Die geheime Waffe
Meter vor dem vordersten Wagen blieb das Flugzeug stehen. Einer der Männer sprang von der Tragfläche, legte anschließend demonstrativ eine Pistole darauf und kam mit weit ausgestreckten Armen auf den Konvoi zu. In seiner Rechten hielt er eine Plastikkarte, die an einen Identifikationsausweis erinnerte.
Die Leibwächterin wandte sich an den Prinzen. »Der Bursche will anscheinend mit uns reden.«
»Dann tun wir ihm den Gefallen.« Philippe wollte die Tür öffnen, doch sein weiblicher Plagegeist hielt ihn zurück.
»Vorsicht, Königliche Hoheit! Das erledige ich. Ihr anderen passt auf, dass hier nichts passiert.« Mit diesen Worten öffnete Louise Pissenlit die Autotür einen Spalt und wand sich schlangenhaft hinaus. Dabei hielt sie ihre Waffe so, dass sie sie jederzeit einsetzen konnte.
NEUNUNDZWANZIG
T orsten bekam ein Kribbeln im Bauch, als eine Frau auf ihn zukam und ihre Pistole auf seinen Kopf richtete. Wenn sie nervös wurde, brauchte er danach keinen Arzt mehr. Er blieb stehen und streckte die rechte Hand mit seinem Dienstausweis vor.
»Torsten Renk, MAD! Wir sind hinter einer Gruppe von Kriminellen her, Rechtsradikale aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Sie planen einen Anschlag auf die Mitglieder der königlichen Familie, die zu der Beerdigung van Houdebrincks kommen sollen, gleichzeitig wollen sie Schloss Laeken stürmen.«
»Sie wissen ja verdammt gut Bescheid«, sagte die Belgierin und sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an. »Wie, sagten Sie, war noch mal Ihr Name?«
»Torsten Renk, Oberleutnant der Deutschen Bundeswehr«, antwortete Torsten.
»Legen Sie Ihren Ausweis auf den Boden und treten dann zehn Schritte zurück«, befahl Louise Pissenlit.
Torsten tat, was sie von ihm verlangte. Die junge Belgierin näherte sich der Stelle, an der der Ausweis lag, und hob diesen auf, ohne Torsten aus den Augen zu lassen.
»Sie sind Renk?«, fragte sie.
»Ja!«
»Mein Bruder hat mir von Ihnen erzählt. Er war mit Ihnen
im Sudan. Sein Spitzname lautete damals Kamel, weil er in seiner Freizeit immer so viel Durst auf Bier hatte.«
Torsten begriff, dass dies ein Test sein sollte, und durchforstete sein Gedächtnis nach allen belgischen Soldaten, die ihm im Sudan über den Weg gelaufen waren und durch erhöhten Bierkonsum aufgefallen waren. Er musste grinsen. »Bei uns Deutschen hatte er noch einen zweiten, allerdings nicht sehr schmeichelhaften Spitznamen. Er hatte etwas mit dem ersten Teil seines Nachnamens zu tun, der bei uns eine andere Bedeutung hat. Natürlich erinnere ich mich an Jean Antoine Pissenlit.«
»Ich bin Louise Pissenlit!« Die junge Belgierin atmete auf und wandte sich dann an die anderen Sicherheitsbeamten, die inzwischen näher gekommen waren.
»Sie können die Waffe senken. Der Mann ist okay.« Dann galt ihre Aufmerksamkeit wieder Torsten. »Was wissen Sie über die Kerle?«
»Dass es üble Schufte sind. Sie haben die Morde von Lauw auf dem Gewissen und auch den Überfall auf den Eisenbahnzug bei Remicourt. Die gehen über Leichen. Sie müssen daher schleunigst den Friedhof von Berendrecht räumen lassen. Die Bombe steckt in einem präparierten grünen Kleinbus, der auf dem Parkplatz des Friedhofs steht.«
Louise Pissenlit starrte Torsten erschrocken an. »Aber unsere Sicherheitsmaßnahmen …«
»… waren nicht gut genug. Der Kerl, der das ausgeheckt hat, ist absoluter Profi. Er war zwölf Jahre bei der Bundeswehr und hat dort einiges gelernt. Außerdem gibt es sowohl bei Ihnen wie auch bei uns Leute in entsprechenden Positionen, die diese Bande mit Informationen füttern. Rechmann, der die Sache in Berendrecht durchführt, kann Ihnen wahrscheinlich sogar die Namen der Sprengstoffhunde sagen, die dort eingesetzt worden sind.«
Louise Pissenlit war bleich geworden. »Ich werde es sofort
weitergeben. Wenn dort etwas passiert, wäre es eine Katastrophe, auch wenn niemand von der königlichen Familie anwesend ist. Spitzen der Wirtschaft, der Politik und des Kulturlebens unseres Landes haben sich dort eingefunden.«
Sie rief einem Kollegen zu, die Nachricht sofort an die Beamten vor Ort weiterzugeben. Dann wandte sie sich wieder an Torsten. »Kommen Sie mit uns?«
»Nein, ich habe noch was zu erledigen. Sie könnten uns allerdings einen Gefallen tun. Wir hatten vorhin ein Feuergefecht mit einigen Schurken auf dem Flugfeld von Keiheuvel. Jetzt sind unsere Munitionsvorräte arg geschrumpft.«
»Sie kriegen von uns so viele Patronen, wie Sie brauchen!« Louise
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