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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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erübrigen? Ich wüsste gerne, ob Merrill mit Ihnen über den Nachahmungstäter gesprochen hat, der jetzt sein Unwesen treibt. Ich nehme an, das hat er, oder? Er vertraut Ihnen. Ich bin Vater, habe selber Kinder, die nicht mehr sicher sind auf den Straßen unserer Stadt. Wir müssen ihn zur Strecke bringen, Doktor.«
    »Sie machen sich offenbar große Sorgen, John.« Der Doktor sah ihn mitfühlend und mit müdem Verständnis an.
    »So ist es.«
    »Aus gutem Grund«, erwiderte Beckwith ernst. Er warf einen Blick auf seine Uhr, dann deutete er nach vorne, auf die nächste Kurve. »Gleich da hinten ist der Parkplatz für die Pendler. Wir treffen uns dort.«
    Sich mit einem Nicken bedankend, folgte er Beckwith zu dem menschenleeren Parkplatz. Er fuhr direkt neben den Mercedes, und der Doktor stieg aus und in Johns Volvo ein.
    »Entschuldigen Sie die Unordnung«, sagte John mit Blick auf den Rücksitz, auf dem ein Fußball von Teddy, Brainers Transporter und mehrere alte Zeitungen lagen.
    »Kein Problem. Also, ich werde Ihnen eine kurze Zusammenfassung des Gesprächs geben, das Merrill und ich heute im Gefängnis hatten …« In diesem Moment klingelte Johns Handy. Er überlegte kurz, ob er das Läuten ignorieren sollte – schließlich hatte Beckwith die Freundlichkeit besessen, die lange Heimfahrt nach Providence zu verschieben. Doch der Anruf kam aus dem Haus seines Vaters, wie er auf dem Display sah.
    Er entschuldigte sich und ging ran. »Hallo?«
    »Dad.« Teddy war am Apparat.
    »Kann ich dich zurückrufen, Ted? Ich bin mitten in einer wichtigen Besprechung …«
    »Mit Kate?«
    »Kate? Ich dachte, sie sei bei euch, bei Maggie und dir.«
    »War sie auch, Dad, aber Maggie hat ihr einen Flugzeug-Anhänger gezeigt, einen Talisman, der ihrer Schwester gehörte. Sie ist zum Leuchtturm gefahren – um nach weiteren Spuren zu suchen, oder so. Ich dachte, du würdest es gerne wissen. Um ihr bei der Suche zu helfen …«
    »Zum Leuchtturm.« Johns Puls begann zu rasen. »Seit wann ist sie weg?«
    »Mmm, vielleicht seit einer halben Stunde?«
    »Danke, Teddy. Ich bin froh, dass du angerufen hast.«
    Er beendete die Verbindung und sah Dr. Beckwith an. Der ältere Mann saß still neben ihm, sah Johns besorgten Gesichtsausdruck.
    »Das war mein Sohn; er hat mir mitgeteilt, dass eine Freundin unserer Familie Hilfe braucht«, erklärte er und versuchte zu lächeln. »Ihre Schwester wird vermisst.«
    »Sie haben den Leuchtturm erwähnt.« Die Augen des Doktors spiegelten Johns Unruhe wider. »Ist sie auf dem Weg dorthin?«
    »Ja …«
    Er hatte plötzlich ein mulmiges Gefühl, als er Beckwiths Miene sah. »Was ist los?«
    Dr. Beckwith fuhr sich mit der rechten Hand durch das weiße Haar, seine Augen irrten umher, einer Panik nahe. »Merrill hat heute Abend mit mir über den Leuchtturm gesprochen.«
    »Was soll das heißen?« John runzelte die Stirn.
    »Wenn es stimmt, was Greg erzählt hat, könnte sich Ihre Freundin in höchster Gefahr befinden.«
    »Kate?«
    »Ja – soll ich Sie begleiten? Ich glaube, es ist besser, wenn ich mitkomme. Vielleicht gelingt es mir, mit ihm zu reden, ihm rechtzeitig Einhalt zu gebieten.«
    »Ihm?« John legte bereits den Gang ein, gab Gas und brauste los. Er musste den Doktor nicht lange bitten; Beckwith begann unaufgefordert zu erzählen.
    »Es gibt einen Mann in der Stadt, der seit einiger Zeit von Merrill fasziniert ist. Schrieb ihm Briefe ins Gefängnis, und Merrill beantwortete sie. Er wurde so eine Art Mentor für ihn.«
    »Was muss das für ein Mensch sein, der Merrill als ein Vorbild betrachtet, von dem man etwas lernen kann!«
    Dr. Beckwith schwieg, starrte auf seine Hände.
    »Sie meinen, er ist unser Nachahmungstäter?« John warf einen flüchtigen Blick auf seinen Beifahrer.
    »Möglich.«
    »Und Sie wussten die ganze Zeit davon?«, fragte John schockiert.
    Beckwith schüttelte den Kopf. »Von Wissen kann keine Rede sein – selbst jetzt bin ich mir nicht sicher, ob ich ihm die Geschichte glauben soll. Er meinte, sein Schüler sei sehr eifrig gewesen und habe es vermutlich nicht mehr abwarten können, das Gelernte in die Praxis umzusetzen …«
    »Amanda Martin?«
    »Richtig. Greg behauptet, dass sein Freund sie umgebracht hat.«
    »Nach dem Muster, das er Greg abgeschaut hat?«, fragte John ungläubig; er erinnerte sich, wie Greg sich bei Billy und ihm über das mangelnde Verständnis des Nachahmungstäters beklagt hatte …
    »Ja.« Der Doktor saß reglos auf dem

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