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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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dass sie eine Grenze überschritten hatte, sich nicht, wie erhofft, als besorgte Freundin gezeigt hatte, sondern als klatschsüchtige, sich ungefragt einmischende alte Zicke. »Nein. Ich war nur ziemlich beschäftigt«, erwiderte Shai, und Sima entschuldigte sich, um die Unterhaltung zu beenden - »Tut mir leid, Sie gestört zu haben, ich muss jetzt wieder los« -, bevor er es tun konnte.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, musste Sima sich setzen, um die Fragen zu ordnen, die ihr durch den Kopf gingen. Shai log vielleicht; als Vater des Kindes hätte er Grund dazu. Sie malte sich aus, wie Timna weinte, während er tobte - das ist dein Problem, das ist alles deine Schuld -, und drückte die Hand an den Mund, als sie sich vorstellte, wie Timna sich duckte unter seinem Zorn. Wie sie sich vor und zurück wiegte, vor und zurück, rot im Gesicht und hektisch atmend.
    Oder vielleicht war es Timna, die Shai zurückwies, die mit leiser Stimme forderte, rühr mich nie wieder an, ruf nie mehr bei mir an. Vielleicht war sie weggegangen, obwohl er sie angefleht hatte - ich liebe dich, wir schaffen das -, wohl wissend, dass sie allein war. Vielleicht waren seine heftigsten Beteuerungen wirkungslos verpufft, während die Zukunft sich düster und beängstigend vor ihr auftat.
    Sima sah Timna, allein unter Fremden, dämmrige Straßen entlanggehen, die immer gleichen abgedroschenen Fragen im
Kopf. Und niemand legte ihr die Hand auf die Schulter, keiner sagte: »Ich bin jetzt hier, ich bin für dich da«, wie sie es gern getan hätte.
    Sima biss sich leicht in die Faust, gerührt von dem Bild, das sie vor sich sah. Timna brauchte sie. Gleich morgen würde sie etwas sagen, ganz egal, was kam. Sie stützte sich mit der Hand auf die Ladentheke, um aufzustehen, als ein anderer Gedanke sie innehalten ließ. Vielleicht war Timna gar nicht allein? Vielleicht war Shai vor ein paar Wochen durch einen anderen Liebhaber ersetzt worden, den sie ihr gegenüber nicht erwähnt hatte? Dieser Fremde möglicherweise, der sie letzte Woche ins Kino ausgeführt hatte. Oder diente der Besuch im Kino als Vorwand für einen anderen, viel schlimmeren - in irgendeiner Klinik, mit lavendelfarbenen Zierleisten, wo sich leise zischend immer wieder Glasschiebetüren öffneten?
    Sima rief die Auskunft an. »Ja, ich brauche eine Auslandsnummer. Israel, Herzliya. Der Name ist Shachar.«
    Sie legte nicht auf, nachdem sie die Nummer hatte, sondern drückte den Hörer an die Brust, unterbrach die Verbindung mit einem Fingerdruck und ließ den Blick durch den Laden schweifen - überall dorthin, wo Timna nicht war. Sie sah auf den neben ihr liegenden Notizblock - eine Reihe von Nummern, um Timnas Mutter vom anderen Ende der Welt aus aufzurütteln, eine gedrehte Telefonschnur, um sie einzufangen und Sima hinauszukatapultieren. Timna würde wahrscheinlich kündigen, sobald sie ihr sagte, was sie getan hatte. Und selbst wenn sie schwieg, selbst wenn Timna ihr am Schluss dankte und erklärte, sie habe das Richtige getan, selbst wenn sie Mutter und Tochter mit einem Anruf wieder zusammenführte, selbst dann … Sima wusste, dass sie Timna verlieren würde. Dass sie ersetzt werden würde. Überflüssig wäre. Sie würde ihr zum Abschied nachwinken, wünschen, sie würde schreiben.

    Sima blickte hinüber zu Timnas Nähtisch und dachte an jenes Gespräch, als sie sich einig gewesen waren, dass dieser Wäscheladen, vergleichbar Timnas Kühlraum im Supermarkt, Simas Zufluchtsort und Sicherheit sei. Sie fragte sich, ob das immer noch zutraf. In den vergangenen Monaten war ihr bewusst geworden, wie sehr sie von Timna profitiert hatte: die Freude, die Erregung, das Glück, ihre Schönheit zu betrachten, sie zum Lachen zu bringen. Aber mit diesem Gewinn war auch Verlust einhergegangen: Sie liebte die Tage in dem Laden nicht, weil sie ihr gehörten, sondern weil sie sie mit Timna teilte.
    Sima legte den Hörer auf und blickte kurz auf Timnas leeren Stuhl, bevor sie die Treppe hinaufstieg und das Licht löschte.

    Später sagte Sima immer, dass nicht sie zum Dessousgeschäft, sondern dass das Geschäft zu ihr gekommen sei.
    »Du musst dich irgendwie beschäftigen«, meinte Connie. Sie hatten sich zufällig vor dem Gemüseladen getroffen, wo Sima auf ihren Vorschlag, zusammen zur Maniküre zu gehen, nur mit einem gleichgültigen Achselzucken reagiert hatte. »Ich hab darüber nachgedacht«, fuhr Connie fort. »Du brauchst einen Job. »Irgendwas, wofür du morgens aufstehst, irgendwas, was

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