, die nichts mit dem Fall zu tun hatten.
    Es war natürlich etwas anderes, wenn es die eigenen Kinder betraf. Er wusste, dass er keine Ruhe finden würde, bis Maggie wohlbehalten zu Hause war. Die Familie Jenkins und East Wind Inn hatten nichts damit zu tun.
    Sein Handy

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