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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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Nagel glänzte noch ein Fettstreifen - einst wirklich unter der perfekt glatten Haut eines Neugeborenen verborgen gewesen?
    Die U-Bahn war immer aufregend für sie - das berauschende Gefühl, entkommen zu sein, während sie unter der Stadt entlangjagte - und zugleich beängstigend - die eng zusammengedrängten Menschenmassen, vor denen sie in einer dunklen Straße Reißaus genommen hätte. Bei näherem Hinsehen jedoch erkannte sie, dass beides nicht zutraf. Es gab nichts Geheimnisvolles an den Fremden, die bekannten Unvollkommenheiten waren bloß auf andere Weise gemischt. Sie begann zu lächeln, wenn sie den Blick von jemandem, ein harmloses Grinsen auffing, und dachte, wie weit sie es schon gebracht hatte: in der U-Bahn zu entspannen, eine Fremde in einem fremden Land.
    Und den Weg zur Paxis des Arztes kannte sie auch schon - zwei lange Blocks, zwei kurze. Ganz beiläufig konnte sie »Zwölfter
Stock« zum Liftboy sagen, während sie ihr Aussehen in dem goldgerahmten Spiegel prüfte, ohne sich darum zu kümmern, ob sich sein Blick mit dem ihren traf. Die Frau am Empfang lächelte, wenn sie eintrat, und fragte: »Und wie geht es Ihnen heute?«, und der Arzt schüttelte ihr die Hand und sagte: »Ah, da sind Sie ja.«
    Aber dann der Kittel, der kalte Tisch, das lange Warten vor der einen Spaltbreit geöffneten Tür, bevor der Arzt wieder hereinkam, bevor wieder alles von Neuem begann.
    Sie schloss die Augen, um die lange Nadel nicht zu sehen, schaffte es, still zu sein und nur einmal leise zu wimmern, als sie ihr ins Rückgrat stachen. Sie spürte nichts, als sie sie auf den Rücken rollten, ihre Beine spreizten und in die Haltebügel steckten und mit Scheren tief in sie eindrangen, um ein winziges Gewebestück zu entnehmen.
    Auf der Heimfahrt lächelte Sima nicht, sondern starrte aus dem Fenster auf die dunklen Tunnelwände und wartete auf den Moment, wenn sie wieder ins Licht kamen.

13
    V om Regen durchnässt, erschien Timna zur Arbeit: Ihr Haar war am Kopf festgeklatscht, ihre Jeans und ihr schwarzer Pullover klebten an ihrem Körper.
    »Was denn, gibt’s keine Regenschirme in Israel?«, fragte Sima.
    »Gewöhnlich regnet’s dort nicht so wie hier«, antwortete Timna fast abwehrend. Sie wischte mit dem Handrücken über die Nase, warf ihr Haar nach vorn und versuchte, es mit ein paar Papiertüchern zu trocknen.
    »Hören Sie auf!«, sagte Sima lächelnd, »Sie machen ja den Boden ganz nass. Kommen Sie mit nach oben, dort können Sie sich was Trockenes anziehen. Ich hab sicher etwas, was Ihnen passt.«
    Timna folgte Sima die Treppe hinauf und in die Küche, wo Lev saß und die New York Times las.
    »Hier steht ein interessanter Artikel über die israelische Jugend«, sagte er, kaum dass Timna hereingekommen war, »er besagt, dass …«
    »Lev, bist du blind? Das Mädchen ist bis auf die Haut durchnässt. Kommen Sie, Timna, gehen Sie ins Badezimmer, und geben Sie mir Ihre Kleider. Ich packe alles in den Trockner.«
    Timna zwinkerte Lev zu. »Ich höre gerne etwas über Zeitungsartikel«, erklärte sie zu Sima. »Ich hab so viel mehr über Israel erfahren, seit ich hier bin …«
    »Sie sind eine echte Friedensstifterin, was?«, erwiderte Sima und schüttelte den Kopf. »Nun, das ist nicht die Aufgabe eines Israeli.« Sima führte Timna einen kurzen Gang hinunter, der
mit gerahmten Bildern geschmückt war: Seevögel, ein Waldstück irgendwo. Am Ende des Gangs öffnete sie eine Tür. »Ziehen Sie sich hier um«, sagte sie und machte eine ausholende Geste, die das Schlafzimmer einschloss. »Sie können meinen Bademantel anziehen - er hängt an der Badezimmertür.«
    Lev blickte auf, als Timna in einem grünen Frotteemantel wieder in die Küche kam. Ihr Haar war hinter die Ohren geschoben, was ihren langen Hals zur Geltung brachte. Sima bemerkte Levs Blick und das leichte Erröten, das darauf folgte, und dachte mit einiger Zufriedenheit, dass sie Timna in weitaus spärlicherer Bekleidung gesehen hatte.
    »Heute Morgen kommen ohnehin keine Kunden«, meinte Sima, ganz benommen davon, wie schön Timna selbst in ihrem alten Bademantel aussah, dessen abgetragener Stoff sich an ihren Körper schmiegte. »Ich hätte Ihnen einfach sagen sollen, gar nicht zu kommen«, fügte sie hinzu und wandte sich zögernd ab, als sie Timnas nasse Kleider zum Trockner brachte. »Aber jetzt sind Sie nun mal hier, also können Sie auch ein bisschen bleiben. Angeblich soll’s den ganzen Tag so sein - starker Regen und Wind.«
    »Das macht

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