Die geheime Waffe
schießen. Nur ein Mal!« In dem Augenblick hatte der alte Mann ganz vergessen, dass ihnen damit eine Patrone für seinen privaten Rachefeldzug fehlen würde. Der Reiz, die Waffe einmal auszuprobieren, war einfach zu groß.
»Das lässt sich machen! Komm, gehen wir ins Freie.« Sedersen nahm eine Patrone und lud die Waffe. Dann schob er seinen Gast auf die Tür zu. Themel konnte kaum noch laufen, so betrunken war er inzwischen. Trotzdem wollte er eine Waffe ausprobieren, die aus einer Entfernung tötete, welche für jede andere Handwaffe unerreichbar war.
Die beiden Männer traten auf den Vorplatz. Da Sedersen um die Villa einen zwei Meter hohen Zaun hatte errichten und Thujen hatte pflanzen lassen, die als Hecken schnell einen dichten, hohen Sichtschutz gebildet hatten, konnte niemand von außen beobachten, was hier geschah. Mit einem Knopfdruck auf den Sender schloss er das noch offene Tor und drehte sich zu Themel um. »Kannst du mir deinen Kofferraum zeigen? Ich möchte wissen, ob wir den Gewehrkasten gut abgepolstert darin transportieren können.«
»Natürlich können wir das!« Friedmund Themel stolperte auf seinen Wagen zu, fing sich am Kofferraumdeckel ab und schloss diesen mühsam auf. »Schau her! Der ist groß genug«, sagte er und drehte sich zu seinem Gastgeber um.
Sedersen hielt die SG21 unter der Achsel und zielte auf ihn. Als der blaue Punkt des Zielerfassungslasers genau auf die Stelle zeigte, hinter der Themels Herz schlug, lächelte er und zog den Abzugshebel durch. »Du wolltest doch wissen, wie diese Waffe funktioniert. Jetzt erlebst du es live!«
Themel wurde nach hinten geschleudert und kippte in den offenen Kofferraum. Auf seinem Gesicht stand noch die Überzeugung, Opfer eines dummen Scherzes zu werden.
Sedersen schob die heraushängenden Beine des Toten in den Kofferraum und schlug den Deckel zu. Danach sah er sich sorgfältig um. Als alles ruhig blieb, atmete er auf und eilte ins Haus. Noch bevor er die Waffe wieder in ihrem Kasten verstaute, nahm er sein Handy und rief Rechmann an.
»Hier Adler, wie steht’s?«
»Ausgezeichnet! Nur der Eiswagen lässt noch auf sich warten«,
antwortete Rechmann. Das war die Codebezeichnung für den Güterzug mit den Waffencontainern, der immer noch auf einem Abstellgleis bei Aachen stand.
»Kannst du einen Mann entbehren? Ich bräuchte jemanden, der ein wenig Müll wegfährt!«
Rechmann horchte sogleich auf. »Ist es dringend?«
»Allerdings! So bald wie möglich. Derjenige muss aber vertrauenswürdig sein.«
»Keine Sorge! Ich schicke Ihnen schon den Richtigen.« Rechmann war neugierig, stellte aber am Telefon keine Fragen. Da er seinen Anführer kannte, war ihm klar, dass dieser ihn nicht wegen einer Lappalie anrufen würde.
»Er sollte das Zeug auf eine absolut sichere Deponie schaffen«, gab Sedersen zurück und beendete das Gespräch, damit niemand Zeit bekam, die jeweiligen Handys anpeilen zu können. Nun hieß es für ihn warten. Er reinigte das Gewehr und schloss es in seinem Safe ein. Dabei wurde ihm klar, dass sein Haus kein sicheres Versteck mehr für die Waffe war, und er beschloss, seine Zelte in Deutschland abzubrechen und sich möglichst bald in Flandern anzusiedeln. Sein ursprünglicher Plan war gewesen, die Zentrale seines Industrieimperiums im Lauf des Jahres dorthin zu verlagern. Nun würde er es eben etwas früher tun und gleichzeitig dafür sorgen, dass sein Einfluss in jener Gegend bald so groß war, dass er die Entwicklung in Flandern steuern konnte.
NEUNZEHN
R echmann machte sich selbst auf den Weg, denn Karl Jasten hatte gemeldet, dass besagter Zug sich an diesem Tag nicht mehr Richtung Belgien in Bewegung setzen würde. Grund war auch, dass er letztlich keinem anderen vertraute.
Er würde in der Sache mit drinhängen, wenn jemand, den er geschickt hatte, Sedersen später einmal zu erpressen versuchte oder diesen an die Behörden verriet.
Als er auf den Hof von Sedersens Villa einfuhr, sah er Friedmund Themels schwere Limousine vor dem Haus stehen. Das war an und für sich nichts Besonderes, da Themel schon öfter bei seinem Chef zu Gast gewesen war. An diesem Tag aber sagte ihm sein Instinkt, dass mit dem Wagen etwas nicht stimmte. Er stellte seinen flachen Sportwagen, der zur Abwechslung einmal ein niederländisches Kennzeichen trug, neben dem protzigen Auto ab, stieg aus und schritt zur Tür.
Noch bevor er den Klingelknopf drücken konnte, öffnete Sedersen ihm und blickte ihn verwundert an. »Sie sind selbst
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