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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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manchmal herumwarf, und obwohl beide wach waren, fragte keiner den anderen, warum.
    Auf diese Weise entfernten sie sich voneinander: ein Paar, bei dem sich jeder auf seine Seite des Betts drehte, weg vom anderen, und ihm schutzsuchend, argwöhnisch den Rücken zukehrte.

19
    S eufzend legte sich Sima ins Bett. »Ich bin völlig fertig«, prahlte sie vor Lev. »Erst Connie und dann Timna, du hast ja keine Ahnung.« Sie drückte sich einen Tropfen Pfefferminz-Lotion in die Hand und verrieb ihn auf den Füßen.
    Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so gebraucht worden war.
    Es war gleichzeitig schrecklich und schön.
    Connie war am Morgen im Laden vorbeigekommen. Sie hatte geweint, Timna geschmollt. »Beide haben furchtbar ausgesehen«, sagte Sima zu Lev und hob die Stimme, damit er sie im Badezimmer hören konnte. »Und ich durfte von einer Kundin zur anderen rennen und hab mich doppelt anstrengen müssen, damit Timnas Leierstimme nicht auffällt - sie war ja wie ein Zombie. Und zwischendurch musste ich anhalten, um Connies Tränen zu trocknen.«
    Natürlich hatte sie nicht wirklich Connies Tränen getrocknet. Lev wusste das. Aber hinter der lächerlichen Übertreibung verbarg sich eine echte Sorge. Connie war am Boden zerstört, und Sima litt mit ihr. Sie hatte beobachtet, wie Connie auf die vertraute Weise in ihre Tasche griff, sorgfältig ein Taschentuch herausnahm, ihre Augen abwischte und sich schnäuzte. Ihre Connie: ihre dreiste, laute, immer beneidete Connie. Eine ausgesprochen mitleiderregende Geste. Es versetzte ihr einen Stich.
    Connie hatte einen Klappstuhl in Besitz genommen, auf dem sie fast den ganzen Morgen sitzen blieb. Wenn Sima nicht beschäftigt war - und manchmal auch, wenn sie es war -, redete
Connie über die Trennung. Brachte sie auf den neuesten Stand, was Art anbelangte, der sich in irgendeinem überteuerten Hotel am Brooklyn-Queens-Expressway versteckte, und informierte sie über die Einsichten ihres Anwalts. Der war drei Mal verheiratet gewesen und hatte zu Connie gesagt: »Sie stehen das schon durch.«
    »Sicher«, erklärte sie Sima, »aber wie?«
    Es gab nichts zu sagen, aber trotzdem versuchte es Sima immer wieder. »Gönn dir irgendwas«, schlug sie vor. »Eine Massage, neue Stiefel.«
    Connie nickte und tupfte sich die Augen ab.
    Sima brachte ihr Wasser, Kaffee.
    Connie weinte.
    Sima tröstete sie.
    In der Zwischenzeit führte Sima die Kundinnen zwischen Umkleidekabine und Kasse hin und her, hatte für alle ein offenes Ohr, stimmte zu, vermittelte - egal, ob es um verrückte Schwiegertöchter oder Schlankheitsdiäten ging.
    Immer rein in Büstenhalter, Bademäntel, Nachthemden und Korsetts und wieder raus. Ja. Nein. Ja. Nein.
    »Wenn ich bloß vor zwei Monaten gestorben wäre«, sagte Connie und griff nach ihrem Mantel. »Bei einem Autounfall, einer Explosion. Stell dir vor: Ich wäre als jemand gestorben, der geliebt wird. Aber jetzt …«, sie machte eine wegwerfende Geste, »nichts.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, antwortete Timna, »Sie werden immer noch geliebt.«
    Aber Sima dachte: Sie hat es auf den Punkt gebracht.
    »Was wird denn aus ihr werden?«, rief Sima jetzt zu Lev. »Wie sollen wir ihr helfen?« Sie rollte auf die Seite und seufzte. »Wir sollten sie öfter einladen. Aber ich bin am Abend so müde, dass die Vorstellung, jemand anderem Essen zu machen …«

    »Sie schafft das schon.« Lev schloss die Badezimmertür hinter sich. »Sie kann für sich selbst sorgen. Sie fällt schon wieder auf die Füße.«
    »Wir sprechen von einer Frau, Lev, nicht von einer Katze.«
    »Dann lad sie halt öfter ein.«
    »Ich weiß, es ist nur …«
    »Nur was?«
    »Nichts.« Sima griff nach dem Buch auf ihrem Nachttisch. Ein spannender Roman, aber sie hatte gemogelt und die Fragen des Buchclubs auf der Rückseite gelesen, und jetzt wusste sie schon, wie es ausging. Immer noch quälte sie eine leichte Sorge: so sehr von Connie und Timna gebraucht zu werden - fast wollte sie, dass Lev nicht recht behielt.

    »Es ist gut, schon gut«, sagte Sima, obwohl Timna am anderen Ende der Leitung gar nicht wirklich um Zustimmung gebeten hatte. »Ruhen Sie sich einfach aus, und achten Sie darauf, viel Wasser zu trinken. Ich rufe später wieder an und erkundige mich, wie es Ihnen geht.« Sima wickelte die Telefonschnur ein paar Mal ums Handgelenk, nahm einen Stift und probierte ihn auf einem gelben Block aus. »Ja? Also gut, nur für den Fall, dass Sie schlafen, rufe ich nicht an.

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