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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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Bullen entkommen und es bis nach Kassel schaffen, werde ich das auch. Du weißt ja, wie sehr der Chef an Flandern interessiert ist. Da kämen ihm ein paar dieser Kerle als Leibgarde gerade recht. Aber jetzt genug von diesen Schwachköpfen.«
    Letztlich hielt Rechmann von Dunker und dessen Kumpanen ebenso wenig wie Jasten. Vor allem aber würden sie am nächsten Tag dafür sorgen, dass in einem anderen Stadtteil von Suhl alles so ablaufen konnte, wie Sedersen es wünschte.

VIER
    H enriette Corazon von Tarow war noch nie so nervös zum Dienst aufgebrochen. Das lag weniger an dem tränenreichen Abschied, den ihre Mutter ihr bereitet hatte, oder den spöttischen Bemerkungen ihrer Halbbrüder, sondern an der Aufgabe, die ihr bevorstand.
    Michael hatte noch einige bissige Worte über Torsten Renk verloren. Anscheinend hatte er es bis heute nicht verwunden, dass er bei einem wichtigen Lehrgang hinter diesem Mann nur Zweiter geworden war. Für Henriette war es unverständlich, wie ein Mensch sich so von seinen Launen leiten lassen konnte wie ihr zweiter Halbbruder. Sie selbst hatte früh gelernt, ihre Gefühle zu beherrschen. Es war nicht leicht für sie gewesen, als Erbin zweier Kulturen aufzuwachsen. Zwar hatten
ihre Halbbrüder jeden anderen Jungen verprügelt, von dem sie auch nur schief angesehen worden war. Dennoch war Henriette sich stets bewusst gewesen, dass sie sich doppelt anstrengen musste, um anerkannt zu werden.
    Sie versuchte, sich wieder auf das Naheliegende zu konzentrieren. An diesem Tag würde sie zum ersten Mal ihre neue Dienststelle betreten und damit ein weiteres Kapitel ihres Lebens aufschlagen. Während der Zugfahrt nach München versuchte sie sich ein Bild von ihrem neuen Vorgesetzten zu machen. Seinen Auszeichnungen nach musste Torsten Renk ein wahrer Superheld sein. Also würde es schwer für sie werden, mit ihm Schritt zu halten. Andererseits erhielt sie wohl den besten Ausbilder, den sie sich vorstellen konnte.
    Nach Frankfurt war es mit der Ruhe im Zug vorbei. Eine Frau stieg mit zwei Kindern zu und nahm neben Henriette Platz. Der Junge und das Mädchen setzten sich gegenüber, stritten sich bald und kamen immer wieder einzeln zu ihrer Mutter, um sich über den anderen zu beklagen. Der Junge versuchte, sich zwischen die Frau und Henriette zu drängen, und versetzte dieser dabei einige derbe Tritte.
    Die Mutter sah Henriette um Verständnis bittend an. »Der Junge ist halt ein wenig lebhaft«, sagte sie, ohne ihren Sprössling zu bremsen. Als dieser es wieder zu wild trieb, holte Henriette ihre Tasche aus dem Gepäcknetz und stellte sie wie einen Schild neben sich.
    Nun fand der Junge noch weniger Platz und maulte. »Musst du dich so breitmachen?«
    »Zu fremden Leuten sagt man erst einmal Sie, und zum anderen bist du es, der sich hier breitmachen will. Das hier ist nämlich mein Sitzplatz, und ich mag es auch nicht, mit schmutzigen Schuhen getreten zu werden.« Henriettes Stimme klang sanft, aber bestimmt.
    Die Mutter des Jungen schnaubte kurz, wagte aber nicht, etwas zu sagen, während seine Schwester kicherte.

    Mittlerweile kam ein Reisender den Gang entlang, entdeckte den leeren Platz neben dem kleinen Mädchen und setzte sich. Als der Junge das sah, sprang er wütend auf.
    »Das ist mein Platz! Da darfst du nicht sitzen.«
    »Das stimmt. Mein Sohn ist nur kurz bei mir gewesen«, sprang die Mutter ihrem Sprössling bei.
    Der Mann überlegte einen Augenblick, packte dann sein Handgepäck und verschwand mit ein paar unfreundlichen Worten. Sofort setzte sich der Junge auf den Sitz und grinste seine Schwester triumphierend an. »Na, wie habe ich das gemacht? « Dann wandte er sich wieder seiner Mutter zu. »Ich möchte neben dir sitzen, Mama!«
    Diese sah Henriette an. »Könnten Sie vielleicht …«
    »Ich kann nicht«, antwortete diese freundlich. »Dieser Platz hier ist auf meinen Namen reserviert, und ich werde ihn vor München nicht freigeben. Aber Sie können sich mit Ihrem Sohn drüben hinsetzen, während Ihre Tochter neben mir Platz nimmt.«
    »Ich will aber durch dieses Fenster schauen«, plärrte der Bengel.
    Da Henriette keine Anstalten machte, ihren Platz zu räumen, warf die Mutter ihr einen anklagenden Blick zu, zog den Jungen an sich und tröstete ihn mit der Aussicht auf das große Feuerwehrauto, das sie ihm nach dieser Reise kaufen würde. Dann wechselte sie die Sitzreihe und scheuchte ihre Tochter von deren Platz. Das Mädchen zuckte mit den Schultern, schlenderte zu Henriette

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