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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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Dabei hielt sie den Kopf gesenkt und ließ die Maschine über ein paar alte Stoffreste rattern, während ihre Arbeitgeberin vorgab, sich mit ihrer Buchhaltung zu beschäftigen. Gerade als Sima die Stille im Laden verfluchte - bei den Russinnen war ihr das egal gewesen, sie hatte sich nie gesorgt, was die von ihr denken könnten -, trat Dottie Katz ein. Obwohl Sima Dotties Größe so gut kannte wie ihre eigene, bemühte sie sich jetzt ganz demonstrativ, die Körbchengröße ihrer Kundin einzuschätzen. Sie stützte die Hand auf die Hüfte und tastete sie mit den Augen ab, weil sie Timna wissen lassen wollte, dass es ihre Aufgabe war, die Frauen mit dem kühlen Blick eines Chirurgen zu betrachten.
    »Können wir dich als Model benutzen?«, fragte Sima. »Ich möchte Timna zeigen, wie man einen BH richtig anpasst.«
    »Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis
man mich als Model entdeckt«, antwortete Dottie lachend. Auf Simas Anweisung beugte sie sich vor, steckte die Arme durch die Träger und rückte ihre Brüste in den Körbchen zurecht. Nachdem sie die Haken auf dem Rücken geschlossen hatte, richtete sie sich auf, und Sima brachte die Träger in die richtige Lage.
    »Jeder sieht auf die Körbchen«, erklärte Sima, »aber das elastische Band unterhalb der Brust ist wichtiger.« Sie ging mit Timna die Checkliste durch: Der BH sollte auf dem mittleren Haken schließen, er sollte nicht den Rücken hinaufrutschen oder in die Seiten einschneiden. Die Mittelnaht des Körbchens sollte nicht über die Brustwarze verlaufen, und das Material sollte sich nicht kräuseln oder gezerrt werden. Der Steg zwischen den Körbchen sollte flach an der Brust aufliegen, die Träger sollten die Brust heben, aber nicht zerren.
    »Wow«, meinte Dottie. »Ich hatte keine Ahnung, wie kompliziert das ist.«
    Sima lächelte. Sie reichte Dottie einen neuen BH und forderte Timna mit einem Nicken auf, es nun selbst zu versuchen.
    »Beugen Sie sich vor«, sagte Tima.
    Dottie folgte erneut den Anweisungen, obwohl sie scherzte, dass sich Sima noch nie zuvor solche Mühe gegeben habe.
    »Der Mittelhaken schließt perfekt«, sagte Timna und ließ den Finger unter dem Brustband entlanglaufen, wie Sima es getan hatte. »Nicht zu groß und nicht zu klein.« Sima beobachtete, wie Timna Dottie anfasste. Die meisten ihrer Verkäuferinnen waren anfangs nervös gewesen, Timna jedoch hatte keine Scheu, am Rand des Körbchens entlangzustreichen und es in die richtige Position zu rücken.
    »Genauso geht’s«, sagte Sima, nachdem Dottie mit vier BH-Slip-Sets abgezogen war, obwohl sie nur eines hatte kaufen wollen, »Sie sind spitze.«

    »Haben Sie gesehen, dass sie eigentlich den seidenen wollte, das aber nicht zugeben mochte?«
    »Das stimmt, und Sie haben es erraten.«
    »Ich bin bloß ihrem Blick gefolgt«, antwortete Timna grinsend. »Und Sie dachten, ich würde lieber in einer Bar arbeiten statt hier? In einem geheimen Dessous-Laden, der im Souterrain versteckt ist? Sima, dieser Laden bietet Stoff für Legenden.«
    »Richtig. Für die Legende des schlaff werdenden Körpers vielleicht«, erwiderte Sima, aber innerlich war sie hingerissen von Timnas Begeisterung, und ihr ganzes Leben erschien ihr plötzlich in einem rosigeren Licht, vor allem, wenn man es durch Timnas strahlende Augen betrachtete.

3
    U nd die Mutter hat auf Gott weiß was bestanden, einem Keuschheitsgürtel oder sonst was unterm Kleid, und ich bin hin und her gerannt nach Korsetts und Bodys und hab alles angeschleppt, die ganze Megillah, alles von A bis Z.«
    Timna lehnte sich an die Ladentheke und hörte zu.
    »Aber der Tochter hat nichts gefallen. Ich dachte, ich werd’ noch wahnsinnig. Und sie und ihre Mutter haben sich angeschrien, dass einem Hören und Sehen verging. Die Mutter hat sogar gedroht, die ganze Hochzeit abzusagen, wenn sich das Mädchen keine Unterwäsche kauft - die Anprobe fürs Kleid war schon für den nächsten Tag festgesetzt.«
    »Und ihre Mom wollte bezahlen und alles?«
    »Ach, das Geld wär ihr ganz egal gewesen. Aber dem Mädchen hat ja nichts gefallen. Schließlich ist die Mutter rausgegangen, weil sie Geld in die Parkuhr werfen wollte, und die Tochter hat mich am Arm gepackt. ›Sie weiß nichts‹, hat sie zu mir gesagt. ›Was weiß sie nicht?‹, hab ich gefragt, und im gleichen Moment wurde mir klar, das Mädchen ist schwanger. Sogar schon im vierten Monat. Klar konnte sie keine engen Sachen tragen, das wär’ ja nicht gut gewesen für

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