Die geheime Welt der Frauen
herunter, sodass der Raum dunkel war. Im Bett zog sie ihr Nachthemd über den Kopf, ließ es auf den Boden fallen und kroch schnell unter die Decke. Ihr Bauch wölbte sich von dem vielen Kuchen, und sie fühlte sich benommen vom Wein und vom Tanzen. Als er sie küsste, schmeckte sein Mund nach Rauch von der Zigarre zur Feier des Tages, und seine Hände, die durch ihr Haar strichen, zogen zu fest daran. Er steckte den Kopf unter die Decke, um ihre Brüste zu küssen, und sie, dankbar, dass die Decke ihren Körper verhüllte, beobachtete von oben die Bewegung seines Kopfes darunter. Als er in sie eindrang, spürte sie ein scharfes Brennen, einen Schmerz, der beschämend wie eine Strafe war.
Und konnten seine Verwandten sie hören? Sie blieb ganz still, spürte das Echo jedes Knarrens des Betts.
Als Lev fertig war, beugte sich Sima über den Bettrand und erbrach sich auf ihr Nachthemd.
Lev brauchte ein paar Minuten, bevor er sich zu ihr drehte und leicht die Hand auf ihren Rücken legte.
Sima hatte das Bedürfnis, den Kopf unter die Decke zu stecken, zu warten, bis ihre Mutter kam und das Erbrochene aufwischte, wie damals, wenn sie als Kind vor Fieber glühte, und obwohl sie die Klagen ihrer Mutter förmlich hören konnte - so ein Saustall, würde sie sagen -, schien diese vorhersehbare Enttäuschung weitaus tröstlicher zu sein als Levs nervöse Hand auf ihrem Rücken. Aber tief in ihrem Innern erinnerte sie eine schreckliche Traurigkeit daran, dass ihre Mutter nicht kommen würde, dass die Kindheit vorbei war und sie selbst bald Mutter sein würde.
Sima holte tief Luft, stammelte eine Entschuldigung, nahm
ihr Nachthemd zusammen und schlich im Bademantel nach unten. In der Küche steckte sie das Nachthemd in eine Plastiktüte und stopfte sie fest in den Müll. Unter dem Wasserhahn wusch sie ihren Arm: Kaffeesatz, Reste von Eidotter und Spuren von Karottenschalen.
Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, schlief Lev. Oder tat so. Ohne etwas zu sagen, stieg sie wieder ins Bett.
4
S ima berührte ihren Nacken und spürte, dass er feucht war. Der Radiowecker hatte fünfunddreißig Grad angekündigt, bevor sie ihn abstellte. Selbst mit zwei Ventilatoren - einer direkt auf sie, der andere auf Timna gerichtet - klebten ihr ein paar Haarsträhnen, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatten, am Gesicht und trieften vor Schweiß. Sie atmete tief aus und fächelte sich mit der Bluse Luft an den Körper. »Ich weiß nicht, wie Sie das aushalten, Timna«, sagte sie. »Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie heiß es jetzt in Israel sein muss.«
»Denken Sie kühle Gedanken.«
»Kühle Gedanken? Ich hab keine kühlen Gedanken mehr. Schenken Sie mir einen von Ihren.«
Timna schwieg einen Moment und trommelte mit den Fingern auf den Nähtisch. »Also gut«, verkündete sie. »Ich verrate Ihnen meinen liebsten.« Sie richtete sich gerade auf und faltete die Hände vor sich wie eine Schauspielschülerin, die sich zum Rezitieren bereit macht. »Also, Alons Vater hat einen kleinen Supermarkt«, begann sie.
Sima sah Timna an. Sie war neugierig, was Alon, Timnas Freund, anbelangte, hingerissen von seiner Macht, eine Schönheit wie Timna bei der Stange zu halten, obwohl ein Ozean zwischen ihnen lag.
»In dem Sommer, als wir unseren Abschluss machten, half Alon fast jeden Tag im Laden aus. Sein Dad wollte, dass er das Geschäftliche lernte, aber Alon stapelte gern Kisten, lud gern Lastwagen aus …«
»Wir könnten ihn hier gebrauchen.«
Timna lächelte. »Jungs vor dem Militärdienst - sie haben solche Angst, wissen Sie, also versuchen sie, stark zu werden. Fangen dies und das an. So wie er seinen Dad überredete, diese Palmsetzlinge zu bestellen, und Tage damit verbrachte, Löcher zu graben, Bewässerungsschläuche zu verlegen …«
Sima ließ sich nach vorn sinken, als würde sie zusammenbrechen. »Mir wird kein bisschen kühler dabei.«
»Ich komme schon noch drauf. Wie auch immer, in diesem Sommer arbeitete ich am Abend in einem Restaurant. Tagsüber hatte ich frei und konnte in den Supermarkt gehen, um Alon zu treffen. Wir haben Blumen gepflanzt und …«
»Timna!«
Timna lachte. »Schon gut, schon gut. Also eines Tages haben wir den Kühlraum entdeckt.«
»Das kommt der Sache schon näher.«
»Wir haben dort Kisten aufgestapelt, und es war eine solche Erleichterung nach der Hitze, dass wir einfach drin geblieben sind. Und dann fingen wir an, bei jeder nur möglichen Gelegenheit hineinzugehen und uns
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