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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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graue Hosen, keine sichtbaren Tattoos -, entschied sie, dass es keinen Grund gab, unhöflich zu sein.
    »Neu in der Stadt? Ich bin hier geboren.«
    »Hier, hier?« Er klopfte auf die Bar.
    »In der Bar? Nein. In Brooklyn.«
    Der Mann lachte. »Na schön.« Er stellte sich vor, sein Name sei Patrick, und er stamme aus Queens. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er und streckte die Hand aus, und Sima, die auch diesmal nicht unhöflich sein wollte, ergriff sie.
    Während sie einen Schluck von ihrem Drink nahm, erzählte
ihr Patrick von sich: dass er Malermeister gewesen sei, sich aber zur Ruhe gesetzt habe, am Morgen schwimme und nachmittags am Hunter College ein paar Kurse belegt habe - Strafrecht und Geschichte - und manchmal abends hierherkomme, um zu entspannen und neue Leute kennenzulernen.
    Er lächelte, als er das sagte, und Sima wandte beschämt den Blick ab. Sie überlegte zu gehen, aber Patrick bestellte ein weiteres Bier, und sie fand, es wäre unhöflich zu gehen, bevor es serviert wurde. Während sie wartete, trank sie ihren Cocktail, und er erzählte ihr von seinen Enkeln, als würde sie das selbstverständlich interessieren. »Der jüngste ist erst fünf, also denke ich nicht, dass ich seine Hochzeit noch erleben werde«, meinte Patrick, als er sein Bier entgegennahm, »aber die Zwillinge sind schon vierzehn, also habe ich in ihrem Fall eine Chance …«
    Sima lächelte. Ihre Kundinnen gaben ständig ähnliche Kommentare ab. Sie wollten die Geburt ihrer Enkel erleben, dann deren Bar-Mitzwah, die Hochzeit und dann die Urenkel. Und so ging es immer weiter, und einigen von ihnen gelang es, einigen nicht.
    Ihr würde es nicht gelingen.
    Sie saß neben Patrick, nippte an ihrem Drink, und als sie ausgetrunken hatte, erlaubte sie ihm, ihr einen weiteren zu bestellen. »Der geht auf mich, Sima«, sagte er, und obwohl sie wusste, dass dies der älteste Trick der Welt war, nickte sie ergeben. Sie hatte sich diese Tricks schließlich nicht ausgedacht. Sie sah ihn an, wenn er redete und lachte und gab sich dem warmen, benebelnden Gefühl des Alkohols hin.
    Patrick sah nicht schlecht aus, fand sie. Er war kahl, bis auf einen Ring weißen Haars, und hatte einen kleinen Bauch, war aber nicht völlig aus den Fugen geraten wie einige andere Männer, die lange Haare in der Nase und den Ohren hatten, Schuppen auf den Augenwimpern und Rasierschnitte auf den rauen
Wangen, als wären sie wieder Teenager und könnten mit der Klinge nicht umgehen. Seine Augen waren haselnussbraun, seine Schultern immer noch breit von Jahren körperlicher Arbeit. Sie nickte eifrig, als er von dieser Gegend sprach, wie sehr sie sich verändert habe, und sie brachte ihn zum Lachen, als sie von Liza erzählte, von ihrem Zielsuchgerät für gebrauchte Mäntel.
    Dennoch behielt sie einen Teil ihrer Person für sich. In diesem Teil ihrer Person stellte sie sich Lev auf ihrem gemeinsamen Bett vor und den leeren Platz neben ihm, der ihrer war, und selbst als sie sich vorbeugte, um die Bilder von Patricks Enkeln anzusehen - eine Gruppe von Kindern auf einer Vordertreppe, der älteste ganz oben mit einem Baby auf dem Schoß -, wartete sie, an diese Stelle zurückzukehren.
    Aber es war auch in Ordnung, sagte sie sich, zu beobachten, wie seine Hände das Bierglas umschlossen, und sich vage vorzustellen, wie sie sich auf ihrem Körper anfühlen würden: kühl und weich und wissend und sicher. »Wissen Sie, was ich meine?«, fragte Patrick, und Sima nickte. Sie hatte nicht wirklich aufgepasst - irgendwas über seine Frau, über Krebs -, aber sie kannte die Frage. Wie viele Frauen hatten sie dasselbe gefragt, über ihre Brüste und ihren Körper, über ihre Kinder, Ehemänner und Eltern.
    »Wirklich?«, fragte Patrick. »Diese Art der Einsamkeit, die einem wie ein Schlag in die Magengrube vorkommt.«
    Sima nickte, aber sie selbst hielt es nicht für einen Schlag, sondern für einen Stich, für ein Messer, das sich dort hineinbohrt, wo es warm und dunkel ist, und der Schnitt einem den Atem nahm.
    Er sah sie jetzt an, und in dem abgetrennten Teil von sich rief sie »Lev!«, und er drehte sich in ihrem Bett um, und sie kuschelte sich an die warme Stelle neben ihm.

    »Sollen wir gehen?«, fragte er. »Es ist ein bisschen kalt draußen, aber manchmal gehe ich gern zu Fuß im Winter. Und Sie?«
    Sie war so weit von Lev entfernt, er würde sie nie finden. Sie verließ die Bar.
    Patrick ging schnell. In der Bar war er aufmerksam gewesen, aber draußen schien er

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