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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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während der letzten Wochen ständig angerufen. Connie nahm selten ab - »Wir heulen doch bloß am Schluss, wenn wir miteinander reden«, hatte sie Sima erklärt. Also redete Art wie Millionen anderer zerknirschter Büßer mit einer Maschine.
    »Ja. Auch E-Mails. Er schreibt immer: Es tut mir leid, tut mir
leid, tut mir leid. Ich sag dir, es ist dermaßen eintönig - vielleicht muss ich ihn wieder aufnehmen, bevor ich an Langeweile sterbe.«
    »Aha?« Connie hatte bisher noch nie Witze darüber gemacht. Sima beugte sich vor, überrascht von ihrer eigenen Reaktion: das plötzliche Aufkeimen von Hoffnung, obwohl sie gar nicht darauf aus gewesen war. »Und nun?«
    »Frag dich doch selbst.«
    »Also, wie steht’s?«
    Connie seufzte. Manchmal, erklärte sie Sima, komme ihr die ganze Situation absurd vor. »Fast fünfzig Jahre, und ich schmeiß sie wegen einer Nichtigkeit weg? Wer macht so was?« Doch dann wieder bedeutete diese Nichtigkeit alles, und der Betrug war deswegen so schmerzlich, weil er die Grundfesten ihrer Ehe erschüttert hatte. »Ich kann ihm vergeben«, sagte sie, die Finger um die Kaffeetasse gelegt. »Das ist mir klar geworden. Aber wir werden nie mehr die sein, die wir einmal waren. Und vielleicht ist das das Schlimmste daran. Vielleicht ist es besser, allein zu sein, statt zu zweit, aber …«, sie suchte nach Worten, »… zu zweit weniger zu haben als vorher.«
    Sima sah Connie an. Sie dachte an Patrick, seinen Wagen, wie nah sein Körper ihr gewesen war. Eine ganze Stadt voller Leute wie er und sie, wie Lev und Connie und Art, alle voller Sehnsucht, alle wünschten sich mehr, als sie hatten.
    »Ich wünschte, ich wüsste, was ich dir raten soll«, sagte Sima.
    Connie lächelte gequält. » Du bist um einen Ratschlag verlegen? Ich muss wohl wirklich am Arsch sein.«
    »Bin ich wirklich so schlimm?«
    »Die Schlimmste. Und zugleich die Beste.«
    Sima lehnte sich wieder zurück. »Also gut«, erklärte sie. »Ruf ihn an.«
    »Ihn anrufen?«

    »Trefft euch irgendwo. Zum Kaffee, was auch immer. Ich sag ja nicht, nimm ihn wieder zurück, aber wenn du’s nicht tust - mach einfach, was sich richtig für dich anfühlt, nicht, was dir notwendig erscheint, weil du Angst hast, nicht zu haben, was sich richtig anfühlt.«
    Connie legte den Kopf zur Seite. »Ich denke, das hab ich kapiert.«
    Sima nahm einen Schluck Kaffee. »Das weiß ich.«

    Sima wischte über die Ladentheke, während Timna Rita Grossman die geänderten Büstenhalter reichte und sie nochmals davor warnte, sie in den Trockner zu stecken.
    »Nach dem, was ich für die bezahlt habe«, antwortete Rita, »werde ich das bestimmt nicht wieder tun.«
    Timna lächelte und zog ihren Mantel an, noch bevor Rita aus der Tür war.
    »Haben Sie etwas vor?«, fragte Sima und sah zu, wie Timna sich vorbeugte und mit den Händen durchs Haar fuhr.
    Timna nickte und warf den Kopf zurück, sodass sich ihr Haar in Wellen um ihr Gesicht legte. Sie nahm ein Döschen mit Lipgloss aus ihrer Tasche und ging zum Spiegel in der Umkleide hinüber. »Ein paar von uns sehen sich ein Stück im Village an. Nurit kennt einen der Schauspieler.«
    Sima beugte sich über die Ladentheke und beobachtete, wie Timna Lipgloss auflegte und die Augen aufriss, um Wimperntusche aufzutragen. »Sie sehen hinreißend aus«, hatte Dottie Katz heute Morgen gesagt, und Sima musste zugeben, dass dies stimmte: Timnas Haut war glatt, ihr Körper schlank in der schwarzen Cordsamthose und dem kurzen marineblauen Jäckchen. »Was ist Ihr Geheimnis?«, hatte Dottie gefragt, und Sima spitzte die Ohren, um alles mitzukriegen, aber Timna war einfach lachend darüber hinweggegangen.

    Sie ist wieder ganz die Alte, dachte Sima, als Timna den Vorhang der Umkleidekabine hinter sich schloss. Aber diese Person, musste sie zugeben, blieb ein Geheimnis für sie.
    »Heute ist der erste Tag, der sich ein bisschen nach Frühling anfühlt«, sagte Timna und warf ein mit Lipgloss verschmiertes Tuch in den Abfallkorb neben der Tür. »Ich kann’s gar nicht erwarten, rauszukommen.« Sie öffnete die Tür und holte tief Luft. Auch Sima atmete ein und erkannte den frischen, feuchten Frühlingsduft. »Ich hab gar nicht bemerkt, wie sehr ich die Sonne vermisst habe.«
    Timna grinste, als sie ihr zum Abschied zuwinkte, wie ein Kind, das sich in den Frühling davonmacht.
    Lev saß am Küchentisch, als Sima hereinkam. Die Zeitung lag aufgeschlagen vor ihm. »Wie war die Arbeit?«, fragte er, während sie sich ein Glas

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