Die geheime Welt der Frauen
sie mich einweihen will, tut sie’s schon.«
»Wenn sie dich einweihen will, was?« Sima schmeckte eine Bitterkeit im Mund, Ärger stieg in ihr auf. »Das ist deine Ausrede dafür, nie nachzufragen, nie jemandem zu helfen.« Sie stellte die Teller in die Spülmaschine, ohne sie vorher vorzuspülen. »Du sitzt bloß herum und wartest auf eine Einladung, und gleichzeitig ignorierst du das Leid vor deinen Augen.«
»Das stimmt nicht, Sima - du bist diejenige, die mich ausgeschlossen hat. Du hast alles dafür geopfert, dein Geheimnis zu bewahren, und mich dann beschuldigt, ich sei nicht für dich da gewesen.« Er stand auf und sah sie an. »Jetzt hat Timna ein Geheimnis - vorausgesetzt, sie hat überhaupt eines, wer weiß das schon sicher? -, und du willst es ans Licht zerren. Warum?«
»Eben deswegen, genau deswegen.« Sie machte die Spülmaschine zu und strich die ausgebeulten Taschen ihres Hauskleids glatt. »Weil ich weiß, was Reue heißen kann, weil ich weiß, dass sie einen erwürgen und umbringen kann.«
»Glaubst du, wir kriegen ihr Baby?«
»Was?«
»Glaubst du, Timna gibt uns ihr Baby?«
Sie sah ihn an. Sein Gesicht war bleich, die Adern an seinem Hals dunkelrot. »Lev, jetzt bist du verrückt geworden.« Doch noch während sie die Idee abtat, machte ihr Herz einen Sprung bei dem Gedanken - ein Baby, Timna -, aber sie schluckte und schob die Sehnsucht weit von sich weg.
»Na komm, Sima, gib’s zu: die Tochter, die wir nie hatten, das Enkelkind, von dem wir nicht einmal zu träumen wagten …«
Von dem du nie geträumt hast, dachte sie. Sie blickte auf Levs Hand, die auf der Küchentheke lag: die Fingernägel ein bisschen zu lang, die Haare weiß geworden - wann? »Ich muss ihr helfen, Lev. Es wäre nicht recht, wenn ich es nicht täte.«
Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab. »Wie du meinst, Sima. Wie du meinst.«
»Du musst etwas tun«, sagte Connie, als Sima an diesem Abend anrief. »Sie braucht dich. Sie ist ganz allein hier, Tausende von Meilen von ihrer Heimat entfernt, und jetzt auch noch schwanger …«
»Also glaubst du, nach dem, was ich dir erzählt habe …«
»Mein Gott, ja. Hab ich nicht immer gesagt, Sima, dass du die aufmerksamste Frau bist, die ich kenne? Deswegen ist dein Geschäft so erfolgreich. Ganz abgesehen davon, dass du meine Ehe zerstört hast.«
»Connie, ich …« Sima spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann.
»Das war ein Scherz, ein Scherz. Der Punkt ist der, dass dir nichts entgeht, du bemerkst, was deine Kundin braucht, bevor sie es selbst weiß.«
»Ja?«
»Erinnere dich an Shirley. Du hast ihr gesagt, dass sie mehr Halt braucht, bevor sie selbst irgendwas dergleichen geäußert hatte, und dann stellte sich heraus, dass sie kurz davorstand, sich die Brüste verkleinern zu lassen, bevor deine BHs alles geändert haben.«
Sima nickte und setzte sich aufs Bett.
»Sie ist schwanger. Mein Gott. Weißt du, von wem?«
»Nein. Ich weiß gar nichts, wir haben nicht darüber gesprochen.« Es war kalt im Zimmer, Sima legte die Steppdecke über die Beine.
»Kannst du dir das vorstellen - es könnte einfach irgendein Typ sein? Ich schwöre dir, wenn Nate so was getan hätte …«
»Was? Was würdest du tun? Weil ich genau das herausfinden will, was meine Rolle dabei ist, ob ich mich einmischen soll oder nicht.« Sima lehnte sich auf die Kissen zurück.
»Nun, du darfst nicht vergessen, dass ich seine Mutter bin, also habe ich natürlich eine Rolle. Ich würde das Mädchen selbst anrufen. Ich würde sie zum Essen einladen, ihr erklären, wie enttäuscht ich von meinem Sohn sei, aber zwischen mir und ihr wäre alles offen. Sie werde schließlich mein Enkelkind bekommen, würde ich sagen, und dass ich nicht zulassen würde, dass mein Enkel in Armut aufwächst.«
»Ich will keine großen Reden, Connie, ich möchte bloß wissen, was ich deiner Meinung nach tun soll.«
»Tut mir leid, ich hab mich hinreißen lassen. Also, was Timna betrifft, solltest du vielleicht ihre Mutter anrufen, ihr von deinem Verdacht erzählen …«
Sima setzte sich auf und schob sich ein kleines Kissen in den Rücken. »Wirklich? Einfach so ihre Mutter anrufen?« Sie versuchte, ruhig zu sprechen, ihre Enttäuschung zu verbergen - sie wollte doch diejenige sein, die Timna half, und nicht die Dinge einfach Timnas Mutter überlassen.
»Natürlich ihre Mutter. Warum nicht?«
»Weil sie sich nicht besonders nahestehen. Timna hat mir erzählt …«
»Also stehen sie sich nicht
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