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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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Körper aus Teenagertagen erinnerten, kauften Wäsche, die sie zusammenhielt, keine, die sie zur Schau stellte.
    Hadassahs Tochter und ihre Freundin folgten Sima in die Umkleide, jede mit einem Tank Top und passendem Slip in der Hand. Timna öffnete den Vorhang, als sie näher kamen.
    »Ich glaube, der gefällt mir noch besser als der andere«, sagte sie zu Sima und legte vor dem Spiegel die Hände auf die Hüften. »Was meinen Sie?«
    »Jetzt sieh sich das einer an«, antwortete Sima und schüttelte den Kopf, »wieder wie für Sie gemacht.« Sie gestattete sich einen schnellen Blick, bevor sie zur Seite trat, damit die Teenager eintreten konnten. Sie bemerkte, wie die Mädchen Timna anstarrten und sich abwandten, weil diese Frau genau ihre Vorstellung von Weiblichkeit verkörperte, die jedoch unerreichbar für sie war. Sima prüfte die Passform und ließ Timna erneut ihr T-Shirt
überziehen. Beide waren zufrieden, und Timna kleidete sich ganz an und folgte Sima zur Ladentheke, während die Mädchen sich umzogen. »Einundsechzig und dreiundsechzig«, sagte Sima, als sie die Preise in die alte Registrierkasse eintippte, »mit zehn Prozent Rabatt macht das hundertelf sechzig …«
    Timna biss sich auf die Unterlippe. »BHs treiben mich noch mal in den Ruin.«
    »Nun ja, wir haben alle unsere kleinen Schwächen.«
    Timna lächelte und zog eine Kreditkarte und ein Döschen Lippgloss aus ihrer Tasche. »Möchten Sie auch?«, fragte sie, während sie mit dem kleinen Finger das Gloss auf die Lippen strich. »Mit Mango-Geschmack.«
    Sima tupfte mit dem Finger in das Gloss, verteilte es auf den Lippen und presste sie zusammen. »Angenehm«, erklärte sie, kostete den Geschmack in ihrem Mund und spürte eine leichte Hitze, die selbst dann noch anhielt, als sie zum Abschied winkte und ihrer Kundin nachsah, die über die Stufen hinauf verschwand.

    »Ich hatte heute eine interessante Kundin«, sagte Sima zu Lev, während sie entrahmte Milch in ihren Kaffeebecher gab und mit Bestürzung die blassgraue Färbung bemerkte. »Eine junge Israeli.«
    Lev nickte, sah aber nicht von seiner Zeitung auf.
    »Sie war …« Sima zögerte. Sie erzählte Lev selten von ihrer Arbeit - er konnte sich ohnehin keine Namen merken und kümmerte sich nicht um den täglichen Klatsch: wer was über jemanden gesagt hatte und warum. Aber ihr ging Timna nicht aus dem Kopf, ihre verwirrende Schönheit, der dunkelrote BH und das aufblitzende Lächeln.
    »Sie hat diesen BH anprobiert«, erklärte sie und nahm den Kaffeebecher, »und er hat so perfekt gepasst, dass es war wie …«
    Sima brach ab, weil sie sich scheute, den Satz zu beenden, ihrem Mann den Körper einer anderen Frau zu beschreiben. Sie spürte, wie ihr bei der Erinnerung daran, wie sie Timna angesehen hatte, die Hitze des Bechers unter die Haut kroch. Wie beschämend das gewesen war!
    »Wie was?«
    Sima zuckte die Achseln und setzte sich an den Tisch. »Ach nichts«, antwortete sie, »sie ist eben Anfang zwanzig, frisch aus der Armee und lebt hier bei irgendwelchen entfernten Verwandten.«
    Lev ließ den Blick einen Moment lang auf ihr ruhen, und Sima verkrampfte sich: Er würde fragen, warum sie auf das Mädchen zu sprechen gekommen war, und was sollte sie darauf erwidern: Weil sie schön war, nahezu atemberaubend? Aber Lev wandte sich wieder seiner Zeitung zu und senkte den Kopf.
    Natürlich fragt er nicht nach, dachte Sima, natürlich nicht.
    »Ist es nicht komisch«, sagte sie, »da lebt Irenes Tochter in Israel, und jetzt ist dieses Mädchen hier. Es macht Irene wahnsinnig, das weiß ich. Und ich bin sicher, die Mutter dieses Mädchens ist ganz krank vor Sorge. Ausgerechnet New York, und sie ist praktisch allein.«
    Sima betrachtete, wie stark gebeugt Lev über der Zeitung saß: Sein Körper war ebenso schlaff und verfallen wie ihr eigener. »Überleg doch mal, wie es sein muss, wenn das eigene Kind so weit fort ist?«
    Lev nahm einen Schluck Kaffee. »Entrahmte Milch?«
    Sima seufzte übertrieben. »Natürlich entrahmte Milch, Lev. Sie schmeckt genauso, und erinnere dich, was wir gelesen haben, wie …«
    »Ich weiß schon, ich weiß.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Sima sah ihn einen Moment lang an, bevor sie langsam aufstand,
wobei sie ihre Hände auf den Tisch presste, um sich ins Gleichgewicht zu bringen und wegzugehen.

    Sima war achtzehn, als sie Lev kennenlernte, er war zwanzig. »Was ist denn nicht in Ordnung mit Lev?«, fragte ihre Mutter, die mit verschränkten Armen

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