Die geheime Waffe
Auto fahren. Du weißt, was einem richtigen Mann zukommt. Wieso trinkst du denn nicht?«
Sedersen begriff, dass er mithalten musste, wenn er seinen Gast nicht misstrauisch machen wollte. »Ich trinke schon, keine Sorge. Allerdings will ich diesmal keinen Cognac, sondern einen Whisky. Die Flasche war das letzte Geburtstagsgeschenk von Hermann. Wir sollten auf ihn anstoßen. Immerhin war er ein korrekter und ehrlicher Mann – und unser Freund.«
»Recht hast du!«, stimmte Themel ihm zu und trank seinen Cognac aus. »Du kannst mir ebenfalls einen Whisky einschenken. Wir trinken auf Hermanns Wohl und darauf, dass der Teufel ihm in der Hölle nicht zu sehr einheizt.« Er lachte schallend wie über einen guten Witz, dabei empfand er nur noch Verachtung für den Mann, der sich in den letzten Monaten immer mehr zu seinem Nachteil verändert hatte. »Prosit! Auf Hermann!«
Die beiden Männer stießen miteinander an und tranken. Dann stellte Themel sein Glas hart auf die Tischplatte und zeigte auf den Gewehrkasten.
»Es ist gut, dass wir das Ding wiederhaben. Ich habe nämlich eine Liste von Leuten erstellt, die unbedingt liquidiert werden müssen. Es handelt sich um Kinderschänder, Mörder und kriminelle Spekulanten. Jeder Einzelne hat eine Kugel verdient!«
»Vor allem die Spekulanten!« Sedersen wusste, dass sein Gast vor ein paar Jahren den größten Teil seines Vermögens bei einer riskanten Anleihe verloren hatte und seitdem mit Gott und der Welt haderte. Nun schien Themel eine Chance zu wittern, es jenen heimzuzahlen, die ihn damals um sein Geld gebracht hatten. Zu solch einem Rachefeldzug aber war Sedersen nicht bereit.
»Du vergisst den Brand in meiner Waffenfabrik in Suhl. Dort wurden die Patronen hergestellt. Jetzt muss ich die Fabrik entweder wieder aufbauen oder mir ein anderes Werk kaufen. Beides braucht Zeit, und bis dorthin gibt es keine neuen Geschosse.«
»Aber als Hermann das Gewehr mitgenommen hat, waren doch vier Kugeln dabei. Die könnten wir hernehmen, um die Welt von ein paar Schurken zu erlösen, die es wahrlich verdient haben. Ich suche dir die entsprechenden Namen heraus !« Themel zog ein mit Schreibmaschine beschriebenes Blatt aus seiner Jackentasche, bat seinen Gastgeber um einen Stift und begann, alle Kinderschänder und Mörder wieder zu streichen, bis nur noch jene Männer übrig blieben, die er für den Verlust seines Vermögens verantwortlich machte.
Sedersen ließ ihn gewähren. Alles andere hätte nur Streit bedeutet, und den galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Dabei schenkte er Themel fleißig nach und tat auch selbst so, als schütte er die Schnäpse ununterbrochen in sich hinein. Das meiste landete jedoch in einer Vase.
»Hier sind die Saukerle!« Themels Stimme wurde bereits undeutlich,
und er hatte Mühe, sich auf dem Sessel zu halten, während er Sedersen das Blatt reichte. Dieser überflog kurz die Namen der Männer, von denen die meisten noch nie mit der Justiz zu tun gehabt hatten. Diese Leute umzubringen wäre ganz und gar nicht im Sinn der Hüter der Gerechtigkeit gewesen. Das sagte er aber nicht, sondern tat so, als sei er mit Themel einer Meinung, und füllte nun beide Gläser aus einer anderen Flasche.
»Darauf wollen wir trinken, Friedmund!«
»Auf dein Wohl, Geerd, und auf die wahre Gerechtigkeit!« Themel trank den scharfen Schnaps in einem Zug und begann dann zu keuchen. »Was ist das für ein Teufelszeug? Das brennt einem ja die Speiseröhre und den Magen durch.«
»Das ist etwas ganz Besonderes. Ich habe es bei einer Geschäftsreise in Hongkong besorgt. Die Chinesen sagen, wenn man jeden Tag ein Glas davon trinkt, wird man alt wie Methusalem. Prost, Friedmund! Kerle wie wir vertragen davon noch einen zweiten!« Sedersen füllte Themels Glas neu auf, stieß mit ihm an und ließ den Inhalt seines Glases in der Vase verschwinden, während er sein Gegenüber lauernd beobachtete.
Themel schüttete das Zeug mit Todesverachtung hinunter und stieß dann laut auf. »Du hast recht. Der Zweite geht besser hinunter als der Erste«, sagte er und fasste dann nach dem Gewehrkasten. »Ich will es endlich sehen!«
Widerstrebend öffnete Sedersen den Kasten und holte die Waffe heraus. Bevor sein Gast danach greifen konnte, hob er sie aus dessen Reichweite.
»Vorsicht! Das Ding steckt voller Elektronik. Wenn da etwas kaputtgeht, können wir das Gewehr wegwerfen. Ersatzteile gibt es leider nicht.«
Themel starrte die Waffe an. »Ich würde allzu gerne damit
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