Die geheime Waffe
Pissenlit ging zu den Autos und kam kurz darauf mit mehreren Päckchen zurück. »Hier sind Ersatzmagazine. Ich hoffe, die passen. Wenn nicht, müssen Sie die Patronen einzeln umstecken.«
»Die passen genau. Die Kerle auf der anderen Seite verwenden nämlich die gleichen Schusswaffen wie eure offizielle Armee. Danke und viel Glück!«
»Ihnen ebenfalls viel Glück!« Louise winkte Torsten noch kurz zu und eilte dann zum Auto des Kronprinzen zurück.
Torsten rannte auf die Hawker Fury zu, nahm seine Sphinx AT2000 wieder an sich und reichte Henriette die Reservemunition.
»Was machen wir jetzt?«, wollte seine Kollegin wissen.
»Wir haben einen Auftrag zu erfüllen. Oder haben Sie vergessen, warum wir hinter Sedersen her sind?« Ohne auf eine Antwort zu warten, tippte Torsten über den Rumpf der Maschine hinweg Jef an. »Du solltest lieber absteigen. Es wird nämlich bald heiß hergehen!«
Der junge Flame dachte an die Kinder, die in Lauw umgebracht worden waren, und schüttelte den Kopf. »Ich komme mit! Mit den Kerlen habe ich noch eine Rechnung offen.«
»Okay, ihr Helden! Dann helft mir, unser Mädchen zu drehen.
Wir müssen ein Stück zurück, damit ich gegen den Wind starten kann. Anders bringe ich die Fury nicht in die Luft!« Henriette lächelte, doch in ihren hellen Augen leuchtete die gleiche kalte Wut, mit der die von Tarows seit Jahrhunderten in die Schlacht zogen.
DREISSIG
I gor Rechmann wurde langsam ebenso ungeduldig wie die versammelten Trauergäste und die Geistlichen. »Allmählich müsste die königliche Familie auftauchen«, sagte er zu Maart und blickte in die Richtung, aus der diese kommen sollte.
Es tat sich jedoch nichts. Dabei waren hier so viele Menschen zusammengeströmt, dass der Friedhof nicht ausreichte, alle aufzunehmen. Es schien, als wolle halb Belgien Abschied von dem Mann nehmen, der bis zuletzt für den Erhalt ihres Landes gekämpft hatte.
Maart starrte auf die Menge, die sich um den Kleinbus ballte. »Wir hätten aus dem Wagen steigen sollen, als es noch ging!«
»Ich konnte doch nicht ahnen, dass so viele kommen. Jetzt müssen wir uns eben durch die Leute durchboxen!« Rechmann ärgerte sich, denn an einen Hünen mit einem Kindergesicht, der sich mit Gewalt freie Bahn verschaffte, würden sich die Menschen erinnern. Allerdings hätte er den Wagen nicht früher verlassen können, ohne Verdacht zu erwecken.
»Ich hätte den Kasten mit einer Fernsteuerung ausstatten und auf dem Parkplatz abstellen sollen. Dann hätte ich ihn bei der Ankunft des Königs ganz entspannt mitten in die Masse hineinfahren und in die Luft jagen können.« Noch während er es sagte, begriff Rechmann, dass eine Manipulation an der Lenkanlage bei den Kontrollen aufgefallen wäre. Die einzige Chance, ihr Opfer zu erwischen, war die, die er gewählt hatte.
Auf einmal keuchte Maart erschrocken auf. »Da kommen immer mehr Polizisten!«
»Was sagst du da?« Rechmann stemmte sich aus dem Fahrersitz hoch und starrte über die Köpfe der Umstehenden. Tatsächlich strömten immer mehr Uniformierte heran. Teilweise handelte es sich um einfache Streifenpolizisten, doch er entdeckte unter ihnen auch Angehörige von Sonderkommandos mit Splitterschutzwesten, Helmen und Maschinenpistolen.
»Schalt das Radio ein!«
Maart gehorchte und lauschte ebenso überrascht wie Rechmann den verwirrenden Meldungen, die über den Äther drangen. Eines wurde beiden rasch klar: In Belgien herrschte Aufruhr. Rechmann erkannte seinen Plan für den Tag der Abspaltung wieder. »Sedersen muss verrückt sein, die Revolution ausgerechnet jetzt anzuzetteln! Wir sind doch noch gar nicht so weit! Außerdem hätte er uns über die Änderung seiner Pläne informieren müssen. Jetzt sitzen wir beide in der Scheiße!«
»Es muss was passiert sein, da …«, begann Maart, doch Rechmann unterbrach ihn rüde.
»Halt’s Maul! Der Reporter quatscht gerade vom König.«
In den nächsten zwei Minuten begriffen beide, dass weder der König noch sonst jemand aus seiner Familie hier erscheinen würde. Inzwischen begannen die Polizisten, die Zuschauer am äußersten Rand zurückzudrängen. Sie arbeiteten sich dabei so zielstrebig auf den Kleinbus zu, dass kein Zweifel blieb.
»Die Schweine wissen von uns!« Rechmann fragte sich, wer sie verraten haben könnte. Sedersen gewiss nicht. Der stand und fiel mit ihm. Also musste es Zwengel oder einer von dessen einheimischen Verbündeten sein. Sein Blick suchte den Flamenführer und fand ihn ganz in
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