Die geheime Waffe
hatte Caj Kaffenberger geschickt und sich selbst mit einem Auslandstermin entschuldigt. Sedersen betrachtete seinen Kompagnon belustigt. Kaffenberger wirkte völlig ungerührt. Bei einem Mann, der kalt lächelnd den Tod seiner Ehefrau in Auftrag gegeben hatte, wunderte ihn das nicht. Sedersen hatte Kaffenberger nicht vorgewarnt und hegte sogar die leise Hoffnung, dass der Mann umkam, denn der war mittlerweile zu unverschämt in seinen Forderungen geworden.
Auch Zwengel war anwesend. Der flämische Nationalistenführer sah verstört aus, als könne er nicht begreifen, dass sein Widersacher auf einmal nicht mehr sein sollte. Dazu trafen ihn etliche böse Blicke, und die anderen Trauergäste rückten von ihm ab. Sedersen entdeckte darunter die Vorstände einiger
Konzerne, mit denen er Geschäfte machte, und fragte sich auf einmal, ob es ein Fehler gewesen war, nicht zur Trauerfeier zu fahren. Da er wusste, wo die Bombe versteckt war, hätte er sich ebenfalls an einer Stelle aufhalten können, die Deckung bot.
Er wandte sich an Dunker. »Haben wir noch eine Chance, rechtzeitig zur Beerdigung zu gelangen?«
Dunker blickte auf seine Armbanduhr. »Für eine normale Fahrt würde es reichen, aber bei den vielen Kontrollen schaffen wir es nie.«
»Wir müssen aber.« Sedersen wollte aufstehen, da klingelte das Telefon. Verärgert über die Störung hob er ab und meldete sich nicht gerade freundlich.
»Einer von Zwengels Leuten ist hier. Er will unbedingt mit Ihnen reden«, gab der Posten am Eingangstor durch.
Sedersen überlegte kurz. Wenn er wartete, würde er wertvolle Zeit verlieren und zu spät zur Trauerfeier kommen. Andererseits war er neugierig auf das, was der Mann zu sagen hatte.
»Schicken Sie ihn herein«, befahl er dem Posten.
»Er ist schon unterwegs. Ich wollte ihn nur anmelden.«
Sedersen hörte ein Knacken in der Leitung, als der Wachmann auflegte, und starrte für einige Augenblicke seinen Hörer an. Dann warf er ihn auf die Gabel und gab Jef einen Wink.
»Zwei Cognacs! Und ihr schaltet den Fernseher leiser.«
Während Jef die Gläser füllte, sah Sedersen mehr zur Tür hin als auf den Fernsehschirm. Als kurz darauf Schritte aufklangen und Zwengels Vertrauter Wim Reinaert hereinstürmte, trat er ihm mit beiden Gläsern in der Hand entgegen.
»Sie haben Glück. Ich wollte eben zu van Houdebrincks Beerdigung fahren, um den trauernden Geschäftsfreund zu spielen.«
Der Mann lachte hart auf. »Sie wollten doch die gesamte Königsfamilie dort auslöschen! Aber das können Sie sich abschminken.
Der Palast hat eine anonyme Warnung erhalten. Daher wird niemand von dieser hochnäsigen Sippschaft an der Trauerfeier teilnehmen.«
Sedersen starrte Reinaert ungläubig an. »Was sagen Sie da?«
»Der Palast ist gewarnt worden. Die Polizei wird Ihre Bombe entdecken und herausfinden, wer dahintersteckt! Damit können wir alle einpacken. Selbst wenn Belgien geteilt wird, werden die sogenannten gemäßigten Parteien die Kontrolle über das Land übernehmen und Sie, Zwengel und mich verhaften. «
»Nicht, wenn wir schnell genug das Land verlassen!« Sedersen wollte schon den Befehl geben, alles zur Flucht vorzubereiten.
Da mischte sich Dunker ein. »Ganz kann das nicht stimmen. Der Reporter sagte eben, dass Prinz Philippe Brüssel bereits verlassen habe und in weniger als einer Stunde am Friedhof sein werde.«
»Einen wird es also erwischen. Wo hält sich denn der Rest der königlichen Familie auf?«, fragte Sedersen.
»Derzeit noch auf Schloss Laeken. Es ist allerdings geplant, die Frau des Kronprinzen und deren Kinder im Ausland in Sicherheit zu bringen«, berichtete Reinaert.
»Mich würde interessieren, wer den Leuten dort gesteckt hat, dass Sie einen Anschlag planen«, mischte sich Eegendonk ein.
»Sicher keiner von uns«, erklärte Dunker. »Sonst wäre Rechmann schon längst aufgeflogen. Wahrscheinlich hat irgend so ein hirnloser Heini von der Flämischen Macht das Maul nicht halten können. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass Zwengel seinen Sauhaufen nicht im Griff hat.«
»Es muss Verrat gewesen sein!«, erklärte Sedersen und musterte Reinaert misstrauisch. Dieser hatte immer versucht, seinen Einfluss auf Zwengel und die Gruppierung einzuschränken.
Verfolgte der Flame vielleicht eigene Pläne, in denen er selbst keine Rolle spielen sollte? Doch Sedersen war nicht bereit, sich so einfach abspeisen zu lassen. Wenn er jetzt Flandern fluchtartig verließ, hatte er sein Geld vergebens in dieses
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