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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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machen Sie aber mal einen Punkt! Welchen anderen Grund …«
    »Ich glaube, das wusste nicht einmal
Teddy.«
Lächelnd sah sie zum Spielfeld hinüber, Teddys Blick suchend; John beobachtete, wie sein Sohn strahlte, mit feuerroten Wangen, dermaßen von der Aufmerksamkeit seines Vaters gefesselt, dass er den Ball verpasste, der ihm zugespielt wurde.
    »Hol ihn zurück, Teddy!«, brüllte John, als der Linksaußen von Riverdale den Ball abfing und auf dem Absatz kehrtmachte, um in Richtung Tor zu laufen.
    »Los, Teddy!«, schrie Kate und schwenkte die erhobene Faust.
    »Er hat ihn verloren«, stöhnte John, als der Linksaußen den Ball dem Mittelstürmer von Riverdale zuspielte. Der hoch gewachsene Junge erwischte ihn, zielte, schoss ein Tor für Riverdale, und die Fans auf der Gegenseite des Fußballfeldes tobten vor Begeisterung.
    »Sie liegen immer noch mit drei zu zwei in Führung«, sagte Kate tröstend.
    »Wollen Sie damit andeuten, dieses Tor ginge auf mein Konto? Dass Teddy abgelenkt war, als er mich entdeckte? Ist es das, was Sie sagen wollen?«
    »Das haben
Sie
gesagt.« Kates Stimme klang kühl, aber ihr Blick war warm. »Ich bin sicher, Sie kennen Ihren Sohn besser als ich.«
    »Aha.« Johns Blut geriet in Wallung, wie ein Hafenbecken mit einem brennenden Ölteppich, die Flammen züngelten über Schutzdämme, Docks, Piers … er kochte innerlich vor Wut und Frustration. »Teddy hat also Mist gebaut, weil
ich
gekommen bin? Haben Sie das gemeint?«
    »Zuerst einmal hat er keinen Mist gebaut. Dieser Riverdale-Spieler
durfte
ihm den Ball gar nicht abnehmen – ein klarer Fall von
Abseits,
oder wie man das nennt …«
    »Das war kein Abseits. Der Riverdale-Spieler stand zufällig am richtigen Fleck, als Teddy den Ball durch seine Beine schlüpfen ließ. Sie haben doch keinen blassen Schimmer vom Fußball.«
    »Das stimmt. Aber niemand kann mir nachsagen, ich sei nicht bereit dazuzulernen. Das Spiel gefällt mir sehr.« Sie sprang abermals auf und ab, den Blick auf das Fußballfeld gerichtet, und deutete mit dem Finger auf Teddy, der gerade einen Pass annahm, mit dem Ball seiner Mannschaft voraus über die ganze Länge des Spielfeldes dribbelte und ihn in die richtige Position für den Torschuss brachte.
    »Los, Teddy! Schieß! Schieß!«, hörte John sich brüllen.
    »Du schaffst es! Los!«, schrie Kate und übertönte ihn fast.
    »Mach zu, O’Rourke«, brüllten die Zuschauer wie aus einem Munde. Wenn John die Augen geschlossen hätte, dann hätte er meinen können, sie feuerten ihn selbst an, aber er wollte seine Augen nicht schließen, auch nicht für eine einzige Sekunde. Er sah seinen Sohn an, der die Hand hob, das Signal gab, schoss – Tor!
    Die Menge raste.
    John machte einen Luftsprung. Er brüllte, bis seine Kehle schmerzte. Kate führte neben ihm einen Freudentanz auf, er spürte ihre Hitze, ihre Aufregung. Am liebsten hätte er sie gepackt, umarmt vor Freude übers Teddys Triumph – und vor Erleichterung, dass er diesen wunderbaren Augenblick miterlebt hatte.
    »Sie haben einen fantastischen Sohn«, sagte Kate atemlos.
    »Ich weiß.«
    »Und Sie waren dabei. Das ist wunderbar.«
    »Ja.« Johns Kehle war wie zugeschnürt, als er sich Teddys Gesicht vor fünf Minuten vorstellte, seine zuerst fassungslose, dann freudestrahlende Miene, als er seinen Dad wirklich und wahrhaftig am Rand des Spielfelds entdeckte statt in seinem Büro, um sich das Spiel anzuschauen.
    »Sie haben einiges, worauf Sie stolz sein können.«
    Das fand John auch. Das Herz ging ihm auf. Einen Augenblick lang dachte er an Theresa; er stellte sich vor, wie glücklich sie jetzt für Teddy wäre, wie aufgeregt und stolz … Dieser Gedanke an seine Frau machte gleichwohl seine Freude und den letzten Rest Vertrauen mit einem Schlag zunichte; er kam unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück, räusperte sich und sah in Kates lächelnde Augen.
    »Schluss damit.« Er spürte, wie ihn wieder der alte Schmerz und Zorn über den Verrat überkamen. »Ich will jetzt sofort eines wissen: Was haben Sie hier zu suchen?«
    »Das sagte ich bereits …«
    »Sie sind weder Fußballfan noch mit einem der Spieler verwandt – also, raus mit der Sprache, Kate. Was wollen Sie hier?« Er sah, wie sie in ihre Jackentasche griff. Sie holte ein Stück Papier heraus, zögerte, als versuche sie sich darüber schlüssig zu werden, ob das der richtige Zeitpunkt sei, ob sie es ihm zeigen sollte oder nicht. Sein Blut geriet erneut in Wallung: Das sollte

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