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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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nahe. Umso mehr Grund hast du anzurufen, weil Timna es vermutlich nicht tun wird.« Connie schwieg einen Moment. »Hör zu, Sim-sim, ich weiß, wie gern du dieses Mädchen hast …«
    Sima presste die Augen zu, weil Tränen darin brannten.
    »Aber das ist eine Nummer zu groß für dich. Wenn sie ihre Mutter nicht selbst anruft, dann musst du es tun.«
    »Aber sie wird wütend sein …«
    »Vielleicht. Trotzdem ist es das Richtige. Du kannst nicht einfach zusehen, wie sie ihr Leben zerstört. Sima, vor allem du …«
    »Aber habe ich wirklich das Recht, mich einzumischen?«
    »Wenn nicht du, wer dann? Sie ist jung und allein, und dann noch in New York. Stell dir vor, sie hat eine Abtreibung und sagt ihrer Mutter nichts davon - stell dir das vor, die Entfernung zwischen den beiden.«
    Sima nickte und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab.
    »Sima, es liegt an dir, diese Beziehung zu kitten. Die ganze Zeit hab ich zu Art gesagt …« Connie hielt inne, und diesmal
konnte Sima hören, dass sie einen Kloß im Hals hatte. »Ich hab gesagt, es gibt einen Grund, warum Sima Timna geschenkt bekommen hat. Jetzt verstehe ich, warum.«
    Nachdem Sima aufgelegt hatte, saß sie auf dem Bett und strich ruhig die Decke auf ihrem Schoß glatt. Das war nicht die Rolle, die sie sich gewünscht hatte - die Brücke zwischen Timna und ihrer Mutter zu sein, zurückzutreten, während die beiden sich einander annäherten -, aber vielleicht war es das Einzige, worauf sie Anspruch hatte. Wichtig waren nicht ihre Wünsche, sondern das, was Timna brauchte. Sie musste sie beschützen, ihr Sicherheit geben, dachte sie, als sie über die Steppdecke strich, damit Timna das Wunder, die Freude und das Glück erleben durfte, all das, was sie selbst vor so langer Zeit verloren hatte.

Februar

23
    S ima legte die Hand aufs Telefon und spürte die Rundung des Hörers an ihrer Handfläche. Sie hob ihn langsam ab und klemmte ihn zwischen Ohr und Schulter, während sie sorgfältig die Nummer wählte, die sie in Timnas Terminkalender gefunden hatte. Sie war sich wie eine Diebin vorgekommen, als sie Timnas Tasche öffnete, um nach dem Adressbuch zu suchen, und dabei alle dafür typischen Gefühle durchlief: heftiges Herzklopfen, gespitzte Ohren. Jeder Laut von draußen, sich nähernde Schritte, alles schien sie zu verdammen.
    Sie hatte gewartet, bis Timna zum Lunch mit Lev nach oben ging - das geschah ein paar Mal die Woche, hatte sich als Tradition eingebürgert -, bevor sie Timnas Tisch umkreiste, bereit zum Angriff. Sie zählte bis dreißig und lauschte angestrengt auf die Geräusche von oben: auf das schmatzende Geräusch, als der Kühlschrank geöffnet und geschlossen wurde, auf das Scharren der Stühle, auf die lauter werdenden Stimmen. Darauf, wie Lev rasch seine Gedanken hervorsprudelte, die er sich für die kluge Zuhörerin aufgehoben hatte - »Das wird Sie interessieren« und »Sehen Sie, worauf ich gestoßen bin« -, und wie Timna zwischendurch ein »Ist mir noch gar nicht aufgefallen« oder »Ist das nicht erstaunlich?« einwarf. Wie die junge Frau ihm dann einzelne Szenen aus ihrer eigenen Vergangenheit schilderte - ein Stillleben aus Plastikfiguren, Plastikpalmen, tintenblauem Meer -, die er staunend betrachten, bedächtig in den Händen hin und her wenden konnte.
    Bei fünfzig angekommen, packte Sima Timnas Tasche.
    Mit dem Blick auf die Treppe gerichtet, suchte sie nach dem
Adressbuch und erwischte Lippenstift, Papiertücher und eine Brieftasche mit Leopardenmuster, bevor ihre Finger den Spiralrand spürten und es herauszogen. Ein winziges Büchlein von der Art, wie es an Kassentheken von Buchhandlungen verkauft wurde: Monets Wasserlilien auf der Vorder- und einer von Picassos Clowns auf der Rückseite. Sima blätterte bis »S«.
    Sie fand ihn sofort. Zuerst fiel ihr ein Name mit nur zwei hebräischen Buchstaben auf, und als sie sie aussprach, ergaben sie Shai. Sie schrieb die Nummer in ihren Kalender, versteckt unterhalb der Notizen für den Oktober, wo sie sich an die Reinigung der Dachrinnen erinnert hatte.
    Den ganzen Nachmittag beobachtete sie Timna aufmerksam, sah, wie sie sich zwischen dem Bedienen der einzelnen Kundinnen setzte und ziemlich unverhohlen, mit abwesendem Blick, gähnte. Sie ließ sie eine halbe Stunde früher gehen, indem sie Kopfweh vorschützte - »Gehen Sie, ich brauche ein bisschen Ruhe« -, aus Angst, sie würde den Mut nicht aufbringen, wenn sie zu lange wartete.
    Trotz Connies Rat entschied sie, es zuerst

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