Die geheime Waffe
Henriette konnten jedoch nicht verstehen, was gesagt wurde. Jemand versuchte, die Türklinke niederzudrücken. Doch die wurde von innen durch die Rückenlehne des Stuhles blockiert.
»Die verdammten Moffen haben die Tür verbarrikadiert«, fluchte jemand.
»Sei still«, wies ihn ein anderer zurecht. »Kommt! Ich habe eine Idee.«
Den Rest konnten Henriette und Torsten nicht verstehen. Dafür hörten sie gleich darauf ein schabendes Geräusch, als würde ein schwerer Gegenstand den Flur herangeschleppt.
»So ist es richtig«, sagte einer, als die Laute vor der Tür endeten. Ein Plätschern klang auf, das Henriette die Nase rümpfen ließ.
»Pinkeln die etwa gegen unsere Tür?«
»Nein, es sei denn, sie hätten zum Abendessen reinen Spiritus getrunken. Los, ans Fenster!« Noch während er es sagte, drang Qualm in den Raum.
»Die Kerle haben draußen etwas angezündet«, rief Henriette erschrocken.
»Im Schadensbericht stünde dann wahrscheinlich, dass einer von uns beiden im Bett geraucht und damit den Brand verursacht hat!« Torsten zog den Stuhl von der Tür weg und öffnete diese. Doch er schaute nur auf die Rückwand eines schweren Schrankes und auf ein Feuer, das immer stärker aufflammte. Rasch schlug er die Tür wieder zu und drehte sich zu seiner Begleiterin um.
»Hier kommen wir nicht raus. Also bleibt uns nur das Fenster. «
»Aber das ist vergittert«, wandte Henriette so ruhig ein, als ginge es um eine theoretische Diskussion.
»Wir müssen die wichtigsten Sachen an uns nehmen! Dann sehen wir zu, wie wir das Gitter aushebeln. Hier, Ihr Laptop!« Torsten hielt Henriette die Tasche mit dem Computer hin und hängte sich seinen eigenen über die Schulter. Danach stopfte er die Geldbörsen, ihre Papiere und so viel Kleidung, wie noch hineinging, in eine der Reisetaschen.
»Den Rest müssen wir zurücklassen«, sagte er mit Blick auf die Tür, die sich allmählich schwarz verfärbte und am unteren Rand bereits glimmte. »Es wird nicht mehr lange dauern, dann brennt es hier lichterloh. Bis dahin sollten wir verschwunden sein.«
»Uns was machen wir mit dem Gitter?«
Torsten trat ans Fenster, öffnete es und musterte das Hindernis. Schon am Abend hatte er gesehen, dass es nicht aus eingemauerten Stangen bestand, sondern an vier Stellen verschraubt worden war.
»Jetzt gilt es! Stellen Sie sich hinter mich, falls es Querschläger geben sollte.« Mit der Rechten zog er seine Pistole, mit der anderen Hand schob er Henriette nach hinten. Dann zielte er neben die erste Schraube und drückte ab.
Der Knall des Schusses hallte wie ein Donnerschlag durch den Raum. Henriette presste sich beide Hände auf die Ohren, ließ sie aber sofort wieder sinken und nahm ihre Pistole heraus.
»Zu zweit geht es schneller«, rief sie und legte auf das Metallstück an, das eine andere Schraube hielt.
»Lassen Sie das«, schrie Torsten noch, aber da zog sie bereits den Stecher durch.
Plastiksplitter flogen durch die Luft. Gleichzeitig schlugen die ersten Flammen durch den Türspalt in den Raum. Rauch breitete sich aus. Torsten hielt die Luft an und riss mit aller Kraft an den Stangen. Das Gitter wackelte, aber hielt.
»Noch einmal«, rief er und schoss auf die schon schief hängende Schraube.
»Jetzt die auf der anderen Seite!« Henriette wollte feuern, doch Torsten hielt sie auf.
»Das schaffen wir auch so. Los, packen Sie mit an!« Er zerrte am Gitter und bog es ein Stück auf.
Henriette stemmte ein Bein gegen die Brüstung und zog mit dem gesamten Körpergewicht. Als Torsten sich neben ihr ins Zeug legte, brachen im gleichen Moment die beiden letzten Halterungen.
Schnell stellten sie das Gitter beiseite und versuchten, frische Luft von draußen zu schnappen.
Henriette stöhnte auf. »Elf, zwölf Meter in die Tiefe. Das wird hart!«
Trotz ihrer Worte zögerte sie nicht, sondern stieg aus dem Fenster und begann hinabzuklettern. Bei einer verputzten Wand wäre sie abgestürzt, doch hier fand sie zwischen den Klinkersteinen genug Platz für ihre Finger- und Zehenspitzen.
Torsten sah ihr einen Augenblick zu, warf dann die Reisetasche hinab und folgte. Kaum war er draußen, zerbarst die Tür mit einem heftigen Knall. Flammen schossen in die Kammer und setzten sie in Brand.
Als Torsten hochblickte, leuchtete das Fenster in hellem Rot. »Einer der Posten hätte längst das Feuer bemerken und Alarm schlagen müssen«, rief er Henriette zu.
Dieser waren das Feuer und die Wachtposten gleichgültig,
denn es fiel ihr
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