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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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starrte fassungslos auf das kleine goldene Flugzeug mit Flügeln und einem richtigen Propeller, der sich drehte.
    »Oh Gott!« Kate nahm den Glücksbringer in die Hand, an dem noch immer weiße Staubspuren hafteten. »Wo hast du das gefunden?«
    »Auf dem Riff«, sagte Maggie, verdutzt über Kates Aufregung, »in der Nähe des Leuchtturms … auf dem Muschelkalkweg. Warum, was ist damit?«
    »Der Anhänger gehörte Willa.« Kates Augen füllten sich mit Tränen. »Ich habe ihn meiner Schwester geschenkt.«

[home]
    25
    K ate war ohne Auto gekommen. Es stand noch am East Wind Inn. Vielleicht wäre es besser, auf John zu warten. Oder sich Maggies Fahrrad auszuleihen. Aber der kleine goldene Talisman brannte ihr unter den Nägeln, zwang sie,
unverzüglich
zu handeln.
    »Richter O’Rourke«, rief sie, als sie mit den Kindern im Schlepptau die Treppe hinuntereilte.
    »Ja, Kate?« Er sah von dem Buch hoch, aus dem er Maeve gerade vorlas. Ein Feuer brannte im Kamin des kleinen Arbeitszimmers, während der Wind draußen heulend den Schornstein hinabfuhr. Sie lag auf dem Sofa unter einer karierten Decke, und er saß neben ihr,
Two Under the Indian Sun
auf seinem Schoß. Beide lächelten, als Kate eintrat.
    »Richter O’Rourke«, wiederholte Kate, den Tränen nahe. Sie war stets auf ihre Unabhängigkeit bedacht gewesen; es fiel ihr schwer, jemanden um einen Gefallen zu bitten. Aber sie hielt Willas Glücksbringer in ihrer Hand; er war mit weißem Staub bedeckt, und sie wusste, woher er stammte.
    »Was gibt es, meine Liebe?«, fragte er stirnrunzelnd.
    »Sie hat eine Mission zu erfüllen«, antwortete Maeve ruhig und sah Kate an.
    »Ja, das stimmt.« Kates Stimme zitterte. »Darf ich … ich weiß, Sie kennen mich nicht, aber ich wollte Sie bitten … würden Sie mir wohl kurz Ihr Auto leihen?«
    Der Richter hörte, wie der Sturm an den Fensterscheiben rüttelte, und zögerte. Doch nun setzte sich Maeve mühevoll auf, ergriff sein Handgelenk und sah ihn liebevoll an. »Kate und ihre Schwester standen sich so nahe wie Brigid und ich«, sagte sie leise; ihr Blick war so traurig, dass Kate sich auf Anhieb von dieser Frau verstanden fühlte, die ihre eigene Schwester verloren hatte. »Sagen Sie ja, Richter.«
    »Draußen tobt ein Unwetter. Und sie hat Recht, ich kenne sie doch gar nicht …«
    »Aye, aber ich.« Maeve nickte Kate zu. »Ich kenne sie.«
    »Woher denn?«, fragte der Richter.
    »Ich weiß alles, was ich wissen muss«, flüsterte Maeve. »Können Sie sich vorstellen, wie es ist, eine Schwester zu haben? Dieselben Eltern, dasselbe Zuhause, dasselbe Leben zu teilen …«
    Der Richter seufzte; ein Zittern ging durch seinen Körper. Er sah Maeve liebevoll und gerührt an, sah, wie sich ihre Augen bei den Worten mit Tränen füllten, und Kate spürte, dass er dabei war, einen Entschluss zu fassen.
    Sie ballte die Fäuste. Maggie hatte ihr etwas gegeben, woran sie festhalten konnte, den ersten realen, greifbaren Hinweis auf Willa, seit sie nach Silver Bay gekommen war.
    »Also gut«, sagte der Richter und sah in Maeves wässrige alte Augen. »Es ist der alte Lincoln, steht hinten in der Garage. Sie müssen ein paar Mal aufs Gaspedal treten, bevor er anspringt.«
    »Gramps, du leihst ihr deinen Wagen?«, staunte Teddy.
    »Der ist sein Ein und Alles«, erklärte Maggie.
    »Maeve hat mich darum gebeten«, erwiderte der Richter feierlich.
    »Vielen Dank«, sagte Kate.
    »Ich komme mit«, verkündete Teddy.
    »Ich auch«, rief Maggie.
    »Euer Vater würde mir den Kopf abreißen«, sagte der Richter. »Wenn ihr beide mitfahrt, ist was los.«
    »Bitte bleibt hier.« Kate drehte sich zu den Kindern um, versuchte zu lächeln. »Ihr habt mir mehr geholfen, als ihr euch vorstellen könnt … ich möchte zu der Stelle, an der du den Talisman gefunden hast, Maggie, der Spur nachgehen; vielleicht führt sie zu meiner Schwester. Wisst ihr, wie lange ich mir schon den Kopf zerbreche? Ich habe sie gesucht … und jetzt habt ihr mir einen Anhaltspunkt geliefert, eine letzte Hoffnung, sie doch noch zu finden.«
Oder um Abschied von ihr zu nehmen,
dachte Kate. Wie auch immer … »Willa war hier … dieser Talisman ist der Beweis.«
    »Ich kann dir die Stelle zeigen«, bettelte Maggie. »Und dort ist es unheimlich, so ganz alleine.«
    »Du solltest wirklich nicht alleine fahren«, sagte Teddy streng, bemüht, die Angst in seinen weit aufgerissenen Augen zu verbergen. »Nimm uns beide und Brainer mit.«
    Aber Kate schüttelte den

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