Die geheime Welt der Frauen
zusah, wie sich Seifenschaum bildete, während sie die Strümpfe knetete, »aber sie ist manchmal so egozentrisch. Ich meine, sie schwafelt stundenlang über Nates neuen Laborjob. Das Gerede über Nate kommt mir schon zu den Ohren raus. Wenn du mich fragst, ist er ziemlich daneben. Ruft sie jeden Abend an - welcher Vierundvierzigjährige ruft denn jeden Abend seine Mutter an?«
»Aber wie auch immer«, fuhr sie fort, als Lev nicht antwortete, »Timna hat heute was sehr Lustiges gemacht. Du kennst doch den Behälter, in dem ich alte Wäsche aufbewahre? Du weißt schon, diesen durchsichtigen, aus Plastik? Den hab ich schon wer weiß wie lange nicht mehr durchgesehen, also bat ich Timna, mal einen Blick reinzuwerfen, ob noch was Brauchbares drin ist. Na ja. Und sie ist völlig ausgeflippt. Hat angefangen, das Zeug anzuprobieren. Sie hat sogar dieses pelzverbrämte Nachthemd angezogen, und ich schwör dir, sie hat wie ein Filmstar ausgesehen. Dann kam Edna rein. Sie ist fast gestorben vor Lachen, als sie Timna in dem Aufzug gesehen hat. Ich musste sie sogar davon abhalten, das Zeug selbst anzuprobieren - kannst du dir das vorstellen?«
Sie spülte die Strumpfhose, indem sie sie unter dem laufenden Hahn schwenkte.
»Also hab ich zu Timna gesagt: ›Sie sollten Schauspielerin werden. Warum wollen Sie BHs in einem Brooklyner Souterraingeschäft verkaufen? Hollywood braucht Sie.‹ Und weißt du, was sie darauf geantwortet hat?«
Sima schwieg einen Moment, um die Strumpfhose auszudrücken.
»Sie sagte: ›Aber in Hollywood hätte ich nicht so viel Spaß wie hier.‹ Also, ist das nicht süß? Ich hab nie gedacht, dass ich eine solche Spaßkanone bin.«
Sie hängte die Strumpfhose über einen weißen Plastikstuhl, löschte das Badezimmerlicht und ging ins Bett.
»Weißt du, Sima«, erwiderte Lev, nachdem er einige Minuten still dagelegen hatte, »wenn du nicht aufpasst, redest du bald mehr über Timna als Connie über Nate.«
»Was soll das heißen?«, fragte Sima und stützte sich auf dem Ellbogen auf.
»Du beklagst dich, dass Connie ständig über ihren Sohn schwafelt, aber du redest ständig über Timna, dabei ist sie noch nicht mal deine Tochter.«
Sie legte sich wieder zurück und drehte sich von ihm weg.
»Was ist, hab ich dich beleidigt?«
»Lass mich in Ruh.«
»Wie du willst.«
Sima seufzte und drehte sich zu Lev um. »Weißt du, endlich hab ich mal jemanden gefunden, der mir ein bisschen Freude verschafft, und dir gefällt das nicht. Du bist so eifersüchtig, dass du mich runtermachen musst.«
Lev antwortete eine Weile nicht. »Jemand, der dir ein bisschen Freude verschafft? Ich schätze, ich bin nicht dieser Jemand für dich.«
»Nein, wahrscheinlich nicht.«
»Was bin ich dann?«
Es lag eine Not in seiner Stimme, die sie überraschte, auch erschreckte - sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie beobachtete die Lichter von der Straße, die in Mustern über den Vorhang zogen, Autos brausten durch die Nacht, verschwanden. »Lev«, sagte sie, als sie glaubte, etwas sagen zu müssen, »ich finde nur, dass mit Timna …«
»Licht ins Leben kommt.«
»Ja.«
»Du hast früher Licht ins Leben gebracht, Sima.«
»Mach keine Witze. Ich hab nie so ausgesehen.«
»Es liegt nicht an ihrem Aussehen. Es ist die Energie.«
»Erzähl mir nichts von Energie, Lev. Wenn du mal einen Straßenzug weit gehst, ist das ja schon eine größere Expedition.« Sie hielt einen Moment inne. »Hast du deine Pillen genommen?«
Als Lev nicht antwortete, stand Sima auf, ging langsam ins Badezimmer, kam mit dem Cholesterin-Medikament und einem Glas Wasser zurück und wartete, bis Lev es geschluckt hatte.
Wieder im Bett, lag Sima wach, lauschte seinen Atemzügen und wartete, dass sich etwas in ihr löste, sie befreite.
Am Abend vor ihrer Hochzeit schloss sich Sima in ihr Badezimmer ein, stellte sich nackt vor den Spiegel und erschauderte. Sie war ein großes, mageres Mädchen gewesen, hatte bis zur zehnten Klasse noch wie ein Kind ausgesehen, und dann waren ihr innerhalb von ein paar Wochen plötzlich Brüste gewachsen, und ihre Hüften hatten sich gerundet. Ihre Haut hielt mit den Veränderungen nicht Schritt und zeigte rote Dehnungsstreifen wie Katzenkratzer. Als sie heiratete, deuteten pinkfarbene Stellen
in den Streifen, die schließlich weiß wurden, noch immer darauf hin, was ihr größtes Geheimnis war.
Sie verbrachten ihre erste Nacht im Haus seines Cousins. Sima drehte die Lichter ab und zog die Jalousien
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