Die geheime Waffe
Projekt gesteckt. Er dachte an die hohen Kredite, mit denen er flämische Firmen aufgekauft hatte und die nun auf seinen übrigen Firmen lasteten. Gingen seine Pläne nicht auf, war er ruiniert. Er starrte auf den Fernsehbildschirm und sah, dass Rechmanns Bombenfahrzeug noch immer dort stand. Also wusste die hiesige Polizei nicht, aus welcher Richtung der Anschlag erfolgen sollte. Doch wenn er Erfolg haben wollte, brauchte er die Unterstützung von Zwengels Bewegung.
Schwer atmend wandte er sich an Reinaert. »Wie schnell können Sie die Kämpfer der Vlaams Macht zusammenrufen?«
Der starrte ihn erschrocken an. »Wollen Sie das Land in einen Bürgerkrieg stürzen?«
»Nein! Wenn wir schnell genug losschlagen, wird es keinen Bürgerkrieg geben. Belgien ist derzeit wie gelähmt, und das müssen wir ausnützen. Aktivieren Sie jeden Mann und auch Frauen und Kinder. Sie müssen die Zufahrten zu den Kasernen blockieren, damit die Armee nicht eingreifen kann. Glauben Sie, dass Sie das schaffen?«
Reinaert wollte zunächst ablehnen, doch als Dunker mit einem infamen Grinsen die Pistole hob, nickte er. »Ich glaube, ich kann genug Leute zusammenbringen. Die meisten werden aber nicht kämpfen.«
»Den Kampf übernehmen wir. Dunker, Sie bleiben mit fünf Ihrer Leute und zehn Niederländern hier und halten die Stellung. Alle anderen setzen sich in Marsch.«
»Wohin?«, fragte Eegendonk verdattert.
»Nach Brüssel! Ich werde mit meiner deutschen Truppe und Ihren Leuten Schloss Laeken stürmen und die königliche Familie gefangen setzen. Zwanzig Männer, denen Sie Führungsqualitäten zubilligen, sollen das Kommando über die Aktivisten
der Flämischen Macht übernehmen und alle wichtigen Straßen- und Eisenbahnknotenpunkte besetzen, ebenso die Fernseh- und Radiosender.«
Alle starrten ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Aber das ist ein Putsch!«, rief Reinaert aus.
»Glauben Sie, Sie würden durch eine ehrliche Wahl an die Macht kommen?«, fragte Sedersen höhnisch.
»Haben wir denn eine Chance?«, fragte Eegendonk besorgt.
Sedersen nickte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die flämischen Behörden gegen Leute vorgehen, die für die Freiheit Flanderns demonstrieren. Erinnert euch doch: Belgien ist durch eine Revolution entstanden! Jetzt wird es durch eine weitere Revolution untergehen.«
»Und was ist mit den EU-Behörden in Brüssel?«
»Alle Zufahrtswege blockieren. Dasselbe gilt auch für das Nato-Hauptquartier. Vorwärts, Männer! Wir stehen kurz davor, Geschichte zu schreiben.«
Sedersens Stimme hatte etwas Hypnotisches, was nicht nur seine deutschen Söldner, sondern auch Eegendonks Niederländer und die Flamen mitriss. Die Männer klatschten begeistert Beifall, und ein paar schossen ihre Waffen ab.
»Ruhe jetzt!«, rief Sedersen. »Ich habe diesen Plan zusammen mit Rechmann für den Fall entworfen, dass wir überraschend handeln müssen. Jetzt zeigt es sich, dass es gut war vorauszudenken. Van der Bovenkant, gehen Sie in mein Zimmer und holen Sie meine Unterlagen. Sie liegen im obersten Schubfach.«
»Dafür brauche ich den Schlüssel«, sagte Jef.
Sedersen warf ihm das Mäppchen zu. »Machen Sie rasch! Ich will in einer Viertelstunde aufbrechen.«
»Wohin?«, fragte Dunker.
»Nach Brüssel«, hörte Jef Sedersen noch sagen, dann fiel die Tür hinter ihm zu.
FÜNFUNDZWANZIG
J ef wusste, dass er handeln musste, sonst würde Sedersen ganz Flandern ins Chaos stürzen. Doch was konnte er tun? Während er die Treppe hochstieg und Sedersens Zimmertür öffnete, dachte er angestrengt nach. Solange die Hauptmacht der Freischärler hier war, hatte er keine Chance, und seine Situation besserte sich auch dann nicht, wenn der Großteil davon Sedersen nach Brüssel folgte. Gegen Dunker und fünfzehn zu allem entschlossene Männer kam er nicht an.
Bei dem Gedanken wünschte er sich nur noch ein Versteck, in dem er ausharren konnte, bis alles vorbei war. Aber Verkriechen nützte ihm auch nicht viel. Irgendwann würden diese Kerle ihn als überflüssig erachten und umbringen. Er dachte an all die Menschen, die Sedersens Rebellion noch zum Opfer fallen würden, und biss die Zähne zusammen. Er durfte nicht tatenlos abwarten.
Die geforderten Pläne fand er auf Anhieb, doch anstatt sofort wieder nach unten zu gehen, sah er sich in dem Zimmer um. Er war schon mehrfach hier gewesen, um Sedersen zu bedienen. Allerdings hatte er es kaum gewagt, die Einrichtung genauer zu betrachten. Nun legte er jede
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