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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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herüber und setzte sich neben sie.
    Eine Zeit lang beschäftigte das Kind sich mit dem Buch, das es in der Hand hielt, sah dann aber zu Henriette auf. »Sind Sie Stewardess?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Wegen Ihrer Uniform! Stewardessen haben auch solche Jacken an und solche Mützen auf dem Kopf«, erklärte die Kleine.

    Henriette hatte die vorschriftsmäßige Uniform einer Luftwaffenangehörigen angezogen und ihr Schiffchen aufgesetzt. Nun für eine Stewardess gehalten zu werden amüsierte sie. »So etwas Ähnliches bin ich auch. Allerdings fliege ich selbst. Ich bin nämlich Pilotin.«
    »Wirklich?« Das Mädchen klatschte begeistert in die Hände.
    »Bäh, das glaube ich nicht!« Der Junge streckte Henriette die Zunge heraus, doch weder diese noch seine Schwester kümmerten sich um ihn.
    »Und was fliegen Sie?«
    »Verschiedene Typen«, antwortete Henriette.
    Das Mädchen stellte die nächste Frage, und schon bald waren sie in ein Gespräch vertieft, das beiden Freude machte. Der Junge sah mehrmals neidisch herüber, denn mit einer echten Pilotin hätte er sich auch gerne unterhalten. Als er jedoch Anstalten machte, seine Schwester von deren Platz wegzudrücken, brachte ihn ein einziger Blick aus Henriettes stahlblauen Augen dazu, sich hinter seiner Mutter zu verstecken.

FÜNF
    N icht nur das Mädchen im Zug, auch der Wachtposten am Eingang des Feldafinger Ausbildungszentrums der Bundeswehr hatte Schwierigkeiten, Henriette richtig einzuordnen. Als die junge Frau auf ihn zutrat, salutierte er und sprach sie auf Englisch an.
    Henriette antwortete automatisch in dieser Sprache und kniff dann irritiert die Augen zusammen, als er sie fragte, aus welchem Land sie stamme. In dem Augenblick wechselte sie ins Deutsche über und reichte ihm ihre Papiere.
    Dem Mann gingen die Augen über, als er die Formulare und
Stempel der Bundeswehr erkannte. Er blickte noch einmal Henriette an, die mit ihrem asiatischen Gesichtsschnitt und den schwarzen Haaren nicht gerade so aussah, wie er sich eine deutsche Soldatin vorstellte, und sah noch verblüffter drein, als er begriff, dass sie von Adel war.
    »Leutnant von Tarow? Entschuldigung, ich … Sie müssen zu dem dritten Gebäude in jener Reihe da drüben, Eingang zwei. Dort ist Ihre Dienststelle untergebracht. Melden Sie sich beim Empfang.«
    »Danke!« Henriette nickte dem jungen Mann kurz zu, schwang sich den Seesack über die Schulter und klemmte sich die Tasche unter die Achsel. Dann ging sie mit raschen Schritten weiter und ließ den verdatterten Wachtposten hinter sich zurück.

SECHS
    A n diesem Tag hatte Torsten Renk sich rechtzeitig bei Major Wagner eingefunden und wartete nun auf den Leutnant, für den er den Bärenführer spielen sollte. Auch Petra war auf der Bildfläche erschienen – mit der Ausrede, Wagner ihre neuesten Berichte übergeben zu wollen. Dabei hielt sie sich mit Pokerface im Hintergrund, als spiele sie um ein dickes Bündel Euroscheine. Sie hatte diesem Leutnant H. C. von Tarow in den Computern der Bundeswehr ein wenig nachgespürt und wettete nun mit sich selbst, ob Torsten bei dessen Anblick der Schlag treffen oder ob er explodieren würde.
    Während der Major Uniform trug, wie man es von ihm in der Kaserne gewohnt war, steckte Renk wie sonst auch in Jeans, T-Shirt und schwarzer Lederjacke. Er warf einen Blick auf die Wanduhr. »Allmählich müsste dieser Tarow auftauchen! «

    Es klang wie das Knurren eines Kettenhunds. Bevor der Major etwas sagen konnte, klingelte das Telefon. Wagner nahm den Hörer ab und meldete sich. Er sagte »gut« und »danke« und legte ohne ein weiteres Wort wieder auf. »Das war ein Wachtposten. Leutnant von Tarow hat eben die Kaserne betreten.«
    Petra trat unauffällig ans Fenster. Sie entdeckte eine kleine, schlanke Person in blauer Uniform, die mit forschem Schritt auf das Gebäude zuhielt. Zufrieden damit, dass sie wieder einmal mehr wusste als die beiden Männer, wartete sie schmunzelnd auf das, was nun kommen würde.
    Als es klopfte, setzte Wagner sich aufrecht hin und räusperte sich kurz, bevor er »herein« rief. Als statt des erwarteten baumlangen Leutnants eine junge, zierliche Frau mit exotischem Aussehen eintrat, schüttelte er verärgert den Kopf. »Sie haben sich anscheinend in der Tür geirrt«, sagte er und wiederholte es noch einmal auf Englisch.
    Henriette blickte auf ihre Unterlagen und sah ihn dann lächelnd an. »Hier steht, dass ich mich auf Zimmer 210 zu melden habe, und das ist doch das Zimmer

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