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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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Tritthocker nahm.
    Sima nickte abwesend. Sie erinnerte sich an den Moment, als sie Art zum ersten Mal gesehen hatten. »Der ist süß«, hatte Connie gesagt und zeigte ihn Sima in einem überfüllten Bus. Er war College-Student, sie gingen noch auf die Highschool. Und wieder das gleiche Spiel, hatte Sima gedacht, als Connie sie durch die Menge zerrte, bis sie neben ihm standen.
    Connie hatte sich zu Sima umgedreht, und ihre Lippen formten den Befehl: »Pass auf!« Dann fasste sie kühn die mittlere Haltestange, sodass ihre Finger die seinen berührten.
    Art blickte überrascht auf. Als er Connie sah, lächelte er. Er fragte sie nach ihrem Namen, sie gab sich reserviert. Er ließ nicht locker, Connie ließ ihn raten. Sima konnte nicht glauben, dass etwas so Offensichtliches, so Dämliches, so gut funktionierte. »Alice?«, fragte Art, »Grace?«

    Beide strahlten.
    Es war Sima, die Connie den Stift reichte, mit dem sie ihren Namen und ihre Telefonnummer auf Arts Handrücken schrieb. Sie sah noch immer Arts scheues Lächeln vor sich, als er zusah, wie Connie ein Herzchen über das i malte.
    Wie war es möglich, dachte Sima, dass sich ihr Leben an jenem Tag verändert hatte, nur um hier zu landen: Connie in der Umkleidekabine, die quer durch den Laden rief und fragte, ob es tatsächlich stimme, dass Strapse wieder in Mode seien. Lachen drang aus der Kabine, Geflüster. Wie in der Highschool. Wieder das gleiche Spiel. Und von ihr wurde erwartet, dass sie den Stift bereithielt, wie immer.

21
    S ima schloss die Augen und versuchte, den Gedanken, der in ihr aufgestiegen war, zu verscheuchen. Es handelte sich um einen vollständig ausformulierten Satz. Sie sah ihn so vor sich wie bei jener Geschichte in der Bibel, wo Gott die Wände des babylonischen Königs mit flammenden Lettern beschrieben hatte. Genauso heiß und brennend war der Gedanke. Sie bedeckte ihre Augen mit den Händen.
    Timna bekam nichts davon mit. Sie bediente Leah Korngold, die ein Korsett für die Hochzeit ihrer Nichte suchte. Sima kannte die Rivalität zwischen Leah und ihrer Schwester seit Jahrzehnten und wusste, dass Leah jeden Geldbetrag ausgeben würde, um ein paar Gramm dünner auszusehen als ihre Schwester. »Zeigen Sie ihr das von Dior«, hatte sie Timna geraten. Diese hatte sofort begriffen und die teuerste Marke herausgesucht. »Es ist der letzte Schrei«, hörte Sima sie zu Leah sagen und musste grinsen. Wie unbefangen dieser Satz über Timnas Lippen kam, den sie von Sima gelernt und dessen Überzeugungskraft sie mitbekommen hatte, und den sie nun wiederholte, wann immer eine Kundin sich zögerlich zeigte, ohne die geringste Scheu, etwas nachzuäffen.
    Timna war am Morgen erneut zu spät gekommen, und Sima fiel, wie auch schon in den vergangenen Wochen, wieder auf, wie schlecht die junge Frau aussah - ihre Haut war fleckig, ihr Gesicht abgespannt. Als Timna den Mantel auszog, sah sie, dass diese die schwarze Baumwollhose mit Kordelzug trug, die sie vor ein paar Wochen im Laden gekauft hatte, angeblich für Yoga. Es war nicht das erste Mal, dass sie sie zur Arbeit trug,
sondern mindestens das zweite Mal diese Woche. Und dazwischen hatte Timna nicht etwa die Bluejeans oder die schwarze Cordhose getragen, die beide eng saßen und an den Schenkeln und über dem Po spannten und in denen Sima sie gewöhnlich bewunderte, sondern eine formlose graue Hose.
    Das war der eine Beweis. Und dann war Timna in letzter Zeit so müde gewesen, was so weit ging, dass sie zwischen zwei Kundinnen den Kopf auf den Tisch legte und manchmal in Sekundenschnelle einschlief. Sima hatte dies auf Timnas lange Nächte zurückgeführt - wer weiß, was sie machte, oder mit wem -, doch als Timna erneut eine zweite Tasse Kaffee ablehnte, trotz der dunklen Ränder unter ihren Augen, fragte sich Sima, ob das lange Ausgehen vielleicht bloß die halbe Wahrheit war. Timna hatte stattdessen eine Flasche Wasser herausgenommen und etwas über eine Promi-Diät gemurmelt, aber tatsächlich hatte sie Gewicht zugelegt: Ihr lavendelfarbener Pullover spannte über den Brüsten, warf Falten unter den Achseln.
    Während Timna vor der Umkleide stand und wartete, dass Leah den Vorhang aufzog, damit sie die Passform begutachten konnte, schob sie den Finger unter den Kordelzug in ihrer Taille und machte ihn lockerer.
    Mein Gott, dachte Sima, und die Worte brannten wie Feuer: Timna ist schwanger.
    »Sehen Sie, wie flach es Ihren Bauch macht«, sagte Timna und lächelte Leah an, die sich vor dem

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